Bevor in Stuttgart alte Häuser abgerissen werden, gibt es dort kostenlos Waschbecken, Kühlschränke und Pflanzen zum Mitnehmen. Nur das Werkzeug muss man selbst mitbringen.
Es ist ein großer Schnäppchenmarkt: In Abrisshäusern in Stuttgart-Rot gibt es gebrauchte Waschbecken, Kloschüsseln und Kühlschränke, Herde, Türgriffe und Lichtschalter sowie sogar Betonbodenplatten – und das alles für lau. Im Rahmen einer außergewöhnlichen Aktion haben Interessierte noch bis Samstag die Gelegenheit, Möbel und Baumaterial gratis abzuholen.
Voraussetzung dafür ist, dass die Besucherinnen und Besucher ihre Wunschobjekte selbst abbauen und abtransportieren können. Wer vorbeikommen möchte, sollte sich außerdem vorher online beim Aktionsveranstalter, der Internationalen Bauausstellung (IBA’27), anmelden und unverbindlich angeben, an welchen Gegenständen er Interesse hat.
Bauteilen und Möbeln ein zweites Leben schenken
Die meisten Angereisten suchen in den 45 unbewohnten Wohnungen nach kostenlosen Möbeln, Küchengeräten und Badarmaturen. In den verlassenen Reihenhäusern lässt sich das alles finden, bevor sie kommende Woche abgerissen werden. Unter dem Motto "Ein zweites Leben für ein Waschbecken" möchte die Genossenschaft "Neues Heim" gemeinsam mit der IBA’27 eigenen Angaben zufolge, noch gut nutzbare Materialien und Bauteile retten. Die Aktion soll zeigen, dass Nachhaltigkeit bei diesem Projekt im Vordergrund steht.
Häuser früher von Studierenden und Geflüchteten bewohnt
Manche Besucherinnen und Besucher sind überrascht, dass die Häuser abgerissen werden, weil sie in guten Zustand zu sein scheinen. So kritisiert eine Frau, dass in den Gebäuden auch Geflüchtete wohnen könnten. "Ich finde, das hätte man sanieren können", sagt sie. In den letzten drei Jahren haben hier bis zuletzt noch Studierende, Geflüchtete und Pflegekräfte aus dem Ausland gewohnt, sagt der Technische Vorstand Gisbert Renz von der Baugenossenschaft "Neues Heim". Sie hätten mittlerweile neuen Wohnraum gefunden.
Genossenschaftliches Wohnquartier soll entstehen
Die Gebäude aus den 1950er Jahren sollen künftig einem neuen Wohnquartier weichen. Statt der Nachkriegshäuser werde auf dem Areal moderner, bezahlbarer Wohnraum für rund 600 Menschen entstehen, so Renz. Geplant ist für das Areal ein Quartier aus zehn Gebäuden mit Wohneinheiten und Freiflächen und öffentlichen Räumen. Das Ziel sei, eine breite soziale Durchmischung im genossenschaftlichen Komplex zu ermöglichen, sagt Martin Gebler, Leiter strategische Quartiersentwicklung bei "Neues Heim".
Sozial und gewerblich genutzte Zonen mit einer inklusiven Kita, Gemeinschaftsküchen, eine Fahrradwerkstatt und Läden sollen das Zusammenleben von Familien, Studierenden und auch pflegebedürftigen Menschen fördern, so Gebler. Beim Planen des Projekts habe man sich dafür entschieden, statt der alten Gebäude lieber den Baumbestand auf dem Areal zu erhalten, heißt es seitens der IBA’27.
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