Nach dem Tod eines 27-Jährigen im Maßregelvollzug im Heidelberger "Faulen Pelz" hat die Obduktion keine Hinweise auf die Todesursache gebracht, teilt die Staatsanwaltschaft mit.
Weitere Untersuchungen nötig
Die Obduktion des Leichnams des 27-jährigen Mannes im Maßregelvollzug in Heidelberg habe keine Hinweise auf die Todesursache gebracht, so die Staatsanwaltschaft. Deshalb seien weitere rechtsmedizinische Untersuchungen nötig. Deren Ergebnisse würden "erfahrungsgemäß" erst in einigen Wochen vorliegen.
Der 27-Jährige war am Mittwoch, 14. Februar, gestorben. Die Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Der Mann soll vor seinem Tod Drogen konsumiert haben.
Massive Vorwürfe wegen Missständen im "Faulen Pelz" Heidelberg
Rechtsanwälte, Angehörige und ehemalige Mitarbeiter berichten zeitgleich zu dem Todesfall von schweren Missständen im "Faulen Pelz". Es mangele an Pflegekräften, Therapieangeboten, Medikamenten und ärztlicher Versorgung. Das durch einen Catering-Service gelieferte Essen sei teilweise verdorben. Im Winter seien auch einige Patienten- und Aufenthaltsräume nicht beheizt gewesen, die Räume seien dadurch stark ausgekühlt.
Die privaten Sicherheitsdienste seien nicht ausreichend qualifiziert. Teilweise sprächen die Mitarbeiter kaum Deutsch. Die Klinikleitung und das Sozialministerium seien über die Missstände informiert worden, hätten aber bislang nicht reagiert.
Sozialministerium: Großteil der Vorwürfe unbegründet
Das baden-württembergische Sozialministerium nahm auf Anfrage des SWR Stellung. Ein Großteil der Vorwürfe sei unbegründet. Es sei zum Zeitpunkt des Todes des 27-Jährigen genug Personal da gewesen. Zu seinem Drogenkonsum gab es keine Stellungnahme. Die Essensversorgung werde auf einen anderen Anbieter umgestellt.
"Keine dauernde Überwachung"
Die ärztliche Versorgung sei sichergestellt, das Therapieprogramm entspreche dem anderer psychiatrischer Zentren im Land. Es gebe auch keinen Mangel an Medikamenten. Eine dauernde Überwachung von Patienten gebe es ohne konkreten Anlass nicht. Das Ministerium weist zudem darauf hin, dass der Maßregelvollzug in den Räumen des früheren Gefängnisses eine Übergangslösung sei.
Nach Tod eines 27-Jährigen und Vorwürfen wegen gravierender Missstände im "Faulen Pelz" Interview mit Matthias Wagner, verantwortlich für den Maßregelvollzug in Heidelberg
SWR-Aktuell hat den Verantwortlichen für den Maßregelvollzug in Heidelberg, Matthias Wagner, interviewt. Nach dem Tod eines 27-Jährigen steht der Maßregelvollzug in der Kritik.
SPD und FDP beantragen öffentliche Sitzung zur Aufklärung des Todesfalls
Unterdessen haben SPD und FDP angekündigt, am 28. Februar eine öffentliche Sitzung des Landtagsausschusses für Soziales, Gesundheit und Integration zu beantragen. Die Oppositionsparteien fordern, dass Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) im Ausschuss zu den Umständen Stellung nimmt und offene Fragen beantwortet.
"Faule Pelz" war früher Gefängnis
Der "Faule Pelz" in Heidelberg war früher ein Gefängnis. Nach über 160 Jahren war der Bau 2015 geschlossen worden, weil er marode war. Nach langen Auseinandersetzungen mit der Stadt Heidelberg renovierte das Land das Gebäude und bringt dort seit August 2023 suchtkranke Straftäter unter. Dies soll eine auf zwei Jahre begrenzte Übergangslösung sein.
Mehr zum "Faulen Pelz"
Unterbringung suchtkranker Straftäter "Fauler Pelz" in Heidelberg: Maßregelvollzug nähert sich dem Normalbetrieb
Nach viel Streit sind im ehemaligen Heidelberger Gefängnis "Fauler Pelz" seit August suchtkranke Straftäter untergebracht. Mittlerweile nähert man sich offenbar dem Normalbetrieb.