Nach einem Schlaganfall finden viele Betroffene nur schwer zurück in den Alltag, auch weil sie in eine Versorgungslücke fallen. Im Rems-Murr-Kreis helfen nun Ehrenamtliche.
Plötzlich ein Schlaganfall - und nichts mehr ist, wie es vorher war. Damit Betroffene sich in ihrem neuen Alltag zurechtfinden, gibt es im Rems-Murr-Kreis ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer. Das Pilotprojekt soll dazu beitragen, eine Versorgungslücke zu schließen. Denn nach ihrem Krankenhaus-Aufenthalt fallen einige Patienten in ein tiefes Loch, erklärt Professor Ludwig Niehaus, Chefarzt am Rems-Murr-Klinikum in Winnenden. Der Experte für Schlaganfälle hat das Projekt Schlaganfall-Helfer ins Leben gerufen. Bislang ist es eine landesweit einzigartige Aktion.
Schlaganfall-Helfer begleiten Patienten zu Arztbesuchen
Etwa 270.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Schlaganfall. Auch die 69-jährige Elke hat es vergangenen Sommer getroffen. Sie konnte nicht mehr gehen, kaum mehr schlucken oder sprechen. Weil sie keinen Partner und keine Kinder hat, musste sie ins Pflegeheim umziehen. Dort wird sie seit einigen Monaten regelmäßig von Margit Kraubmann, ihrer Schlaganfall-Helferin, besucht. Seit den ersten Treffen im Februar erledigt sie nicht nur Behördengänge und begleitet Elke bei Arztbesuchen. Sie ist auch zu einer Freundin geworden. Elke ist froh, dass sie nicht alleine ist.
Helfer kennen sich aus im Versorgungs-Netzwerk
Margit Kraubmann ist eine von 16 zertifizierten Schlaganfall-Helferinnen und -Helfern. 40 Stunden lang wurden sie vom DRK Kreisverband Rems-Murr geschult in Kooperation mit den Rems-Murr-Kliniken und der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Da die zertifizierten Helfer mit dem Versorgungs-Netzwerk vor Ort vertraut sind, sollen sie schnell und effektiv bei Herausforderungen im Alltag helfen können.
Dazu gehört neben der Hilfe beim Ausfüllen von Formularen oder dem Knüpfen von Kontakten zu Informationsstellen auch die emotionale Unterstützung. Nicht nur die Betroffenen selbst müssten ermutigt werden, sondern auch deren Familien. Denn diese seien mit der neuen Situation oft überfordert, erklärt Ludwig Niehaus. Das sei ein weiterer Grund, warum er das Projekt initiiert hat. Es nutzt die Erfahrungen von ähnlichen Angeboten, die in anderen Bundesländern schon existieren. Das Angebot ist für die Betroffenen übrigens kostenlos.
Jede Minute zählt Schlaganfall: Symptome erkennen und richtig reagieren
Rund 270.000 Menschen jährlich erleiden in Deutschland einen Schlaganfall. Es kommt zu einer "schlagartig" einsetzenden Durchblutungsstörung des Gehirns. Das ist wichtig zu wissen.
Schritt für Schritt in Richtung Unabhängigkeit
Zum Weg zurück ins Leben gehört für Elke auch, die richtigen Worte wiederzufinden. Dank gemeinsamer Spiele trainieren Margit Kraubmann und Elke gemeinsam das Gehirn. Dabei schmieden sie Zukunftspläne, zu denen ein gemeinsamer Freibad-Besuch zählt. "Ich denke, dass mit jedem kleinen Schritt ein bisschen mehr Unabhängigkeit zustandekommt", erzählt Margit Kraubmann. Das langfristige Ziel ist klar: Elke möchte eines Tages wieder in ihrer eigenen Wohnung leben.
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