Die Parteien der Mitte müssen sich Gedanken über ihr Spitzenpersonal machen. Scholz kann nicht der nächste Kanzlerkandidat der SPD sein, meint SWR-Hauptstadtkorrespondent Sebastian Deliga.
Über die Wahlergebnisse in Sachsen und Thüringen sollten auch Politiker in Baden-Württemberg nachdenken. Zum ersten Mal nach 1945 wird eine als gesichert rechtsextrem geltende Partei stärkste Kraft in einem deutschen Parlament. Auch bei uns im Land kommt die AfD auf zweistellige Werte. In Thüringen ist sie etwa dreimal so stark geworden wie alle drei Ampel-Parteien zusammen.
Bundeskanzler Olaf Scholz ist wesentlich für das Erscheinungsbild der Ampel verantwortlich. Seine Werte sind katastrophal. Er zieht die Sozialdemokratie mit in den Abgrund. Meines Erachtens kann Scholz nicht der nächste Kanzlerkandidat der SPD sein - zumal die Partei mit Verteidigungsminister Boris Pistorius eine Alternative hat.
Alternative für CDU-Kanzlerkandidatur - "mit der Kraft des Südens"
Die Parteien der Mitte in Baden-Württemberg sollten aus diesen Wahlergebnissen schnell ihre Schlüsse ziehen. Zunächst die CDU. Parteichef Friedrich Merz ist kein Zugpferd. Auch das zeigen die Zahlen. Um für die Landtagswahlen 2026 die eigenen Chancen nicht zu gefährden, sollte Landeschef Manuel Hagel als Vorsitzender des zweitgrößten CDU-Verbandes nun schnell ein Zugticket nach München buchen und CSU-Chef Markus Söder zwei Dinge sagen: Erstens, dass Söder selbst nicht Kanzlerkandidat der Union werden wird. Und zweitens, dass beide für die Kanzlerkandidatur eine Alternative zu Merz finden sollten - mit der "Kraft des Südens", um einen alten Satz von Thomas Strobl zu verwenden. Vielleicht Hendrik Wüst?
"Marke Ampel hat mittlerweile den Charme verdorbener Milch"
Und die Grünen? Cem Özdemir muss jetzt Farbe bekennen, ob er Spitzenkandidat in Baden-Württemberg werden will - und falls ja, sein Ministeramt in Berlin aufgeben. Motto: Baden-Württemberg oder gar nichts, denn die verbrannte Marke Ampel hat mittlerweile den Charme verdorbener Milch und wird ihm im Wahlkampf schaden, wenn er sich nicht rechtzeitig von ihr trennt. Sonst könnte auch bei den baden-württembergischen Grünen der Wunsch nach frischen Gesichtern aufkommen.
Die Parteien der Mitte haben nicht nur die Aufgabe, Ideen für Politik zu entwerfen, sondern auch geeignetes Spitzenpersonal auszusuchen. Hier müssen die Verantwortlichen jetzt mutige Entscheidungen treffen - im Bund und in Baden-Württemberg.
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