B10 wieder frei, Probleme mit Trinkwasser und Strom

Hochwasser im Rems-Murr-Kreis: Zwei Tote bei Aufräumarbeiten gefunden

Stand
Autor/in
Deborah Kölz
Porträt Reporterin Deborah Kölz

Im Rems-Murr-Kreis sind offenbar zwei Menschen durch die Überschwemmungen gestorben. Die B10 bei Ebersbach/Fils ist wieder befahrbar. Ein Überblick für die Region Stuttgart.

In der Region Stuttgart sind vor allem der Rems-Murr-Kreis und der Kreis Göppingen von den Folgen des Hochwassers und Starkregens betroffen. Vermutlich gibt es nun auch zwei Todesopfer im Zusammenhang mit dem Extremwetterereignis. Wie die Polizei bestätigt hat, wurden in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) am Montag zwei Leichen in einem Keller gefunden. Dabei handelte es sich um den 58-jährigen Hausbewohner und seine 84 Jahre alte Mutter. Sie hatten den Angaben nach Wasser aus dem Keller ihres Hauses abgepumpt. Einsatzkräfte fanden die beiden später tot in dem Keller, nachdem die Feuerwehr in ausgepumpt hatte. Wie es letztlich zu dem Unglück kam, sei derzeit aber noch nicht bekannt.

Am Sonntagabend waren die Pegel rund um Schorndorf und in anderen Orten im Rems-Murr-Kreis extrem schnell angestiegen. Am Montag waren im Rems-Murr-Kreis noch 5.000 bis 10.000 Rems-Anwohner vorsorglich evakuiert worden. Dann hob Landrat Richard Sigel (parteilos) am Mittag den Aufruf zur Evakuierung auf und die Menschen durften wieder zurück in ihre Häuser. Der Katastrophen-Voralarm besteht aber weiterhin. Auch einige Schulen und Kitas blieben im Kreis Ludwigsburg, im Rems-Murr-Kreis und Kreis Göppingen am Montag geschlossen.

Ebersbach an der Fils: Evakuierte zurück in Häusern

In Ebersbach (Kreis Göppingen) seien alle evakuierten Personen wieder zurück in ihren Häusern, sagte eine Sprecherin der Stadt am Dienstag. Außerdem seien alle Kitas und Schulen, die am Vortag wegen der dramatischen Ereignisse geschlossen bleiben mussten, inzwischen wieder geöffnet. In Ebersbach war ein Wohngebiet am Sonntagabend massiv überschwemmt. Rund 20 Menschen saßen in ihren Häusern fest, viele andere konnten evakuiert werden.

Das Landratsamt Göppingen warnte unterdessen vor dem Betreten überfluteter Waldbereiche. Die riesigen Wassermassen hätten im Wald zu zahlreichen Gefahrenquellen geführt, so das zuständige Forstamt.

Eine Frau läuft an Trümmern nach dem Hochwasser in Ebersbach an der Fils vorbei.
Gärten und Wege wurden weggeschwemmt, Bäume in die Straßen getrieben: In Ebersbach an der Fils wird seit Montag aufgeräumt.

Gebrochene Lärmschutzwand: B10 wieder frei

Außerdem hatten die Wassermassen in Ebersbach an der Fils eine Lärmschutzwand eingerissen. Die angrenzende B10 wurde dabei überflutet. Die Sperrung in beide Richtungen ist seit Dienstagnachmittag wieder aufgehoben. Laut Landratsamt konnte die Sperrung jetzt doch schneller als gedacht wieder zurückgenommen werden, weil das Technische Hilfswerk, die Feuerwehr, die Straßenmeisterei und die Feuerwehr des Stuttgarter Flughafens hier zusammengearbeitet haben. Es hatte zunächst danach ausgesehen, dass der angeschwemmte Schlamm komplizierter entfernt werden muss.

Ein Passant hatte den Durchbruch der Lärmschutzmauer zufällig gefilmt am Sonntagabend.

Abkochgebot: Trinkwasserversorgung in Rudersberg wieder stabil

Besonders betroffen war in der Nacht zum Montag die Gemeinde Rudersberg (Rems-Murr-Kreis). Seit Montagmorgen gilt für den ganzen Ort ein Abkochgebot für das Leitungswasser. Laut Gemeindeverwaltung ist verschmutztes Wasser ins Wasserwerk eingedrungen. Gleiches gilt für die Gemeinde Althütte (Rems-Murr-Kreis) - auch hier ist die Wasserqualität beeinträchtigt. Wie die Feuerwehr am Dienstagmittag mitteilte, ist die Trinkwasserversorgung soweit wieder stabil. Außerdem seien Mitarbeitenden des Energieversorgers im ganzen Ort unterwegs, um die Probleme mit dem Strom schnellstmöglich zu beheben.

