Suche nach den Ursachen

Nach dem Hochwasser: Mehr als 120 Millionen Euro Schaden allein in Rudersberg

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Autor/in
Laura Cloppenburg
Frederike Hagedorn

Im Kreis Göppingen und im Rems-Murr-Kreis haben Wassermassen vieles zerstört. Die Landkreise suchen jetzt nach den Ursachen für die schweren Schäden - und die Schadenssummen werden nach und nach bekannt.

Wochen nach dem verheerenden Starkregen stellt das Hochwasser den Kreis Göppingen und den Rems-Murr-Kreis noch immer vor große Herausforderungen. Die Forschung nach den Ursachen für die erheblichen Schäden laufen, so das Landratsamt Göppingen. Auch der Rems-Murr-Kreis zieht seine ersten Lehren aus den Unwettertagen. Währenddessen laufen die Aufräumarbeiten in den Kommunen und die Höhe der Schäden wird klar.

Hochwasserschäden im dreistelligen Millionenbereich

Den Landkreis Göppingen hat das Hochwasser schwer erwischt. Eine genaue Schadenssumme sei noch nicht klar. Das Landratsamt geht allerdings von einer zweistelligen Millionensumme aus. Manche Schäden seien so groß, dass grundlegende Sanierungsarbeiten nötig seien, so das Landratsamt Göppingen.

Knapp einen Monat nach dem Hochwasser in Rudersberg (Rems-Murr-Kreis) hat die Gemeinde eine erste Schadensbilanz gezogen. Demnach ist hier ein Schaden in Höhe von mehr als 120 Millionen Euro entstanden. Dazu zählen Schäden der öffentlichen Infrastruktur, an Landes- und Kreisstraßen, von Gewerbetreibenden und Privatpersonen sowie Schäden an der Wieslauftalbahn.

Die Gemeinde Rudersberg gilt als eine der am stärksten vom Hochwasser betroffenen Orte in Baden-Württemberg. Mehr als 1.000 Haushalte waren betroffen; etwa die Hälfte der öffentlichen Einrichtungen wurde beschädigt. Laut dem Rudersberger Bürgermeister Raimon Ahrens kann die Gemeinde den entstandenen Schaden nicht alleine stemmen. Gleichzeitig lobte Ahrens die hohe Spendenbereitschaft. Auf einem dafür eingerichteten Konto der Gemeinde, sind demnach schon rund 400.000 Euro eingegangen.

Göppingen sucht nach Ursache für Hochwasser

Aktuell suchen die Kommunen im Kreis Göppingen zusammen mit dem Landratsamt, wie es zu so vielen Schäden kommen konnte. Laut Landratsamt sei es ein Zusammenspiel aus mehreren Ereignissen gewesen. Demnach sorgte zum einen der Dauerregen dafür, dass die Flusspegel stark anstiegen und über die Ufer traten. Zum anderen haben Gewitterzellen in Form von Starkregen die Lage in kürzester Zeit verschärft, so das Landratsamt Göppingen.

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Die bereits vorhandenen Hochwasserschutzmaßnahmen sollen überprüft werden, um zu schauen, wo Potenzial für Verbesserungen sei. In einer vorläufigen Gesamtbetrachtung spricht Simon Gottowik, Pressesprecher des Landratsamts, von einer insgesamt im Rahmen der Möglichkeiten gut gelungenen Bewältigung. Das läge vor allem an der hohen Einsatzbereitschaft der Hilfskräfte.

Rems-Murr-Kreis zieht Lehren aus Starkregen und Hochwasser

Die Kreisverwaltung des Rems-Murr-Kreises hat laut Landrat Sigel erste Konsequenzen aus dem Hochwasser gezogen. Es solle in Zukunft mehr für Aufklärung gesorgt werden, um die Bevölkerung auf solche Ereignisse vorzubereiten. Außerdem sei der Rems-Murr-Kreis in einem Sirenenförderprogramm, wodurch die Warnung der Bevölkerung verbessert werden soll.

Rems-Murr-Kreis: Hochwasser sorgte für tausende Tonnen Müll

Nach dem Hochwasser laufen im Rems-Murr-Kreis die Aufräumarbeiten. Die Abfallwirtschaft Rems-Murr, der Müllentsorger des Kreises, hat nach eigenen Angaben innerhalb von neun Tagen 8.000 Tonnen Müll abtransportiert. Normalerweise fallen in einem Monat etwa 5.000 Tonnen im ganzen Landkreis an. Demnach belaufen sich die Kosten auf rund 3,5 Millionen Euro.

