Stuttgart und der Autoverkehr - ein Dauerbrenner. Und jetzt werden auch noch die Parkplätze in der Innenstadt knapp. Der Einzelhandel ist alarmiert, Politiker sind geteilter Meinung.
In Stuttgart fallen rund 850 Stellplätze zumindest für eine gewisse Zeit lang weg. Zwei große Parkhäuser in der Innenstadt haben geschlossen: das Breuninger-Parkhaus und das Parkhaus am ehemaligen Galeria Kaufhof in der Eberhardstraße. Insgesamt sind das in der Innenstadt laut der Stuttgarter City-Initiative etwa zehn Prozent weniger Parkplätze.
Breuninger-Parkhaus wird durch Mobility Hub ersetzt
Im Breuninger-Parkhaus konnten bisher rund 650 Autos parken. Seit kurzem ist das Parkhaus geschlossen. Es wird abgerissen und neu gebaut - als Mobility Hub: ein Parkhaus für Autos, Fahrräder und mit Ladestationen. Bis das fertig ist, dauert es aber wohl mehr als ein Jahr. Ebenfalls geschlossen, in diesem Fall aus Brandschutzgründen: Das Parkhaus am ehemaligen Galeria Kaufhof in der Eberhardstraße. Hier fallen rund 200 Parkplätze weg.
Einzelhandel in Stuttgart sorgt sich um Kunden von außerhalb
Der Einzelhandel ist alarmiert. Er setzt nämlich auf die Kundinnen und Kunden, die mit dem Auto in die Stadt kommen, erklärt der City-Manager Sven Hahn. "Wir sind von diesen Kunden abhängig. Wenn die nicht mehr herkommen können, dann haben die Betriebe ganz, ganz massiv weniger Einnahmen."
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Parkhaus umbauen zu Büros, Wohnungen oder Park?
Kommunalpolitiker Hannes Rockenbauch von der Fraktionsgemeinschaft "Die FrAktion" (Linke, SÖS, Piraten, Tierschutzpartei) sieht das ganz anders. Er hat Architektur und Stadtplanung studiert und sitzt im Stuttgarter Gemeinderat. Er fordert - wie übrigens auch die Grünen im Stuttgarter Gemeinderat - dass das Parkhaus am ehemaligen Galeria Kaufhof nicht mehr für Autos genutzt wird. Die Grünen-Fraktion hatte Ende des vergangenen Jahres bereits einen entsprechenden Antrag eingereicht, für eine Zwischennutzung das Parkhaus zu begrünen. Diesen Vorschlag würde auch die CDU-Fraktion mittragen, sagte deren Vorsitzender Alexander Kotz.
Rockenbauch kann sich mehr Grün anstelle des Parkhauses auch auf Dauer vorstellen, "vielleicht einen kleinen Park" zum Beispiel. "Oder eben Büros für die städtischen Beschäftigten, die das dringend brauchen. Man kann sich hier an der Stelle aber auch Wohnen vorstellen."
Innenstadtentwicklung: Wohnen muss immer mitgedacht werden
Mindestens ein Wohnungsanteil von 20 Prozent muss jedoch an dieser Stelle ohnehin vorgesehen werden, egal, welche Planungen mit dem Areal an der Steinstraße und dem ehemaligen Kaufhof-Gebäude an der Eberhardstraße realisiert werden. Fast alle Fraktionen favorisieren ein Haus der Kulturen an dem Standort. Das sollte nach ersten Ideen dann auf das Parkhaus-Areal, weil das aber so marode ist und abgerissen werden muss, müsste man es im Kaufhof-Gebäude realisieren, wenn das denn so vom Gemeinderat mehrheitlich beschlossen wird. Doch auch dieses Gebäude habe erheblich mehr Baumängel als gedacht und berge noch andere Probleme, hört man aus den Fraktionen.
Sind die Parkhäuser in der Innenstadt ausgelastet?
Eine Statistik der Stadt Stuttgart aus dem Jahr 2019 zeigt auch, dass selbst an Samstagen die Parkhäuser in der Innenstadt im Schnitt nur zu 64 Prozent belegt sind. Für Hannes Rockenbauch ist klar, dass der Einzelhandel sich eine neue Zielgruppe suchen muss.
"Und ich glaube, wenn wir es schaffen, dass die Innenstadt wieder so attraktiv ist, dass die Stuttgarterinnen und Stuttgarter auch in die Innenstadt kommen, dann wäre schon viel gewonnen."
OB Nopper will Parkplätze in Stuttgart erhalten
Eine Umnutzung von Parkflächen? Davon hält der Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) gar nichts. "Wenn wir eine attraktive Innenstadt behalten wollen, ist es nicht sinnvoll, das Automobil in dieser Art und Weise abzuwehren." Nopper schlägt daher vor, dem Galaria Kaufhof-Parkhaus schnellstmöglich ein Brandschutz-Update zu verpassen und dann wieder für Autofahrer zu öffnen. Außerdem gebe es die Überlegung, neue Park-and-Ride-Angebote in Stuttgart-Mühlhausen im Bereich Schafhaus und in Stuttgart-Möhringen im Bereich Weibel einzurichten.
Ärger vorprogrammiert? Umleitung der B14 durch das Bohnenviertel
Der Streit um die Parkplätze in der Stuttgarter Innenstadt dürfte noch lange weitergehen. Im Juni ist Kommunalwahl. Womöglich werden die Mehrheitsverhältnisse im Stuttgarter Gemeinderat und damit auch die Meinungen nochmal neu gemischt. Außerdem rollt auf die Anwohnerinnen und Anwohner im Leonhardsviertel direkt am Breuninger-Parkhaus eine sprichwörtliche Blechlawine zu. Während der Bauarbeiten am Parkhaus wird nämlich die B14-Rampe vor dem Parkhaus an der Hauptstätter Straße gesperrt. Die Autos sollen dann durch die schmale Parallelstraße dahinter umgeleitet werden.