Im Rahmen eines landesweiten Luchsprojekts ist am Freitag im Nordschwarzwald zum ersten Mal ein weiblicher Luchs ausgewildert worden. Die Raubkatze soll langfristig in Baden-Württemberg wieder heimisch werden.
Auf leisen Pfoten hat sich der Luchs in den vergangenen Jahren wieder nach Baden-Württemberg geschlichen. Nachdem er hier vor fast 200 Jahren ausgerottet worden war, folgt mit Finja das erste Weibchen. Bislang waren es nur männliche Tiere, die ihren Weg ins Land gefunden haben. Jetzt sollen mit dem Luchsprojekt bis zu zehn weibliche Luchse ausgewildert werden. Das Projekt hat eine Laufzeit von vier Jahren.
Tierfreunde haben jahrelang auf diesen Tag gewartet. Männliche Luchse sind schon vor einigen Jahren wieder nach Baden-Württemberg eingewandert. Mit der Luchsin Finja kommt erstmals ein weibliches Tier dazu. Im Gegensatz zu ihren männlichen Artgenossen sind Luchsweibchen eher weniger wanderlustig. Finja und die noch folgenden Luchskatzen sollen helfen, wieder eine feste Population der scheuen Raubkatze im Land aufzubauen.
In Gefangenschaft geboren, um ausgewildert zu werden
Finja stammt ursprünglich aus Thüringen. Dort betreibt der BUND in Hütscheroda ein Wildkatzendorf. Hier kam Finja mit zwei Brüdern 2021 in Gefangenschaft zur Welt. Dass sie trotzdem ausgewildert werden kann, hat auch mit den Bedingungen zu tun, unter denen sie aufgezogen wurde. Sie ist nicht an Menschen gewöhnt. Darauf wurde auch in ihrem alten Zuhause in der Wildtierauffangstation Tierart in Maßweiler im Pfälzer Wald geachtet. Finja und ihre Brüder hatten in Maßweiler möglichst wenig Kontakt zu Menschen.
Von Maßweiler aus wurde Finja am frühen Freitagmorgen in den Nordschwarzwald gebracht. Ein Tierarzt aus dem Zoo Karlsruhe hatte die Luchsin zuvor mit einem Blasrohrpfeil betäubt und untersucht. Danach wurde sie mit einem Fahrzeug nach Baden-Württemberg gebracht, wo man Finja am Freitagmorgen schließlich in die Freiheit entließ.
SWR-Reporter Heiner Kunold war dabei, als Finja in die Wildnis im Nordschwarzwald entlassen wurde:
Traumpaar: Luchsin Finja und Luchs Toni
Die große Hoffnung der Wildtierbiologen ist, dass Finja und der im Nordschwarzwald bereits ansässige Luchs Toni einander finden. Wenn sie dann aneinander Gefallen finden, könnten sie auch für den ersten Luchsnachwuchs im Land seit rund 200 Jahren sorgen. Das ist die Idee hinter dem Luchsauswilderungsprojekt: Studien zeigen, dass nur mit einer aktiven Ansiedlung von weiblichen Luchsen die Überlebenschancen für den Luchs in Baden-Württemberg, sowie für die angrenzenden Populationen im Schweizer Jura, Pfälzerwald und den Vogesen gesichert werden können.
Ansiedelung ist ein großes Gemeinschaftsprojekt
Um die Wiederansiedlung von Luchsen bemüht sich seit rund 20 Jahren die sogenannte AG Luchs. Sie wird geführt von Expertinnen und Experten der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg (FVA) im Auftrag des Stuttgarter Landwirtschaftsministeriums. Projektpartner sind aber auch der Landesjagdverband Baden-Württemberg, der WWF Deutschland und der Zoo Karlsruhe. Sie unterstützen die Luchs-Auswilderung fachlich und finanziell. Seit dem Jahr 2004 erhebt die FVA in Freiburg gemeinsam mit Jägern vor Ort Daten darüber, wie die Luchse Fuß in Baden-Württemberg fassen und sich im neuen Lebensraum verhalten.
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