Auszubildende finden in Stuttgart nur schwer eine Wohnung. Die Stuttgarter Straßenbahnen bieten daher bald Zimmer an, um als Arbeitgeber attraktiver zu werden. Was sollen die WGs kosten?
Die Möbel in einer Wohnung stehen bereits, Anfang Mai können wohl die ersten Mieter einziehen: Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) eröffnet in den nächsten Wochen drei Wohngemeinschaften für ihre Auszubildenden und dualen Studierenden in Stuttgart. So soll für insgesamt neun junge Leute Wohnraum zu bezahlbaren Preisen geschaffen werden. Das sagte der SSB-Ausbildungsleiter Andreas Bögner dem SWR.
SSB will als Arbeitgeber attraktiver werden
Die Idee dahinter: Die SSB konkurriert mit anderen Unternehmen um junge Leute und muss sich daher etwas einfallen lassern. Aktuell beschäftigt das Unternehmen etwa 110 Auszubildende und duale Studierende. Doch diese Zahl soll laut Ausbildungsleiter Bögner in den nächsten vier bis fünf Jahren deutlich steigen, denn viele ältere Mitarbeiter gehen in Rente.
Die neuen Auszubildenden muss die Firma aber erst einmal finden. "Wenn wir auch Wohnraum zur Verfügung stellen können, steigert das unsere Attraktivität als Arbeitgeber", so Bögner, der bei der SSB den Fachbereich Ausbildung, Studium und Praktikum leitet.
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WG-Zimmer in Stuttgart: So hoch sind die Kosten
Deshalb schafft das Unternehmen nun die Azubi-WGs. Die Zimmer liegen laut SSB in zentrumsnahen, großzügigen Wohnungen und sollen möbliert etwa zwischen 350 und 400 Euro kosten.
Zum Vergleich: Das Internetportal "Studis Online" gibt an, dass ein WG-Zimmer in Stuttgart vergangenes Jahr im Schnitt 540 Euro kostete. Die Daten stammen aus den Inseraten auf der Website "WG gesucht" und vom Moses-Mendelssohn-Institut, das unter anderem Immobilienforschung betreibt.
Wer bekommt die WG-Zimmer bei der SSB in Stuttgart?
Wer die neun Azubis und Studierenden sind, die in die WG-Zimmer einziehen dürfen, steht laut Ausbildungsleiter Andreas Bögner noch nicht endgültig fest. Die Absprachen zwischen Unternehmen und Betriebsrat zu dem Projekt laufen noch. Gemeinsam werde man Auswahlkriterien festlegen, so Bögner. Dabei soll zum Beispiel die Entfernung zwischen dem Heimatort der Azubis und Stuttgart eine Rolle spielen, sodass besonders diejenigen eine Chance auf ein Zimmer haben, die nicht pendeln können.
Die Wohnungen für die Azubi-WGs waren laut Bögner als Werkswohnungen auch schon vorher im Besitz des Unternehmens. Denn neu bauen ist derzeit schwierig, dagegen hatte es im März auch eine große Demonstration von Architekten und Baubranche gegeben. Die SSB sieht in den Zimmern ein gutes Angebot, das mit einem Ausbildungsgehalt realistisch sei. Der Verdienst von Auszubildenden und dualen Studierenden bei der SSB liegt nach Unternehmensangaben je nach Lehrjahr und Ausbildungsprogramm zwischen rund 1.220 Euro und rund 1.470 Euro.
IHK: Mieten in Stuttgart hoch - Problem für Arbeitgeber
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart sieht schon seit längerem im Wohnungsmangel ein großes Problem für Arbeitgeber. "Aus Gesprächen mit Unternehmen wissen wir, dass die hohen Mietpreise besonders in Ballungsräumen die Suche nach geeigneten Auszubildenden zusätzlich erschweren", sagte IHK-Hauptgeschäftsführerin Susanne Herre dem SWR.
Die SSB AG ist offenbar nicht das einzige Unternehmen, das das Problem selbst in die Hand nimmt. "Zahlreiche Betriebe werden bereits selbst aktiv und unterstützen bei der Wohnungssuche oder mieten sogar geeignete Objekte zur Weitervermietung an ihre Auszubildenden an", so Herre.
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