Nach dem Starkregen und dem Hochwasser beginnen die Bürgerinnen und Bügrer mit den Aufräumarbeiten. Rund 8.000 Tonnen Müll wurden bereits abtransportiert.
8.000 Tonnen Müll transportierte die Abfallwirtschaft Rems-Murr innherhalb von neun Tagen ab. So viel Müll falle normalerweise in einem ganzen Monat nicht an, so die Abfallwirtschaft Rems-Murr.

Beim Abtransport des Mülls haben in den Wochen nach der Flut auch umliegende Kreise viel mitgeholfen. Aus Böblingen seien beispielsweise 13 Mitarbeiter und vier Fahrzeuge der Müllabfuhr nach Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) geschickt worden, hieß es vom Böblinger Landratsamt.

Nachbar-Landkreise helfen: Schon 1,3 Millionen Euro Spenden gesammelt

Landrat Richard Sigel spricht von enormen Schäden: die Kosten für Straßenschäden und Hangrutsche gehen demnach in die Millionen. Er hofft auf schnelle Unterstützung, damit Straßen noch im Sommer saniert und Heizungen bis zum Winter repariert werden können. Damit das Land eine Soforthilfe gewährt, muss der Schaden größer als 100 Millionen Euro sein. Im Rems-Murr-Kreis ist das der Fall. Der Gesamtschaden im Rems-Murr-Kreis beläuft sich auf geschätzt 211 Millionen Euro und ist damit mehr als doppelt so hoch.

Wir haben viele Privathaushalte, die nicht voll umfassend oder vielleicht auch gar nicht versichert sind, wo wir Mittel für Härtefallregelungen brauchen.

Eine Arbeitsgruppe des Landes wolle bis Juli über die Soforthilfe entscheiden, so der Landrat. Bis dahin schöpfe man aus der großen Spendenbereitschaft. Rund 1,3 Millionen Euro seien bislang durch Spenden zusammengekommen. Auch, weil benachbarte Landkreise das Spendenkonto direkt auf den Startseiten ihrer Internetauftritte verlinkt haben, teilte das Böblinger Landratsamt mit. Dort könnte in Böblingen dann auch ausgewählt werden, an welchen Kreis die Spende konkret gehen soll. Mit dem Stichwort "Spende" werde sie durch vier aufteilt.

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Rudersberg war besonders vom Starkregen betroffen

Auch in Rudersberg (Landkreis Rems-Murr) hat der Starkregen zu Schäden an Privathaushalten, Firmen und öffentlichen Gebäuden geführt. Bürgermeister Raimon Ahrens (parteilos) schätzt den Schaden vorläufig auf 100 bis 120 Millionen Euro.

Rudersberg war eine der am schwersten, wenn nicht sogar die am schwersten betroffene Gemeinde in Baden-Württemberg von diesem Starkregen- und Hochwasserereignis.

Die Nachwirkungen der Überflutungen werden sicher noch über Jahre spürbar sein, davon ist Ahrens überzeugt. Im SWR bekräftigte er seine Forderung nach Geld von Bund und Land. Manche betroffenen Privathaushalte seien nicht ausreichend oder gar nicht versichert gewesen.

Zur Reperatur von millionenschweren Schäden am Schienennetz im Rems-Murr-Kreis fordert das Landratsamt Hilfe von Land. Die Schäden seien infolge des Starkregens und des Hochwassers Anfang Juni entstanden.
Durch das Hochwasser und den Starkregen hat das Schienennetz im Rems-Murr-Kreis erheblichen Schaden genommen. Das Landratsamt Rems-Murr fordert schnelle Unterstützung vom Land, um den Millionenschaden zu beheben.

Zudem gebe es große Schäden durch Hangrutsche im Bereich der Wieslauftalbahn. Dort sei der Schaden so groß, dass nicht absehbar sei, wann sie wieder in Betrieb genommen werden kann. Auch eine Grundschule und ein neu sanierter Kindergarten seien erheblich beschädigt. Für die Kindergartenkinder müsse für das nächste Jahr vorerst eine Zwischenlösung gefunden werden. Positiv sei jedoch, dass in Rudersberg der Zusammenhalt sehr groß sei, so Ahrens.

