Nach viel Streit sind im ehemaligen Heidelberger Gefängnis "Fauler Pelz" seit August suchtkranke Straftäter untergebracht. Mittlerweile nähert man sich offenbar dem Normalbetrieb.
Der Heidelberger "Fauler Pelz" war über 160 Jahre lang ein Gefängnis. 2015 wurde es geschlossen, weil es zu marode war. Ein paar Jahre später entschied das Land, das Gebäude doch zu sanieren und darin vorübergehend suchtkranke Straftäter unterzubringen. Nach viel Streit zwischen Stadt und Land sind Ende August 2023 die ersten Patienten eingezogen. Zwei Jahre lang soll hier ein Ort für den Maßregelvollzug sein. Nach Auskunft der Einrichtungsleitung kehrt langsam Normalität in den Betrieb ein.
"Fauler Pelz": Außen alt, innen modern
Von außen sieht der "Faule Pelz" aus wie immer: Ein massiver, rund 170 Jahre alter Gebäudeblock aus rotem Buntsandstein. Einer der suchtkranken Häftlinge, der seinen Namen nicht nennen möchte, meint: außen sei es alt, innen dagegen modern. Der Umbau hat das Land 11 Millionen Euro und zehn Monate Bauzeit gekostet. Das Fischgrätenparkett der 10 Quadratmeter großen Zimmer ist frisch geschliffen, die Sanitäranlagen sind erneuert. Alles in allem sei er zufrieden, so der junge Mann.
Räumlichkeiten seien nicht ideal für moderne Suchttherapie
Das Leitungsteam des "Faulen Pelz" gibt zu, dass es nicht leicht war, hier den Betrieb für den Maßregelvollzug zu etablieren. Die Räumlichkeiten seien nicht ideal für moderne therapeutische Konzepte, bei denen man viel in Gruppen arbeitet. Es gäbe viele kleine Räume und wenig große, so der Chefarzt der Einrichtung Nikolai Chamarine. Sein Kollege Muin Hassunah, der Leitende Psychologe, meint aber, dass man mit dem Gebäude so langsam zusammengewachsen sei.
Vollbetrieb noch nicht möglich, weil Personal fehlt
61 Patienten sind inzwischen im "Faulen Pelz" in Heidelberg untergebracht, das Ziel sind 75. Aber dazu fehle noch das nötige Personal, so der medizinische Direktor der forensischen Psychiatrie in Heidelberg und Calw Matthias Wagner. Er sei aber zuversichtlich, dass man das noch finden werde.
Zusammenarbeit mit Sicherheitsdienst
Anders als in anderen forensischen Kliniken ist das Thema Sicherheit in Heidelberg nicht Aufgabe der Pflege. Hier wird ausnahmsweise mit einem Sicherheitsdienst zusammengearbeitet. Das sei für alle Neuland, so Wagner. Die externen Sicherheitsleute sind Teil des Alltags auf den Stationen, sie führen Durchsuchungen durch, Kontrollen und Begleitungen. Es habe Klärungsbedarf gegeben über die jeweilige Rolle, aber inzwischen habe sich alles "zurechtgeruckelt".
Nachbarn klagten anfangs über Lärmbelästigung
Das Gleiche gilt für das Verhältnis zur Nachbarschaft. Hier gab es am Anfang einige Beschwerden wegen Lärmbelästigung, wenn im Außenbereich Sport gemacht und zum Beispiel Basketball gespielt wurde. Im Frühling sei eine Veranstaltung für die Menschen in der Umgebung geplant, um Vorurteile weiterhin abzubauen.
Ende des Maßregelvollzugs in Heidelberg: Juni 2025
Mit am wichtigsten dürfte bei diesem Treffen die Antwort auf die Frage sein, ob das Land sein Versprechen halten wird, dass der Maßregelvollzug in Heidelberg tatsächlich nur eine vorübergehende Angelegenheit ist. Kann Matthias Wagner das garantieren? Er gehe davon aus, dass das klappen wird, so der Direktor der Forensischen Psychiatrie.
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