Wird er der neue "Landespapa"? CDU-Mann Hagel dürfte bei der BW-Landtagswahl gegen den Grünen Özdemir antreten. Mit Rückenwind aus Umfragen bietet Hagel dem Gegner eine Art Nicht-Angriffs-Pakt.
Baden-Württembergs CDU-Vorsitzender Manuel Hagel will im Wahlkampf zur Landtagswahl 2026 auf Attacken gegen die Grünen und deren wahrscheinlichen Spitzenkandidaten Cem Özdemir verzichten. "Ich würde Cem Özdemir nie angreifen", sagte Hagel am Donnerstag im Sommerinterview von SWR Aktuell in Stuttgart. Es nerve die Leute nichts mehr als "dieses ewige Gestreite" in der Politik - "dass die Parteien immer nur gegeneinander arbeiten und jeder den anderen beschimpft", sagte der 36-jährige CDU-Partei- und Fraktionschef, der als klarer Favorit für die Spitzenkandidatur seiner Partei gilt.
Hagel will sich auf Frage konzentrieren: Was reißen wir für BW?
Daraus wolle die Union Konsequenzen ziehen: "Ich habe für mich und wir als CDU haben für uns entschieden: Wir machen das jetzt anders." Stattdessen wolle man die Fragen stellen: "Was ist unser Angebot, was wollen wir reißen für dieses Land? Wie stellen wir uns Baden-Württemberg in 5, 10, 15 Jahren vor." Über die Spitzenkandidatur entscheide die Landes-CDU wahrscheinlich erst im Frühjahr. Dagegen wollen die Grünen nach der Sommerpause entscheiden.
Die CDU BW liegt seit Monaten stabil mit gut zehn Prozentpunkten Vorsprung vor dem grünen Koalitionspartner von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der 2026 nicht mehr antreten will.
CDU-Spitzenkandidat in spe: "Bei mir ist alles ganz normal"
Auf die Frage, was er dem bundesweit bekannten Landwirtschaftsminister Özdemir (58) entgegensetzen wolle, sagte Hagel, es werde von Spitzenkandidaten immer erwartet, dass man eine "Riesengeschichte" erzähle. "Ich kann das einfach nicht tun. Bei mir ist nichts besonders, bei mir ist alles ganz normal", sagte Hagel, der in Ehingen im Alb-Donau-Kreis wohnt, verheiratet ist und drei kleine Kinder hat. Er wolle im Wahlkampf nur über das Land sprechen. "Uns geht es nicht um politische Streiterei, das überlassen wir der Ampel in Berlin. Wir schauen auf uns. Glauben Sie mir, dann wird es auch gut."
Zu ehrgeizig? Hagel hält Ambition für nichts Schlechtes
Hagel reagierte gelassen auf Kritik, er sei zu ehrgeizig oder machtbewusst. Er plane seine Karriereschritte nicht "super hart". Der CDU-Mann fügte hinzu: "Ich stehe jetzt nicht jeden Morgen auf und gucke in den Spiegel und frage mich: Manu, was wird wohl aus dir werden. Sondern ich versuche halt mein Ding zu machen."
Ohne Ehrgeiz gehe es eben nicht, das sehe man auch bei den Unternehmen und Start-ups im Land. Diese wären auch nicht so gut, wenn sie nur sagen würden: "Ich will nur dabei sein." Hagel zeigte sich überzeugt: "Ambition ist nichts Schlechtes. Wir brauchen Ambition, dass wir wieder an die Spitze kommen als Baden-Württemberg. Von daher empfinde ich das gar nicht als Vorwurf. Für mich ist es eher ein politisches Angebot."
Politisches Vorbild? "Landespapa" Hendrik Wüst aus NRW
Der Jungpolitiker bewundert seine beiden Vorgänger an der CDU-Landesspitze Lothar Späth und Erwin Teufel. Er habe zwar kein Vorbild, bei dem er sagen könne, so möchte er auch sein. Aber die beiden Ministerpräsidenten Späth (1978-1991) und Teufel (1991-2005) seien ihm wichtig. "Ich finde so dieses Landsmannschaftliche, dieses Erdverbundene von Erwin Teufel ziemlich cool", sagte Hagel. "Lothar Späth mit seiner Ambition, mit seiner Tatkraft, für das Land was zu machen, mit Start-ups, mit High-Tech."
Von aktuellen Politikern nannte er den nordrhein-westfälischen CDU-Regierungschef Hendrik Wüst (49). "Der zeigt, dass ein Landespapa nicht nur jemand sein kann am Ende der Karriere, sondern dass der Landespapa auch jemand sein kann, der selber noch den Kinderwagen schiebt."
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In Treffen mit Sebastian Kurz sei nichts "hineinzugeheimnissen"
Hagel verteidigte sein jüngstes Treffen mit dem früheren österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz in Stuttgart, der wegen Korruptionsvorwürfen sein Amt niederlegen musste und wegen Falschaussage verurteilt wurde. Er treffe sich häufig mit ehemaligen und aktuellen Regierungschefs, um sie zu fragen, wie sie auf die Politik blicken. "Da gibt es überhaupt nichts hineinzugeheimnissen." Mit Kurz habe er über dessen Start-up zu Cybersicherheit in Israel und über die Kinder gesprochen. Auch dass von dem Treffen ein Foto gemacht wurde, sei abgesprochen gewesen. "Alles entspannt."
Hagel und die Vereinbarkeit von Familie und CDU-Spitzenjob
Trotz des enormen Pensums als CDU-Partei- und Fraktionschef schaffe er es vor allem am Wochenende, wichtige Zeit mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern zu verbringen. "Klar, ich bin schon weniger zu Hause wie bei einem ganz normalen Job. Aber wir achten einfach drauf, dass - wenn ich dann daheim bin - dass ich auch wirklich daheim bin, also ohne Handy, ohne iPad, dass wir Spiele spielen, dass wir rausgehen an die frische Luft oder in die Natur." Ihm sei die Qualität der verbrachten Zeit wichtiger als die Quantität.
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