Die Närrinnen und Narren sind zurück. Durch die coronabedingte Zwangspause war das närrische Treiben in den letzten Jahren nur eingeschränkt möglich. Diesmal ist das anders.
Am Dreikönigstag beginnt offiziell die schwäbisch-alemannische Fastnacht. Ein großer Tag für die Närrinnen und Narren im Land, denn die letzten Jahre waren für diese eine traurige Zeit. Die Corona-Pandemie machte in den vergangenen Jahren alle Normalität bei den Fastnachts-Feierlichkeiten zunichte. Statt ausufernder Partys waren Abstandsregeln und Beschränkungen bei Umzügen auf der Tagesordnung. Die Vorfreude auf die kommende Saison ist deshalb bei den Zünften umso größer.
Unter anderem mit diesen Events starten die Närrinnen und Narren in die Fastnacht:
Masken und Häs zurück auf den Straßen
Straßenumzüge, Bälle, Schülerbefreiungen, Kinderfasnet: Der Narrenfahrplan der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) gibt die Richtung vor. Die Zünfte im Land stimmen sich auf unterschiedliche Art und Weise auf die fünfte Jahreszeit ein: Viele "Mäschgerle", wie die verkleideten Feiernden auf Alemannisch genannt werden, starteten am Freitag beispielsweise mit dem Abstauben der Masken und des Narrengewandes - denn an diesem Tag dürfen sie ihr Häs, wie das Narrenkostüm heißt, das erste Mal öffentlich tragen.
Vielfältige Traditionen gibt es in ganz BW
An vielen anderen Orten gab es das obligatorische Ausrufen der Fastnacht oder das "Einschnellen", bei dem lange Peitschen knallen, die Karbatschen genannt werden. Kalte Füße bekommen die Narren in Lauffen ob Rottweil bei Deißlingen (Kreis Rottweil): Bei der "Fiaßwäsch" hängt der dortige Narrenrat seine Füße in einen kleinen Brunnen. Eine Tradition, die in etwas abgewandelter Form auch in Corona-Zeiten gepflegt wurde.
Wolfgang Kubicki muss vor das Stockacher Narrengericht
In Stockach (Kreis Konstanz) wurde es dagegen wieder "ernst": Dort wurde bei einer abendlichen Dreikönigssitzung verkündet, dass sich in diesem Jahr Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) verantworten muss. Mit Kubicki sei jemand angeklagt, der "ganz schön was auf dem Kerbholz habe", so die Begründung des Gerichts.
Bekanntgabe auf Dreikönigssitzung Stockacher Narrengericht: Wolfgang Kubicki ist Beklagter
Vor dem traditionsreichen Stockacher Narrengericht muss sich in diesem Jahr Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki von der FDP verantworten. Das gab das Narrengericht bekannt.
Auf der "Anklagebank" saßen schon die früheren Bundesminister Franz Josef Strauß (CSU), Hans-Dietrich Genscher (FDP) und Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Der "Prozess" findet immer am "Schmotzigen Dunschtig", dem schmutzigen Donnerstag, diesmal am 16. Februar, statt. Zuletzt musste sich der Grünen-Politiker Cem Özdemir als Beklagter verantworten. "Nach zwei Jahren Fasnachtsabstinenz freuen wir uns auf 47 Tage närrisches Treiben im Jahre 2023", so Narrenrichter Jürgen Koterzyna.
Eine weitere Tradition: Die Verleihung der "Goldenen Narrenschelle":
"Regionenball" in Friedrichshafen ist nächstes Highlight
Beim Alemannischen Narrenring dürfen sich die 89 Zünfte und 27.500 Mitglieder auch schon auf den Start der Fastnacht freuen. Erster Höhepunkt nach dem Dreikönigstag ist der sogenannte Regionenball am 13. Januar in Friedrichshafen am Bodensee, bei dem 40 Mitgliedszünfte aus der Region zusammenkommen. "Die Veranstaltung findet zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie wieder statt", sagte Präsident und Narrenmeister Markus Stark. Erneut ausfallen muss der gemeinsame Fasnachtsumzug der Städte Mannheim und Ludwigshafen. Grund dafür sind laut Angaben der Karneval-Kommission-Mannheim e.V. fehlende Planbarkeit und zu wenige Helfer.
Die Fastnacht in Baden-Württemberg ist vorwiegend traditionell geprägt. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum Häs tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. Seltener sind auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar - mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde.
Gesundheitsminister Lucha lobt Verhalten der Zünfte
Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) lobte die Zünfte für die vergangenen Pandemie-Jahre, in denen sie sich verantwortungsvoll verhalten hätten. "Auch während der närrischen Tage gilt die Empfehlung, die allgemeinen Infektionsschutzmaßnahmen einzuhalten", erklärte Lucha. "Wir alle wissen nach fast drei Jahren Pandemie, wie man sich eigenverantwortlich schützen kann." Dennoch: Laut den Narrenzünften ist Körperkontakt bei dieser Fastnacht ausdrücklich erwünscht.
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