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Feuerwehrleute mussten sich auf Dach ihrer eigenen Fahrzeuge retten

Laut Feuerwehr stieg das Wasser recht plötzlich stark aus der Kanalisation an und stand kniehoch auf den Straßen. Die Feuerwehr rettete mehrere Menschen aus ihren Häusern. Die Einsatzkräfte mussten sich aber auch selbst retten, weil der Starkregen sie überraschte, erzählte Schorndorfs Oberbürgermeister Bernd Hornikel (parteilos) bei einer Pressekonferenz in Rudersberg. Alle sieben Abteilungen der Feuerwehr Schorndorf seien nach dem Alarm in die Gemeinde Rudersberg aufgebrochen, aber nur ein Fahrzeug sei dort angekommen. "Die sind im wahrsten Sinne des Wortes abgesoffen", sagte Hornikel. Die Helfenden seien stecken geblieben und hätten sich auf das Fahrzeugdach flüchten müssen, um von dort selbst gerettet zu werden.

In Schorndorf-Miedelsbach stapeln sich Autos nach der Flut

Im Wieslauftal führte der Starkregen in der Nacht laut Stadt Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) zu einem schnellen Anstieg der Pegelstände der Wieslauf und deren Zuflüsse. Einzelne Straßen im Stadtteil Miedelsbach waren durch die teilweise starke Strömung des angeschwollenen Tannbachs unpassierbar. Autos und andere Gegenstände wurden mitgerissen und aufeinandergeschoben. Menschen waren in der Nacht teilweise eingeschlossen, mittlerweile ist das Wasser von vielen Straßen wieder abgeflossen und die Anwohnenden begutachten die Schäden.

Autos und Geröll stapeln sich in Schorndorf-Miedelsbach nach der Flutwelle
Im Miedelsbach verwandelte sich der kleine Tannbach in eine reißende Welle. Autos, Pflastersteine und andere Gegenstände wurden mitgerissen und blieben irgendwo liegen.

Hochwasser: Kreis Göppingen war am Sonntag stark betroffen

Ansonsten gibt es laut Polizei im ganzen Filstal viele vollgelaufene Keller. In Uhingen (Kreis Göppingen) war die Fils im Bereich der Schulstraße und der Filsstraße großflächig über die Ufer getreten. Kreisbrandmeister Michael Reick berichtet von insgesamt 390 Stellen, an denen bis Sonntagnachmittag Hilfe benötigt wurde. Unter anderem hatten auch Donzdorf und Hausen bei Bad Ditzenbach (Kreis Göppingen) mit der überschwemmten Fils zu kämpfen. In Wiesensteig muss ebenfalls Wasser abgekocht werden.

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Innenstadtkanäle schützen: Esslingen hat extra Damm gebaut

In Esslingen hatten Arbeiter Sonntagnacht einen 30 Meter langen Damm in nur acht Stunden am sogenannten Wasserhaus aufgeschüttet. Knapp 1.500 Tonnen Stein und Sand wurden dort abgeladen. Damit soll verhindert werden, dass der Neckar am Montag die Innenstadtkanäle flutet. Laut Esslingens Oberbürgermeister Matthias Klopfer (SPD) bestand die Gefahr, dass sonst die Altstadt geflutet wird. Bisher halte der Damm auch gut Stand. Der Scheitelpunkt sollte laut Prognosen am Montag erreicht werden.

In Esslingen wurde ein 1.500 Tonnen schwerer Damm aufgeschüttet, damit der Neckar die Altstadt nicht überflutet.
Die Bauunternehmen waren vorgewarnt: So konnte innerhalb von acht Stunden dieser Damm vor den Toren Esslingens entstehen.

Kurios: Der Damm funktioniert so gut, dass gleichzeitig Schläuche gelegt wurden, um pro Minute 10.000 Liter Wasser kontrolliert in die Neckarkanäle zur Innenstadt zu pumpen. Sonst würden die Kanäle nämlich austrocknen und Muscheln und Fische gefährden, erklärte Oberbürgermeister Klopfer.

Flußpegel sinken: Entwarnung im Kreis Ludwigsburg

Seit Montagnachmittag gibt es Entwarnung: Im Kreis Ludwigsburg sinken die Pegel wieder. Davor waren in Steinheim knapp 60 Bewohnerinnen und Bewohner des Kleeblatt-Pflegeheims und 40 Menschen aus dem ASB-Pflegeheims evakuiert worden.

Insgesamt waren 250 Feuerwehrleute im gesamten Landkreis im Einsatz, heißt es von der Kreisverwaltung. Es seien über 16.500 Sandsäcke befüllt worden. Davon allein schon 6.500 bereits am Samstagvormittag, die dann in den Landkreis Göppingen geliefert wurden. Außerdem hätten die Einsatzkräfte die Helferinnen und Helfer im benachbarten Rems-Murr-Kreis unterstützt.

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