Wollte der mutmaßliche Handgranaten-Werfer von Altbach tatsächlich Menschen umbringen? Laut Verteidigung habe es sich auch um eine Machtdemonstration handeln können. Derweil gibt es eine weitere Anklage.
Im Prozess um den Handgranaten-Wurf in Altbach (Kreis Esslingen) am 9. Juni 2023 haben die Staatsanwaltschaft und Verteidigung am Donnerstag ihre Abschlussplädoyers gehalten. Die Staatsanwaltschaft forderte eine Haftstrafe von 13 Jahren für den Angeklagten.
Hat der Angeklagte versucht, ein Blutbad anzurichten?
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat der 24-jährige Angeklagte "wie jeder erwachsene Mensch" gewusst, dass eine Handgranate eine Kriegswaffe ist und ihre Folgen unkalkulierbar sind. Der Oberstaatsanwalt sah außerdem mehrere Mordmerkmale erfüllt, etwa Heimtücke, weil die meisten Trauergäste mit dem Rücken zum Angreifer standen.
Die Verteidigung forderte dagegen eine Freiheitsstrafe von elf Jahren. Der Verteidiger stellte beim Verhandlungstermin in Frage, ob der Angeklagte tatsächlich vorhatte, ein Blutbad anzurichten. Vielleicht sei es eher darum gegangen, die Granate nur in die Richtung der Trauergemeinde zu werfen, um im Kontext der Auseinandersetzung zwischen den beiden Gruppierungen Macht zu demonstrieren, so der Verteidiger.
Beim Anschlag mit der Handgranate wurden 15 Menschen verletzt
Dem Angeklagten wird vorgeworfen, vergangenen Sommer eine Handgranate auf eine Gruppe von Trauergästen auf einem Friedhof in Altbach geworfen zu haben. 15 Menschen wurden dabei teilweise schwer verletzt. Die Granate war an einem Baum explodiert. Schlimmeres sei laut Polizei durch den Baum verhindert worden. Einige der Opfer tragen Teile der Granate immer noch in sich. Diese konnten aufgrund des erhöhten Operationsrisikos nicht entfernt werden.
Weitere Prozesse im Rahmen der Schuss-Serie
Die Attacke auf dem Friedhof in Altbach gilt als bislang schwerste Eskalation eines Kampfes von zwei verfeindeten Gruppen junger Männer aus dem Großraum Stuttgart. Rund um die gewaltsame Auseinandersetzung der Gruppen laufen bereits weitere Prozesse - zum Beispiel gegen fünf junge Männer, die unmittelbar nach der Explosion in Altbach wiederum einen Gegenangriff gegen den Handgranatenwerfer gestartet haben.
Sie sollen ihn am Friedhof in Altbach aus dem Auto gezerrt und ihn so stark getreten und geschlagen haben, dass er lebensgefährlich verletzt wurde. Auch sollen sie Rettungssanitäter zunächst davon abgehalten haben, den Verletzten am Kopf zu behandeln.
Weitere Anklage erhoben
Im Zusammenhang mit diesem Gegenangriff auf den Handgranaten-Werfer hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart am Donnerstag Anklage gegen vier weitere Männer erhoben, die auch an dem Angriff beteiligt gewesen sein sollen. Ihnen wird versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung sowie Widerstand gegen die Einsatzkräfte vorgeworfen. Die vier Männer im Alter von 20, 20, 28 und 38 Jahren sollen mutmaßlich der Gruppe aus dem Raum Esslingen nahestehen.
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