Der Nationalpark Schwarzwald will sich seinen Besucherinnen und Besuchern noch mehr öffnen. Geplant sind neue Betretungsregeln und weniger Verbote. Das strenge Wegegebot wird gelockert.
Besucherinnen und Besucher sollen im Nationalpark Schwarzwald schon bald mehr Freiheiten bekommen. Der Nationalparkrat hat dazu ein neues Konzept zur Besucherlenkung beschlossen. Gäste sollen sich in siedlungsnahen Bereichen - der äußeren Managementzone - auch außerhalb von Wegen durch den Wald bewegen dürfen. Der Park will zudem seine Informationen, etwa über saisonale Wegsperrungen, besser im Internet kommunizieren.
Für den Nationalpark Schwarzwald ist das ein Vorzeichenwechsel. Das strenge Wegegebot wird gelockert und zwar in den Zonen, in denen der Wald noch bewirtschaftet wird. Nicht überall, aber in der Nähe von Dörfern und Städten wird es künftig Ecken im Nationalpark geben, in denen beispielsweise Eltern mit Kindern auch mal vom Weg abkommen dürfen.
Gleiches gilt für Pilz- oder Beerensammlerinnen und -sammler. Diese Bereiche müssen aber noch definiert werden. Dazu will sich der Park mit seinen Nachbarn und Anliegern absprechen.
Bestimmte Managementwege sollen geöffnet werden
Gleiches gilt für bestimmte Managementwege, die bisher zwar von großen Maschinen für die Waldbewirtschaftung befahren werden durften, die aber für Besucherinnen und Besucher trotzdem gesperrt waren. Diese zumeist gut ausgebauten Waldwirtschaftswege sollen sozusagen auf dem kleinen Dienstweg für Anwohner wieder geöffnet werden.
Die Wege werden aber nicht beschildert oder in den Wanderkarten des Nationalparks ausgewiesen. Dieses Angebot richtet sich ausdrücklich an die Nachbarn, die hier auf lieb gewordenen Wegen ihren Wald wieder oder weiter besuchen dürfen.
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Spechtpfad wird "Nationalpark to go"
Ein "Nationalpark to go" könnte der sogenannte Spechtpfad werden, der im Mai in der Nähe des Lotharpfades eröffnet wird. Die kleine Wanderstrecke soll in Form eines Spechts angelegt werden und die fünf im Park vorkommenden Spechtarten vorstellen. Neben dem Buntspecht wären das der Wendehals, der Schwarz-, Grau- und der Dreizehenspecht.
Neben den verschiedenen Vögeln bietet der Spechtpfad aber auch so etwas wie einen Nationalpark im Kleinen. Ein Bohlenpfad führt durch die verschiedenen Landschafts- oder Waldbilder: Jungwald und Grinden, also Freiflächen, werden genauso zu sehen sein wie alte, zum Teil abgestorbene Waldstücke, die den Wandel beschreiben. Der Weg soll barrierefrei für Rollstuhl und Kinderwagen erfahrbar sein.
Neuer Schwerpunkt "Wald im Wandel"
Überhaupt soll das Thema "Wald im Wandel" mehr Aufmerksamkeit bekommen. Damit die Gäste die Nationalparkidee besser verstehen, sollen Kommunikationsmöglichkeiten vom Flyer bis zur Führung verbessert werden, verspricht die stellvertretende Nationalparkleiterin Britta Böhr. Neben Infotafeln im Park soll dazu auch das Internetangebot überarbeitet werden.
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Interaktive Karte mit allen Wegsperrungen für Besucher geplant
Die Homepage etwa bekommt ein Winter- und ein Sommergesicht. Damit verbunden sind Schwerpunktthemen wie etwa Müllvermeidung im Sommer oder Winterruhezonen für Tiere in der kalten Jahreszeit. Überhaupt wird es eine interaktive Karte mit aktuellen Wegsperrungen geben, die dann zum besseren Verständnis auch erklärt werden sollen.
Gerade an den Wegsperrungen haben sich in der Vergangenheit immer wieder die Geister geschieden. Das ergab eine große Umfrage unter den Besuchenden. Während die meisten Gäste von außerhalb damit eher weniger Probleme hatten, fanden solche saisonalen Sperrungen vor allem bei den Anwohnerinnen und Anwohnern oft wenig Verständnis.
Nationalpark schneidet bei Besucherumfrage sehr gut ab
Insgesamt kommt der Park in der ersten großen Besucherbefragung mit fast 2.000 Interviews aber ziemlich gut weg. In den allermeisten Fällen hielt der Nationalpark Schwarzwald dabei, was er seinen Gästen zuvor versprochen hatte.
Als Wandereldorado vor allem für die 40- bis 65-Jährigen ist der Nationalpark demnach ein sehr geschätztes Erholungsgebiet für Menschen, die Lärm und Hektik entfliehen und sich entspannen wollen. Wobei drei von vier Besucherinnen und Besuchern immer noch aus Baden-Württemberg kommen.
Um neue, jüngere Zielgruppen zu gewinnen, will sich der Nationalpark künftig stärker in Sozialen Medien wie Instagram, YouTube oder Mastodon präsentieren. Außerdem will der Park selbst Wandertouren auf Plattformen wie Outdooractive oder Komoot anbieten und pflegen.
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