Wohnen zur Miete in Stuttgart wird immer noch teurer, wenn auch nicht mehr so rasant wie in den vergangenen Jahren. So hoch ist die neue Vergleichsmiete, die ab 2025 gilt.
Die Mietpreise in Stuttgart sind nach wie vor auf einem hohen Niveau. Das geht aus dem aktuellen Mietspiegel hervor, der am Freitag vorgestellt wurde. Demnach liegt die ortsübliche Vergleichsmiete, also der Mietpreis für einen Quadratmeter Wohnfläche in der Landeshauptstadt Stuttgart, jetzt bei durchschnittlich 11,15 Euro.
Rolf Gaßmann, Vorsitzender des Mietervereins, im SWR zum neuen Mietspiegel für Stuttgart:
Erhebung mit Daten aus fast 5.000 Mietverhältnissen in Stuttgart
Der neue Stuttgarter Mietspiegel wurde bereits vom Gemeinderat beschlossen und gilt demnach vom 1. Januar 2025 bis zum 31. Dezember 2026. Erhoben wurde er im April diesen Jahres, bildet also die gültige ortsübliche Vergleichsmiete in diesem Zeitraum ab. Laut Stadt Stuttgart sei ein moderaterer Anstieg der ortsüblichen Vergleichsmiete zu beobachten: Die Erhebung zeige, dass die Nettokaltmieten für einen Quadratmeter zwischen April 2022 und April 2024 um nur 1,0 Prozent angestiegen seien.
Aufgrund gesetzlicher Änderungen, unter anderem eine nun geltende Auskunftspflicht für Vermieter, sei die Datengrundlage für den Mietspiegel "besser als je zuvor". Allerdings, so räumt die Stadt Stuttgart mit Blick auf andere Städte und ihre Erfahrung mit der Auskunftspflicht ein, könne der preisdämpfende Effekt zeitlich begrenzt sein. Die Mieten könnten also in den Folgejahren wieder steigen.
Eigentümer mit Mietspiegel nicht zufrieden
Die Eigentümer-Vertretung Haus & Grund konnte dem neuen Mietspiegel nicht zustimmen und zeigte sich enttäuscht. Vereinsvorsitzender Joachim Rudolf sagte laut Mitteilung: "Angesichts des Mietenniveaus in der Landeshauptstadt wird der neue Mietspiegel eine nie dagewesene geringe Erhöhung der Mietpreise nach sich ziehen. Tatsächlich sinken real die Mieten; das Wohnen soll also effektiv in den letzten beiden Jahren günstiger geworden sein." Für den notwendigen Neubau sei dies ein verheerendes Signal, ergänzt Geschäftsführer Ulrich Wecker.
Ulrich Wecker, Geschäftsführer von Haus & Grund, kritisiert im SWR den neuen Mietspiegel:
"Zwar ist dieser nicht an die ortsübliche Vergleichsmiete gebunden", sagt Rudolf weiter. "Jedoch wird kaum jemand in den privaten Wohnungsbau mit ständig steigenden Herstellungs- und Bewirtschaftungskosten investieren, wenn er Gefahr läuft, dass die Mieten hinter der allgemeinen Preisentwicklung zurückbleiben." Deshalb fordert der Verein die Aufhebung der Mietpreisbremse, des Milieuschutzes und des Zweckentfremdungsverbots. Da die Mieten mit Blick - die allgemeine Inflation eingerechnet - derzeit von alleine sinken, brauche es keine mietmindernden Maßnahmen mehr.
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Mieterverein: "Das Mietniveau ist nach wie vor zu hoch"
Rolf Gaßmann, Vorsitzender des Mietervereins, hält dagegen: "Wir haben in den vergangenen Jahren erhebliche Mietpreiserhöhungen schlucken müssen. Um etwa 40 Prozent sind die Mieten gestiegen." Wenn jetzt die Vergleichsmiete um nur ein Prozent gestiegen ist, dann sei das zwar schön, aber nur ein Teil der Realität, so Gaßmann. Denn neben der hohen Steigerung der letzten Jahre gehöre zu dieser Realität, dass Menschen immer weniger umziehen, weil der Wohnungsmarkt so stark verdichtet sei. Gäbe es aber eine Neuvermietung in Stuttgart, seien die Mietpreise für diese Wohnungen extrem hoch.
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Wenn nun also mehr Antworten bei der Erhebung vorliegen, da es eine gesetzliche Verpflichtung dazu gibt, habe das natürlich auch eine andere Auswirkung auf den Durchschnitt, betont Gaßmann. Die Haltung von Haus & Grund hält der Mieterverein für "verantwortungslos": "Man kann nicht sagen, immer wenn die Mieten stark steigen, dann halten wir den Mietspiegel für richtig, und wenn die Mieten nicht steigen, dann lehnen wir ihn ab." Auch die Forderung des Eigentümer-Vereins, sämtliche Maßnahmen für Mietpreis-Begrenzungen abzuschaffen, sei einfach nur verantwortungslos, wenn gleichzeitig etwa 11.000 Wohnungen in Stuttgart leer stünden, es aber nur immer um Verknappung des Wohnmarktes für Gewinnmaximierung gehe.
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