Schienenersatz auf Strecke Stuttgart-Singen

Baustelle verlängert: Sperrung der Gäubahn dauert bis Ende November

Stand
Autor/in
Deborah Kölz
Porträt Reporterin Deborah Kölz

Eigentlich hätte die Sperrung der Gäubahn Ende Oktober zu Ende sein sollen. Doch dabei bleibt es nicht. Die Bahn ist mit dem Zeitplan hinterher - und hat außerdem weitere Sperrungen angekündigt.

Fährgäste auf der Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Zürich müssen länger auf Ersatzbusse umsteigen. Wie die Bahn mitteilte, können die Bauarbeiten für den zweispurigen Ausbau zwischen Horb am Neckar und Neckarhausen (beide Kreis Freudenstadt) nicht wie geplant am 26. Oktober abgeschlossen werden. Als neuer Fertigstellungstermin wurde nun der 24. November genannt. Und auch im kommenden Januar und Februar muss dieser Streckenabschnitt nochmal gesperrt werden, wie die Bahn vor einigen Wochen mitteilte. So bleibt die Bahnverbindung zwischen Singen und Stuttgart für Reisende mit Gepäck oder Fahrrädern weiter beschwerlich und zeitraubend.

Kritik an Baustellen-Zeitplanung der Bahn

Die jetzige Ankündigung, dass sich die laufenden Arbeiten nun bis November verzögern, zeige, dass die Bahn es nicht schaffe, Baustellenzeiten realistisch zu berechnen, kritisiert der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD). Trotz mehrmonatiger Sperrung konnten Verzögerungen nicht verhindert werden, so die Kritik. Die kurzfristig angekündigte Verlängerung stoße laut VCD nicht nur Fahrgäste vor den Kopf, sondern auch andere Verkehrsunternehmen, die die Ersatztransporte koordinieren müssten. Diese hätten ebenfalls mit Personalengpässen zu kämpfen.

Laut Deutscher Bahn sind Material- und Personalengpässe für die Verzögerungen verantwortlich. Bei künftigen Baustellen sollten hierbei dringend "in Anbetracht dieser neuen Realitäten längere Realisierungs- und Bauzeiten einberechnet werden", so der VCD.

Die Verzögerung zeigt wieder mal: Die Deutsche Bahn muss mit ihrem Baustellenmanagement deutlich besser werden.

Die Bahn müsse ihr Baustellenmanagement dringend verbessern, so Matthias Gastel (Grüne), Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages. "Dies gilt auch für die Bündelung verschiedener Baumaßnahmen, um die Gesamtdauer von Streckensperrungen zu reduzieren", sagte Gastel.

Bahn: Zu wenig Prüfer, um neue Strecke abzunehmen

Die Bahn versucht diese Kritik in ersten Ansätzen umzusetzen, wenn Anfang 2024 erneut Gäubahnsperrungen nötig werden zwischen Stuttgart und Singen. Ein Grund: Die Bauarbeiten zwischen Horb und Neckarhausen sollen bis Ende November zwar fertig werden, können aber nicht freigegeben werden. Laut der Deutschen Bahn gibt es einen bundesweiten Fachkräftemangel bei den Plan- und Abnahmeprüferinnen und -prüfern. Deshalb hätten diese erst Anfang kommenden Jahres Zeit, die auf zwei Gleise ausgebaute Strecke zu testen. Deshalb wird der Streckenabschnitt vom 8. Januar bis 29. Februar 2024 nochmal komplett gesperrt und ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Züge auf der Gäubahnstrecke
Diesen Winter wird die Gäubahn nicht lange durchgängig auf ihrer Strecke rollen können, denn die nächsten Sperrungen stehen an.

Pendler müssen im Januar erneut auf Ersatzbusse umsteigen

In diesen Zeitraum im Januar und Februar will die Bahn dann auch noch zwei weitere Baustellen an der Gäubahn legen, die auch die S-Bahn-Pendlerinnen und -Pendler im Raum Stuttgart betreffen werden. In Ehningen (Kreis Böblingen) muss an der S1 erneut an einer Brücke gearbeitet werden, wo die Bauarbeiten im Sommer nicht fertig wurden. Zudem gibt es zwischen Stuttgart-Vaihingen und Böblingen Bauarbeiten wegen des Digitalen Bahnknotens.

Seit Juni: Gäubahn über weite Teile gesperrt

Seit Monaten müssen Fahrgäste wegen Baustellen zwischen Stuttgart und Singen Teile der Strecke mit Bussen statt Bahnen fahren. Seit den Sommerferien hat sich die Zahl der Strecken mit Schienenersatzverkehr zwar reduziert. Dennoch müssen Fahrgäste zwischen Horb und Rottweil aktuell auf den Regio-Ersatzbus umsteigen. Wer nach Singen (Hohentwiel) Richtung Bodensee möchte, der muss sich ab Horb in den IC-Ersatzbus setzen. Dieser braucht etwa 40 Minuten länger als der Zug. Die verlängerte Streckensperrung der Bahn bedeutet nicht nur Einschränkungen für die vielen Stuttgart-Pendlerinnen und Pendler, sie erschwert auch eine sonst gute Verbindung gen Süden nach Zürich oder in die andere Richtung zum Flughafen Stuttgart.

Verkehrsclub: "Rückschlag für Verkehrswende"

Auch langfristig müssen sich Fahrgäste der Gäubahn auf Einschränkungen einstellen. So soll diese mit Fertigstellung von Stuttgart 21 in Stuttgart-Vaihingen enden und nicht mehr bis zum Hauptbahnhof durchfahren. Der neue Pfaffensteigtunnel, dessen Bau noch ansteht, soll die Gäubahn später mit dem Flughafen verbinden. Aktuell werden Alternativen geprüft, wie die Gäubahn den Hauptbahnhof noch länger anfahren kann.

Die neue Verbindung soll voraussichtlich erst 2032 fertig werden. Solange werden Gäubahn-Fahrgäste nach Stuttgart in die Innenstadt oder zum Flughafen immer in Stuttgart-Vaihingen umsteigen müssen.

Damit würden viele Reisende über lange Zeit auf andere Verkehrsmittel statt auf die Bahn setzen – ein herber Rückschlag für die Verkehrswende, so der Verkehrsclub Deutschland. Ein Hinweis für das Baustellenmanagement der Bahn könnte gerade auf dieser Strecke auch das Angebot der SSB (Stuttgarter Stadtbahnen AG) sein. Diese wird die neue S-Bahnstrecke vom Flughafen nach Neuhausen (Kreis Esslingen) bauen. Es ist das erste Mal, dass ein anderes Verkehrsunternehmen Schienen baut, die nachher von der Deutschen Bahn genutzt werden.

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