Baubeginn des neuen Koordinierungsgeheges

Luchse sollen künftig von Karlsruhe aus in ganz Deutschland ausgewildert werden

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Heiner Kunold
Das ist Heiner Kunold

Im Oberwald in Karlsruhe entsteht ein sogenanntes Koordinierungsgehege für Luchse. Hier sollen die Tiere auf ihre Auswilderung vorbereitet werden.

Mit dem symbolischen Spatenstich im Karlsruher Oberwald hat am Donnerstagmorgen offiziell der Bau eines Auswilderungsgeheges für Karpatenluchse begonnen. Hier werden junge Luchse auf ein Leben in freier Wildbahn vorbereitet. Die ersten Wildkatzen sollen bereits im Januar einziehen. Die Tiere waren bis vor 200 Jahren auch in Baden-Württemberg heimisch.

Seit letztem Herbst läuft in Baden-Württemberg das Luchsprojekt der Landesregierung. Ziel ist es, unter anderem im Schwarzwald wieder Luchse dauerhaft anzusiedeln. Das Luchsprojekt wird von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg koordiniert und hier kommt auch der Karlsruher Zoo als Projektpartner ins Spiel.

Junge Luchse werden auf die freie Wildbahn vorbereitet

Die Tierärzte des Karlsruher Zoos haben die veterinärmedizinische Betreuung der Tiere im Luchsprojekt übernommen. Sie untersuchen die Tiere vor der Auswilderung und stellen fest, ob sie überhaupt geeignet sind. Darüber hinaus baut der Zoo nun das 5.000 Quadratmeter große sogenannte Koordinierungsgehege.

Es passt sehr gut in unsere Strategie, den klassischen Zoo in ein Artenschutzzentrum umzubauen.

Das neue Auswilderungsgehege für Luchse im Oberwald Karlsruhe
Das neue Auswilderungsgehege für Luchse im Oberwald Karlsruhe

Der Zoo investiert in das Gehege im Oberwald rund 300.000 Euro. Unterstützt wird er dabei vom WWF Deutschland, von der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe und vom Land. Das Gehege wird das erste und einzige seiner Art in Süddeutschland sein. Von Karlsruhe aus könnten in Zukunft Karpatenluchse in ganz Deutschland und möglicherweise sogar europaweit ausgewildert werden.

Für die Wiederansiedlung von Luchsen nicht nur in Baden-Württemberg ist das Koordinationsgehege von entscheidender Bedeutung. Denn es erfüllt die strengen wissenschaftlichen Vorgaben an die Aufzucht und Vorbereitung der Tiere, die einmal ausgewildert werden sollen. Die Luchse im Karlsruher Oberwald sind zwar in einer Einrichtung des Zoos untergebracht. Im Gegensatz zu den Gehegen im städtischen Tiergarten wird hier aber kein menschlicher Besuch zugelassen sein.

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Tiere sollen minimalen Kontakt zum Menschen haben Zoo Karlsruhe: Neues Gehege soll Luchse auf die Freiheit vorbereiten

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Kaum Kontakt zwischen Luchs und Mensch

Im Gegenteil: Der Zoo will den Kontakt zwischen Luchsen und Menschen im Oberwaldgehege auf ein Minimum begrenzen. Das Gehege ist strategisch so gelegen, dass sich möglich wenig Besucher dorthin verirren. Wenn doch jemand vorbeikommt, wird er durch einen äußeren Zaun mindestens 30 Meter auf Abstand zu den Luchsen gehalten. Denn Tiere, die sich zu sehr an Menschen gewöhnt haben, können nicht mehr ausgewildert werden.

Auch die Pfleger werden die Tiere nicht zu Gesicht bekommen. Sie werden nur hinter einem Sichtschutz am Gehege sein. Die Fütterung soll so nah wie möglich an die Bedingungen in der Wildnis angepasst werden. Weil in Deutschland eine Fütterung mit lebenden Tieren verboten ist, werden ihnen nur tote Tiere, vornehmlich Rehe, als Futter angeboten. Allerdings werden die Tierkörper nicht in Stücke zerlegt. Das müssen die Luchse selbst übernehmen. Der Zoo hofft dabei auf eine gute Kooperation mit der Karlsruher Jägerschaft. Dabei könnten zum Beispiel Rehe verfüttert werden, die dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen sind.

Neues Auswilderungsgehege hat europaweit Bedeutung

Luchsexperten aus ganz Europa schauen derzeit mit großem Interesse nach Karlsruhe: Das Koordinierungsgehege im Oberwald kann nicht nur das Auswilderungsprojekt im Schwarzwald unterstützen. Karlsruhe ist neben Hütscheroda in Thüringen das zweite Koordinationsgehege bundesweit. Und es ist dringend nötig, um mehr Tiere auf eine Auswilderung vorzubereiten.

Das Koordinationsgehege ist das einzige in Baden-Württemberg. Deswegen kommt ihm nationale, sogar europaweite Bedeutung bei der Erhaltung der Wildkatzenart zu.

In den vergangenen Jahren stammten viele Luchse, die ausgewildert wurden, tatsächlich aus dem entlegenen Karpatengebirge in Südosteuropa. Weil dort aber auch nicht mehr unbegrenzt Wildfänge zur Verfügung stehen, gehen die regionalen Luchsprojekte in Westeuropa immer mehr dazu über, auch Tiere auszuwildern, die in Gefangenschaft geboren wurden.

Nachwuchs für das Zuchtprogramm im Zoo Karlsruhe

Hier spielt der Karlsruher Zoo eine weitere wichtige Rolle. So wurden im Rahmen eines europäischen Zuchtprogramms für Luchse erst kürzlich zwei kleine Kuder (männliche Luchse) im Karlsruher Zoo geboren. Die Elterntiere waren ganz gezielt für die Zucht ausgesucht worden.

Kurioserweise waren die Jungtiere selbst im Zoo zunächst nicht entdeckt worden. Im wild bewachsenen Gehege der Luchse war es den Elterntieren sogar gelungen, ihren Nachwuchs mehrere Wochen lang nach der Geburt versteckt zu halten. Erst eine Wildtierkamera belegte mit einer Zufallsaufnahme die Existenz der beiden Jungtiere. Inzwischen gibt es Aufnahmen von Familie Luchs bei ihren Ausflügen im Gehege, das seit der Entdeckung der Jungtiere für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich ist.

Ein schöner Erfolg für den Karlsruher Zoo wäre es, wenn der eigene Luchsnachwuchs eines Tages selbst einmal im Koordinationsgehege im Oberwald zu Gast wäre. Und noch besser wäre die Vorstellung, dass eines der beiden Jungtiere vielleicht in naher Zukunft einmal im Nordschwarzwald ausgewildert werden könnte. Theoretisch wäre das durchaus denkbar, aber bis jetzt eben nur ein schönes Gedankenspiel.

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