Mit dem digitalen Sicherungssystem, das im neuen Bahnknoten Stuttgart verbaut werden soll, treten immer wieder Schwierigkeiten auf. Die Bahn räumt am Montag ein: Die Probleme sollen angegangen werden.
Nach Kritik an dem neuen Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System) haben Verantwortliche von Politik und Bahn am Montag spontan eine Pressekonferenz einberufen. Neben dem Beauftragten der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Staatssekretär Michael Theurer (FDP), waren auch der Verband Region Stuttgart und die Deutsche Bahn vertreten. Die Beteiligten räumten ein: Ja, es gebe vereinzelt Probleme, die man in den Griff bekommen müsse. Das Bundesverkehrsministerium und die Bahn informierten darüber hinaus über die digitale Ausrüstung bei Stuttgart 21.
Staatssekretär Theurer: "Wir haben Herausforderungen vor uns"
Nachdem der SWR vergangene Woche berichtet hat, dass es auch immer wieder zu Zwischenfällen komme, meldete sich nun Staatssekretär Theurer, der Schienenbeauftragte der Bundesregierung, selbst zu Wort: "Wir stehen vor Herausforderungen." Er erwarte nun, dass die Bahn mit aller Kraft diese Probleme angehe und Lösungen finde. Software-Experten und Ingenieure seien im Einsatz. "Aber man sollte sich da nicht kirre machen lassen", so Theurer zur aktuellen Situation. Mit dem neuen digitalen Sicherungssystem ETCS sollen mehr Züge in kürzerem Abstand fahren können, so lautet das Versprechen der Bahn.
Digitaler Knoten Stuttgart Stuttgart 21: Wird der neue Bahnknoten mit ETCS funktionieren?
Im neuen Tiefbahnhof und dem gesamten Bahnknoten soll in Stuttgart ein neues digitales Zugsicherungssystem eingebaut werden. Doch die Technik hat ihre Tücken - und das kann Folgen haben.
Bahn räumt Probleme mit ETCS ein
Bisher hatte die Bahn immer bestritten, dass es Schwierigkeiten mit dem neuen Zugleitsystem gebe. Doch jetzt räumt auch der Beauftrage für die digitale Schiene, Volker Hentschel, ein, dass es Probleme mit ETCS auf der Neubaustrecke zwischen Wendlingen und Ulm gibt. Immer wieder können Fernzüge dort nicht fahren und müssen den alten und längeren Schienenweg die Schwäbische Alb hinaufnehmen.
"Wie bei jedem neuen System ist auch hier auf der Neubaustrecke die Möglichkeit, dass was nicht funktioniert", räumt Hentschel ein und gibt ein Beispiel. Bei den letzten Problemen gab es ein technisches Problem am Zug selbst: Eine Antenne habe nicht funktioniert. "Sie sehen, eine Kleinigkeit funktioniert nicht. Dann funktioniert das System erstmal nicht. Gerade deswegen brauchen wir das zum Testen und Üben", sagt Hentschel.
Können Züge den neuen Stuttgart 21 Bahnhof nicht anfahren?
Es besteht die Sorge, dass später Züge den neuen Stuttgarter Tiefbahnhof nicht anfahren können, weil sie sich nicht mit dem System ETCS verbinden können. Bisher hat ein Zug unter Tausend dieses Problem. Bei den etwa 1.700 Zügen, die künftig täglich im Stuttgarter Bahnhof halten sollen, würde das aber bedeuten: Jeden Tag werden ein bis zwei Züge den Bahnhof nicht anfahren können, die es eigentlich sollten. Sie müssten vielleicht in Esslingen oder anderen Bahnhöfen ersatzweise halten. Ein programmiertes Risiko für die Fahrgäste.
Testen, damit Züge später Stuttgart anfahren können
Die Probleme sollen ab Mitte 2024 mit viel Üben und Zug-Tests in den Griff bekommen und stückweise beseitigt werden. "In Stuttgart werden wir das System stufenweise in Betrieb nehmen. Durch diese verschiedenen Stufen werden wir diese kleinen Themen rausnehmen", sagt Hentschel zu dem Plan. Am Schluss sei es allerdings immer noch eine Technik - und diese könne auch mal ausfallen.
Die Deutsche Bahn, der Beauftragte der Bundesregierung für den Schienenverkehr und auch der Verband Region Stuttgart sind sich einig: Es werde nun ein digitaler Eisenbahnknoten in Stuttgart gebaut, alles im Rahmen von Stuttgart 21. So etwas ist noch nie gemacht worden und damit sei man in Stuttgart ein großer Vorreiter. Die Probleme sollen nun angegangen werden. Wie Hentschel sagt, werde alles dafür getan, dass die Züge fahren werden.
Stand des digitalen Schienenausbaus in Stuttgart
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