Die Schäden durch die Überschwemmungen im Rems-Murr-Kreis Anfang Juni sind immer noch groß. Die Betroffenen kämpfen sich Stück für Stück in die Normalität zurück.
Den kleinen Ort Rudersberg (Rems-Murr-Kreis) hat die Überschwemmung Anfang Juni besonders schwer getroffen. Viele Häuser und Geschäfte sind beschädigt, auch Straßen und andere öffentliche Einrichtungen. Ersten Schätzungen der Gemeinde nach liegt der Schaden bei mehr als 120 Millionen Euro. Sieben Wochen nach der Flutkatastrophe ist der Schlamm weg und die meisten Straßen sind wieder befahrbar. Wie geht es den Menschen, die durch die Überflutungen fast alles verloren haben?
Nach Überschwemmung: Immer noch fließt Wasser aus den Wänden
Einige Geschäfte müssen ganz neu anfangen. In der Metzgerei Hinderer verursachte das Hochwasser einen Totalschaden. 1,80 Meter hoch stand das Wasser im Laden. Alle Geräte, Möbel und Wände mussten raus. Zurück bleibt nur der Rohbau. Auch sieben Wochen später fließen aus den Wänden jeden Tag zwischen 100 und 150 Liter Wasser, die ständig abgepumpt werden müssen.
Trotzdem ist das Ehepaar Hinderer voller Hoffnung: "Jetzt ist der Dreck weg, die Sonne scheint wieder und viele Dinge sind wieder positiv", sagt Werner Hinderer. Für den 61-Jährigen sei der Wiederaufbau eine echte Herausforderung, Aufgeben komme aber nicht infrage. Schließlich gibt es den Familienbetrieb schon seit über 200 Jahren.
Metzgerei in Rudersberg: Versicherung wird vermutlich einiges zahlen
Nicht alle Betroffenen in Rudersberg versuchen ihre Geschäfte wieder aufzubauen. Manchen fehle die Kraft, anderen das Geld, so Werner Hinderer. "Die Entwicklung im Ort ist ein bisschen düster", sagt Hinderer weiter. Deshalb sei es umso wichtiger, dass die Metzgerei schnell wieder eröffne. Wenn die Wände endlich getrocknet sind, kann der Wiederaufbau starten. Wie viel des Schadens die Versicherung übernimmt, steht noch nicht fest. "Wir sind aber guter Hoffnung, dass wir am Ende mit einem blauen Auge davon kommen", sagt Dorothe Hinderer. Das Ehepaar hofft, im November wieder öffnen zu können.
Großer Schock nach Gutachten in Sanitätsgeschäft in Rudersberg
Die Brüder Klotzbücher, die ein Sanitätsgeschäft in Rudersberg führen, dachten zuerst, sie seien glimpflich davon gekommen. Im Laden stand das Wasser nur einen halben Meter hoch - im Vergleich zu anderen Geschäften war das nicht viel. "Wir dachten, wir könnten schnell wieder aufmachen. Als der Gutachter kam, ist unsere Welt zusammengebrochen", sagt Thomas Klotzbücher. Im Laden gibt es fast keine Anzeichen des Hochwassers. Trotzdem: Der Schaden ist enorm. Böden, Wände, Deckenplatten - alles muss raus und kernsaniert werden.
Nachbarschaft in Rudersberg hilft beim Aufräumen
Ohne die vielen freiwilligen Helfer, die in ganz Rudersberg beim Aufräumen geholfen haben, wäre die Situation viel schlimmer gewesen. "Wir sind überwältigt gewesen von den Menschen, die hier Tag und Nacht mitgeholfen haben", sagt Michael Klotzbücher. Trotz aller Hilfe: Vor März nächsten Jahres wird der Laden nicht wieder öffnen können.
Die Brüder haben sich deshalb eine Zwischenlösung überlegt: eine Zelthalle gegenüber des Ladens. In einigen Wochen soll die Halle stehen und der komplette Laden wird umziehen.
Laufenmühle bei Welzheim wieder offen
Besonders schlimm getroffen hat es auch die Landstraße zwischen Welzheim und Rudersberg. Auf Höhe des Viadukts an der Laufenmühle stürzte ein Teil der Straße in den Fluss. Auch die Laufenmühle wurde stark beschädigt. Dort leben und arbeiten geistig behinderte Menschen. In die Wohngruppenhäuser ist Wasser gelaufen. Die Schäden dort seien aber vergleichsweise gering und niemand sei verletzt worden, heißt es von der Laufenmühle. Jedoch musste das Inklusionsprojekt "Eins und Alles - Erfahrungsfeld der Sinne" vorübergehend geschlossen werden.
Durch einen Spendenaufruf und viel Hilfe aus der Nachbarschaft konnte die Mühle nach eigenen Angaben samt Inklusionsprojekt am 13. Juli wieder öffnen. Über Rudersberg ist die Laufenmühle weiterhin nicht zu erreichen, aber die Straße von Welzheim zur Mühle ist offen.
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