Im Kreis Biberach sorgt die Unterbringung von Flüchtlingen in einer leerstehenden Fachklinik derzeit für Diskussionen. Im Ort Dietenbronn kommen seit wenigen Wochen 170 Geflüchtete auf gut 30 Einwohner.
Die Unterbringung von weiteren 60 Geflüchteten in der ehemaligen Fachklinik in Dietenbronn, einem Ortsteil von Schwendi (Kreis Biberach), führt bei Anwohnerinnen und Anwohnern zu Unmut. Bereits seit dem vergangenen Sommer ist das Gebäude Unterkunft für mittlerweile rund 110 Flüchtlinge aus der Ukraine. Seit Ende Januar sind nun auch junge Männer vorwiegend aus Syrien und der Türkei vor Ort.
Anwohner sorgen sich um ihre Sicherheit, fürchten aber auch eine Überlastung für den Ort und die Gemeinde Schwendi. Sie sprechen von einer Überforderung für Dietenbronn.
Landkreis Biberach möchte Turnhallenbelegung vermeiden
Die Sorgen nehme man ernst, heißt es im zuständigen Landratsamt Biberach. Landrat Mario Glaser (parteilos) wirbt jedoch auch für einen toleranten Umgang mit den Geflüchteten. Die Unterbringungsmöglichkeiten seien begrenzt. Notunterbringungen in Turnhallen möchte der Kreis vermeiden.
Die Unterbringung der knapp 60 jungen Männer in Dietenbronn sei eine Zwischenlösung. Das Landratsamt möchte möglichst bald für sie andere Standorte finden, wenn dies die Flüchtlingszahlen zulassen.
Landrat wünscht sich bessere europäische Verteilung
Bei der Bewältigung der Flüchtlingszahlen sieht sich das Landratsamt bislang auf einem guten Weg. Ziel sei es Flüchtlinge im Kreis Biberach breit zu verteilen. So gebe es 35 Einrichtungen. Im vergangenen Jahr hat der Kreis Biberach insgesamt rund 3.500 Geflüchtete aufgenommen. 1.600 Menschen befinden sich derzeit in Erstaufnahmeeinrichtungen des Landkreises. Angesichts der angespannten Situation, in der sich viele Kreise in Deutschland befinden, erwartet Landrat Mario Glaser vor allem eine bessere europäische Verteilung der Geflüchteten.
Asylhilfe hofft auf Austausch zwischen Geflüchteten und Einwohnern
Die Asylhilfe Schwendi engagiert sich in Dietenbronn mit verschiedenen Angeboten für Flüchtlinge. Dazu zählen etwa Sprachkurse oder Mal- und Tanzkurse für Kinder. Die Asylhilfe sieht es auch als ihre Aufgabe an, das angespannte Verhältnis im Ort aufzulockern. Kontakte und ein Austausch mit den Menschen in der Gemeinde Schwendi sind aus ihrer Sicht hierfür wichtig.
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