So hoch lag der Bodenseepegel in Konstanz Mitte Dezember seit Beginn der Messungen noch nie: Am Freitagmorgen betrug er 4,20 Meter. Darunter leider auch die Wasservögel.
Der Bodenseepegel lag am Freitagmorgen bei Konstanz bei 4,20 Meter. Laut der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg ist das der höchste Pegel, der an einem 15. Dezember seit Beginn der Aufzeichnungen 1817 gemessen wurde. Am Montag lag der Pegel bei 3,96 Meter, am Dienstag bei 4,02 Meter, am Mittwoch bei 4,10 Meter und am Donnerstag bei 4,16 Meter - auch das waren historische Höchstwerte für diese Tage.
Man gehe außerdem davon aus, dass der Pegel in den nächsten Tagen auf bis zu 4,25 Meter weiter steigt, so die Hochwasservorhersagezentrale. Gefährlich sei das nicht, trotzdem sei der Pegel für Dezember außergewöhnlich hoch. Das hat auch Folgen für die Wasservögel auf dem Bodensee.
Enten und Schwäne finden kaum mehr Nahrung
Uferbereiche und Flachwasserzonen sind überschwemmt. Dadurch kommen viele Wasservögel nicht mehr an Nahrung, die sie sonst am Grund des Sees finden und gerade jetzt im Winter dringend benötigen. "Die Tiere gründeln, um an Nahrung zu kommen. Sie weiden am Seegrund Wasserpflanzen ab", erklärt Eberhard Klein, Leiter des NABU-Bodenseezentrums in Reichenau (Kreis Konstanz). Bei hohen Wasserständen reiche die Halslänge aber nicht aus, um an den Grund zu kommen. "Das trifft zuerst Enten wie Schnatter- und Stockenten, inzwischen aber sogar auch größere Vögel wie die Schwäne", so Eberhard Klein.
Dass sie keine Nahrung fänden, könne für die Vögel lebensbedrohlich werden. Einige Wasservögel, wie Krickenten und Stockenten, seien deshalb schon weiter Richtung Süden gezogen, andere suchten auf überschwemmten Wiesen Nahrung.
Klimakrise hat Auswirkungen auf Wasserstand des Bodensees
Die hohen Wasserstände seien eine Folge der Klimaerwärmung. "Normalerweise schwankt der Bodensee-Wasserstand zwischen Sommer und Winter um mehr als einen Meter. Wegen den klimatischen Veränderungen bleiben die Hochwasser im Sommer und die Niedrigwasser im Winter jetzt aber aus", erklärt Klein. Er geht davon aus, dass sich diese Situation künftig Jahr für Jahr wiederholen wird.
Welche Folgen das haben könnte, sei schwer abzuschätzen. Klar ist aber schon jetzt: Im November wurden am Bodensee so wenig Wasservögel wie seit 60 Jahren nicht mehr gezählt. Im Dezember hat sich die Situation laut Eberhard Klein weiter zugespitzt. Nach ersten Erkenntnissen des NABU gab es in diesem Monat so wenig Wasservögel am Bodensee wie noch nie.
Tauwetterlage in der Region bringt Schmelzwasser
Zurückzuführen ist der hohe Pegelstand auf den nassen November und Dezember. Außerdem bringt die Tauwetterlage Schmelzwasser aus Oberschwaben, dem Allgäu, Vorarlberg und der Schweiz in den Bodensee. Nach starken Regenfällen erreichte der Bodenseepegel bereits im November Höchstwerte.
Viel Wasser im Bodensee Bodenseepegel für November außergewöhnlich hoch
Der Wasserstand des Bodensees hat in der vergangenen Nacht vier Meter überschritten. Das ist für November ein hoher Wert. Hochwassergefahr besteht jedoch nicht.
Kleinere Hochwasser sind möglich, aber nicht unüblich
An den Flüssen Schussen, Argen und Riß sowie in der Donau und ihren Zuflüssen kann es in den kommenden Tagen zu kleineren Hochwasserereignissen kommen, sagt Manfred Bremicker von der Landesanstalt für Umwelt. Dort seien kleinere Hochwasser in dieser Jahreszeit aber nicht unüblich.
Vereinzelte lokale Probleme durch hohe Wasserstände, auch an den kleineren Gewässern, könnten trotzdem nicht ausgeschlossen werden, so Bremicker. Ihnen müsse man durch lokale Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel mit Sandsäcken, begegnen.
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