Der Zusammenhalt ist nach wie vor sehr groß in unserer Gemeinde, das ist ein existenzieller Punkt beim Wiederaufbau.

Auf dem Spendenkonto der Gemeinde seien mittlerweile über 250.000 Euro eingegangen. Die Auszahlung sei schon im Gange: Betroffene hätten schon 50.000 Euro erhalten.

Das Wieslauftal im Rems-Murr-Kreis - hier im Bild die Laufenmühle zwischen Welzheim und Rudersberg - war besonders stark vom Starkregen und dem Hochwasser Anfang Juli betroffen. Der Starkregen hat Privathaushalte, Firmen und öffentliche Gebäude getroffen. Die Aufräumarbeiten laufen.
Das Wieslauftal im Rems-Murr-Kreis - hier im Bild die Laufenmühle zwischen Welzheim und Rudersberg - war besonders stark vom Starkregen und dem Hochwasser Anfang Juli betroffen. Der Starkregen hat Privathaushalte, Firmen und öffentliche Gebäude getroffen. Die Aufräumarbeiten laufen.

Schorndorf sucht nach dem Hochwasser Wohnungen

In Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) ist die Situation nach Angaben von Oberbürgermeister Bernd Hornikel (parteilos) nach wie vor angespannt. Die Bürger und Bürgerinnen seien auch hier mit den Aufräumarbeiten beschäftigt und setzten sich mit Versicherungen und Gutachtern auseinander. In manchen Fällen sei damit zu rechnen, dass Bewohnerinnen und Bewohner bis zu ein Jahr in alternativen Wohnungen untergebracht werden müssen. Solange dauere es zum Teil, bis die Häuser wiederhergestellt seien. Die Stadt versuche zu helfen, indem sie Betroffenen Wohnraum vermittle.

Ich hatte heute eine Familie hier, die können jetzt ein Jahr lang nicht in ihr Haus einziehen, so lange wird es dauern, bis das Haus wiederhergestellt ist. Für den Zeitraum benötigen wir Ersatzwohnraum und zwar für eine ganz erkleckliche Zahl an Familien und Einzelpersonen.

Vergangene Woche lagen dem Oberbürgermeister acht Anfragen auf Ersatzwohnungen vor - darunter auch von Familien mit Kindern. Eine Anfrage konnte bereits vermittelt werden, zwei seien in der Schwebe. Schwierig sei jedoch, dass freie Wohnungen nicht immer zu den Bedürfnissen der Betroffenen passen - zum Beispiel eine kleine Wohnung zu einer großen Familie. Er rechne damit, dass noch mehr Ersatzwohnungen benötigt werden.

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Auch viele Mitarbeitende der Firma STIHL aus Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) sind vom Hochwasser betroffen. STIHL bot schnelle finanzielle Hilfe an. Beispielsweise wurden die Betroffenen sofort mindestens drei Tage bei weiterlaufendem Gehalt freigestellt. Aber auch für Helferinnen und Helfer gab es Unterstützung: STIHL-Mitarbeitende, die während der Flut mit der Freiwilligen Feuerwehr unterwegs waren, werden von der Firma weiter bezahlt. Normalerweise zahlt der Kreis den Arbeitern nach einem Freiwilligen Feuerwehr Einsatz den entfallenen Lohn. "Bei STHIL hilft man sich", so das Waiblinger Familienunternehmen. Auch ein firmeneigenes Spendenkonto für betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat STIHL eingerichtet. Momentan kann noch gespendet werden - STIHL will das Ergebnis dann am Schluss verdoppeln.

Hochwasser: Kaisersbach kam relativ glimpflich davon

In Kaisersbach (Rems-Murr-Kreis) rechnet Bürgermeister Michael Clauss (parteilos) ebenfalls mit wochen-, wenn nicht sogar monatelangen Aufräum- und Reparaturarbeiten. Dennoch sei seine Gemeinde im Vergleich zum Wieslauf- oder Remstal mit einem blauen Auge davon gekommen, sagte er im SWR. Die Zusammenarbeit zwischen den Rettungsorganisationen, Freiwilligen, dem Krisenstab und dem Technischen Hilfswerk habe während der hohen Einsatzlage außerdem sehr gut funktioniert, so Clauss.

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