Unternehmer und Wirtschaftsverbände entlang der Gäubahnstrecke wollen mehr Planungssicherheit. Die Streckensperrung habe massive Auswirkungen auf mindestens 250.000 IHK-Unternehmen.
Vertreter einzelner Firmen und Industrie- und Handelskammern im Nordschwarzwald, dem Bodensee und der Schweiz fordern einen Ausgleich für die längerfristige Kappung der Gäubahnstrecke. Eine Delegation des grenzüberschreitenden Wirtschaftsbündnisses hat mit Politikern verschiedener Landtagsfraktionen gesprochen. Es fordert für die rund 250.000 Mitgliedsbetriebe der Industrie- und Handelskammern konstruktive Lösungen.
Mehr Riesen-LKW und Wasserstofftankstellen
Viele Transportunternehmer haben konkrete Lösungsvorschläge. Wer den Güterverkehr auf der Schiene nicht gewährleiste, müsse den Lang-LKW zulassen, so Marius Neininger, vom IHK -Ausschuss Verkehr und Infrastruktur Schwarzwald-Baar-Heuberg. Der Geschäftsführer eines Logistikunternehmens hat 600.000 Euro in einen wasserstoffbetriebenen LKW investiert. Weil dieser bislang nur in der Schweiz betankt werden kann, hofft er, dass auch die Landesregierung Gas gibt beim Thema Wasserstoff. Umso mehr, wenn die Gleis-Infrastruktur mehrere Jahre lang geschwächt werde, so Neininger.
Black Forest Terminal: "Kommunikation tragisch"
Wie wichtig die Gäubahn im Bereich Güterverkehr sei, zeige das Beispiel Black Forest-Terminal, so Steffen Würth, IHK-Vizepräsident Schwarzwald-Baar-Heuberg. Ein privater Unternehmer habe viel Geld in das Projekt gesteckt, das erst kürzlich in Betrieb genommen wurde und viele LKW- Transporte in Richtung Triest ersparen soll. Nun habe die Bahn kurzfristig mitgeteilt, dass der Betrieb wegen des Gäubahnausbaus zwei Monate komplett pausieren müsse. Die Modernisierung auf der Strecke sei wichtig und richtig, die Kommunikation hingegen tragisch, so Würth.
Gäubahn Stück Deutsch-Schweizer Infrastruktur
Für die Schweiz und den Wirtschaftsstandort Deutschland habe die Gäubahn eine große Bedeutung, so Steffen Würth, IHK- Vizepräsident Schwarzwald- Baar-Heuberg. 40 Milliarden Euro Umsatz mache die Schweiz jährlich allein mit Baden-Württemberg - Tendenz steigend. Deshalb müsse auch der Güterverkehr bei Planungen stärker berücksichtigt werden. Die Verbindung Zürich-Stuttgart werde klein geredet, ist sein Eindruck. Dabei sei sie ein wichtiges Nadelöhr auf der Verbindung Rotterdam-Lugano. Der Gäubahnausbau wirke planlos. Das Wirrwarr an Zuständigkeiten müsse dringend geklärt werden. Auch die drohende langfristige Abbindung von bis zu 20 Jahren verunsichere die Unternehmen.
Züge fahren ab 2025 nicht mehr durch bis Stuttgart
Wegen des Baus eines Tunnels im Zuge des Bahnprojektes Stuttgart 21 muss die Gäubahn wohl für mehrere Jahre gekappt werden. Die Züge aus Singen sollen dann ab 2025 nicht mehr zum Hauptbahnhof sondern nur noch bis Stuttgart-Vaihingen fahren.