Baden-Württemberg schaut nach Bayern: Wie kann ein vernünftiges Miteinander von Nationalpark und den Nachbarn möglich sein? Im Bayerischen Wald könnte es Antworten geben.
Vom Nationalpark Schwarzwald in den Nationalpark Bayerischer Wald: Vertreter der Bürgerinitiative Hundsbach, der Forbacher Bürgermeister Robert Stiebler und die Nationalparkleitung haben sich dort informiert, wie ein Miteinander von Nationalpark und Nachbarn möglich sein könnte. Die bayerischen Gemeinde Mauth und der Forbacher Ortsteil Hundsbach haben manches gemein.
Versprechen eingelöst: Infofahrt für Hundsbacher nach Bayern
Auch nach zehn Jahren stehen manche Nachbarn dem großen Naturschutzgebiet im Schwarzwald kritisch gegenüber. Die Verwaltung des Nationalparks hatte die Vertreter der Bürgerinitiative Hundsbach deshalb zu der Infofahrt nach Bayern eingeladen. Sie löst damit ein Versprechen ein, das die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) den Hundsbachern im vergangenen September bei einem Besuch vor Ort gegeben hatte.
Hundsbach - ein Ort umschlossen vom Nationalpark Schwarzwald
Die Hundsbacher leben seit der Gründung des Nationalparks Schwarzwald genau zwischen den beiden Nationalparkteilen. Weil diese Teile jetzt verbunden werden sollen, fürchten nicht wenige um ihre Unabhängigkeit. Wenn der 300-Seelen-Ort, der zur Gemeinde Forbach gehört, vom Nationalpark quasi umzingelt wird, könne es passieren, dass bis zu 70 Prozent aller Waldwege in unmittelbarer Nachbarschaft geschlossen werden, argumentiert Michael Frank. Er ist einer der Vertreter der Bürgerinitiative Hundsbach.
Michael Frank geht es aber nicht nur um freie Waldwege für Wanderer, Pilzsucher oder Radfahrer. Er fordert auch mehr Verlässlichkeit von der Politik und von der Nationalparkverwaltung. Die Art und Weise, wie die Hundsbacher in den vergangenen zehn Jahren informiert wurden, habe kein Vertrauen zwischen der Nationalparkführung und den Anwohnern entstehen lassen, beklagt er.
Bürger von Hundsbach: Kein Streit, sondern Kompromiss
Die Bürgerinitiative sei nicht grundsätzlich gegen den Nationalpark, beschreibt auch Wolfgang Braun die Situation. Im Gegensatz zu früheren Protesten seien die Hundsbacher überhaupt nicht auf Konfrontation aus. Man suche vielmehr einen Kompromiss, mit dem die Nachbarn leben könnten.
Wolfgang Braun findet beispielsweise das Nationalparkzentrum toll. Er gehe dort auch gerne mal mit seinem Enkel hin. Schwierig sei danach allerdings zu erklären, dass ein Besuch im wilden Wald verboten ist.
Auf der Suche nach Lösungen im Bayerischen Wald
Die Suche nach Lösungen und Kompromissen - genau darum geht es bei der Reise in den Bayerischen Wald. Eine der jüngsten Nationalparkgemeinden dort ist der Ort Mauth an der Südgrenze des bayerischen Naturschutzgebiets. Dort haben sich Vertreter der Gemeinde und des Parks zusammengesetzt.
In einer Bürgersprechstunde durften die Anwohner ihre Ängste vortragen. Die Bedenken wurden ernst genommen, erzählt der stellvertretende Bürgermeister Heiner Kilger. Das Dorf hat einen eigenen Forderungskatalog aufgestellt. Am Ende wurden den Mauthern Zugeständnisse gemacht und sie bekamen beispielsweise neben der Zieleinfahrt ihrer Loipe eine barrierefreie Toilettenanlage, die nicht nur vom Nationalpark genutzt werden darf.
Der stellvertretende Bürgermeister ist überzeugt davon, dass sein Dorf vom Nationalpark profitieren wird. Es werden mehr Gäste kommen, da ist sich Heiner Kilger sicher. Und damit können manche Gastwirtschaften am Ort überleben, die sonst vielleicht keine Chance hätten. Die Mauther sind stolz auf ihren Nationalpark. Und das wünschen sich die Schwarzwälder Nationalparkbetreiber irgendwann auch einmal für Hundsbach.
Nach Besuch im Bayerischen Wald: möglicher Kompromiss?
Die Vorzeichen für eine Einigung, für einen Kompromiss, scheinen gar nicht so schlecht. Die Reise nach Bayern habe viel gebracht, meint Wolfgang Braun aus Hundsbach. Was die Bürgerinitiative am stärksten umtreibe, seien die Wegegebote und Wegeverbote. Im bayerischen Nationalpark könnten sich Besucher und Anwohner viel freier bewegen. Und das wolle man für das geplante Erweiterungsgebiet rund um Hundsbach auch erreichen, betont Wolfgang Braun von der Bürgerinitiative.
Nationalparkleitung Schwarzwald: Kein Sonderweg für Hundsbach
Dass die Nationalparkleitung Schwarzwald die Bedenken ihrer Nachbarn ernst nimmt, ist schon daran zu erkennen, dass Nationalparkchef Wolfgang Schlund und seine Stellvertreterin Britta Bör gemeinsam mit den Hundsbachern drei Tage lang nach Bayern gefahren sind. Einen Hundsbacher Sonderweg werde es aber nicht geben, betonte Wolfgang Schlund bei der Exkursion nach Bayern. Wenn Kompromisse beispielsweise bei der Nutzung von Forstwegen gefunden würden, müssten sie für den ganzen Nationalpark Schwarzwald gelten.
Bürgermeister: Suche nach Kompromiss kann dauern
Der Forbacher Bürgermeister Robert Stiebler (parteilos) ist ebenfalls mit in den Nationalpark nach Bayern gefahren. Ihm liegt das Thema am Herzen. Und er sagt, es müsse schon von beiden Seiten Bereitschaft für einen Kompromiss vorhanden sein. Sonst funktioniere die Eingemeindung von Hundsbach in den Nationalpark nicht. Stiebler ist vorsichtig optimistisch, er sagt aber auch, es könne länger dauern, so einen Kompromiss zu finden.
Ein bisschen Zeit haben sie zum Glück noch in Hundsbach. Denn die politischen Verhandlungen für die Erweiterung des Nationalparks haben offiziell noch nicht begonnen.
Weitere Informationen zum Naturpark Schwarzwald
Neue Betretungsregelungen - weniger Verbote Mehr Freiheiten für Besucher im Nationalpark Schwarzwald geplant
Der Nationalpark Schwarzwald will sich seinen Besucherinnen und Besuchern noch mehr öffnen. Geplant sind neue Betretungsregeln und weniger Verbote. Das strenge Wegegebot wird gelockert.