Der Wohnungsmarkt in Stuttgart ist angespannt, die Stadt sucht nach Wohnungen für Geflüchtete. Dennoch bleiben angemietete Objekte leer. Ein Problem: Personalnöte der Verwaltung.
Die Stadt Stuttgart sucht aktuell nach Unterkünften und Wohnungen - angesichts von rund 12.000 Geflüchteten eine Mammutaufgabe. Die Sammelunterkünfte sind voll, es sind drei Mal mehr Geflüchtete zu versorgen als im Vorjahr, so die Stadt. Und doch stehen von 124 bereits angemieteten Wohnungen 46 bis heute leer. Mit ein Grund: Sie entsprechen nicht den Standards der Verwaltung, wie der SWR nun erfahren hat.
Nach mehreren Monaten noch Umbauwünsche
Es geht um Wohnungen wie die von Frank Peter Unterreiner. Er wundert sich, zumal die Stadt im Frühjahr noch Privatvermieter wie ihn aufgerufen hatte, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Vier Wohnungen hat Unterreiner damals angeboten - und vermietet. Ab Juni hätten also Flüchtende dort ein Zuhause gehabt. Doch nun, kurz vor Weihnachten, wohnt hier immer noch niemand.
"Im Oktober kam noch die E-Mail, ob ich die Wohnung umbauen könnte", erzählt Unterreiner bei einer Besichtigung mit dem SWR. Es geht um einen Durchgang zu einem Zimmer, das eigentlich als Wohnzimmer gedacht ist, in dem Fall einer Flüchtlingsbelegung aber als normales Schlafzimmer dienen sollte.
Eine Tür samt Mauer einzuziehen, das sei zu aufwändig gewesen, so Unterreiner. Mitte November kündigte die Stadt daraufhin wieder den Mietvertrag - nach über einem halben Jahr Leerstand. Nun zieht eine Familie mit drei Kindern ein - ebenfalls Geflüchtete.
Badewanne im Flur verhindert Einzug
Von einem ähnlichen Fall berichtet Unterreiner in einer zweiten Altbauwohnung. Dort steht eine Badewanne - gut in Schuss, aber im Flur. Die Stadt hat die Wohnung zwei Mal besichtigt, dann angemietet und danach sogar noch ein drittes Mal angeschaut. Doch erst im Oktober stellte sich heraus, dass die Badewanne im Flur störte. Nun, so der Stuttgarter Vermieter, habe er die Wohnung direkt an zwei Brüder aus Syrien vermietet - und diese seien "total happy".
Personalnot in der Stadtverwaltung Stuttgart
Sven Matis, der Sprecher der Stadt Stuttgart, erklärt die Fälle zum einen mit Standards, die das Sozial- und das Liegenschaftsamt bei Wohnungen für Geflüchtete beachten müssen. Zum anderen leide man unter Personal-Engpässen, verursacht durch Krankheit, Überlastung und Nachwuchsproblemen. "An diesen Stellen kommt es manchmal eben auch zu Kommunikationsproblemen." In den beiden Fällen sei es so zu Pannen gekommen. Man habe "nicht so arbeiten können, wie wir uns das vorgestellt haben", sagt Matis.
Zeit bei der Suche nach Wohnungen drängt
Die Stadt nennt hohe Zahlen im Hinblick auf die neue Situation bei Geflüchteten seit Beginn des Ukraine-Krieges im März. Seither seien 853 Angebote an Wohnraum unterschiedlichster Art bei der Verwaltung eingegangen - von ganzen Häusern bis zu WG-Einzelzimmern. 587 davon müssten noch geprüft werden. Es sei ein Rennen gegen die Zeit, da man erwarte, dass die Angebote im weiterem Verlauf des Ukraine-Krieges zurückgehen werden.
Man müsse die Unterbringung "mit Bordmittel" managen, so Matis. Und es habe eines pragmatischen Vorgehens bedurft: "Wir haben uns Wohnungen gesichert, die nutzbar erschienen, auch wenn klar war, dass ein sofortiger Bezug nicht möglich ist."