ZF Friedrichshafen sieht sich nicht verantwortlich für das mögliche Aus einer gemeinsam mit dem Wolfspeed-Konzern geplanten Chipfabrik im Saarland. Man habe an dem Projekt festgehalten, so ZF.
Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen widerspricht Medienberichten, nach denen das Unternehmen aus einem Großprojekt zur Halbleiterfertigung im Saarland aussteige. ZF spricht von großen Verzögerungen, verantwortlich dafür sei der US-Partnerkonzern Wolfspeed.
ZF Friedrichshafen sei nicht maßgeblich für die Verzögerungen beim Bau einer gemeinsamen Chipfabrik im saarländischen Ensdorf verantwortlich, heißt es in einer ZF-Mitteilung. In dem Schreiben ist zudem ausschließlich von "Verzögerungen" und nicht von einem definitiven Ende des Projekts die Rede.
Die Unternehmen Wolfspeed aus den USA und der Automobilzulieferer ZF wollen im Saarland eine Chipfabrik bauen. ZF plant, rund 170 Millionen Euro zu dem Projekt beizusteuern. Aufgrund von Verlusten des US-Konzerns Wolfspeed war der Bau der Fabrik bereits verschoben worden.
Chipfabrik im Saarland: Siliziumkarbid-Halbleiter für die Autoindustrie
Für den Bau des Chipwerks waren inklusive staatlicher Förderungen insgesamt 2,75 Milliarden Euro vorgesehen. Erst im Februar 2023 war das Großprojekt im Beisein von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorgestellt worden. Jetzt stehe die Chipfabrik vor dem Aus, schreibt das "Handelsblatt".
Im vergangenen Sommer hatte Wolfspeed bekannt gegeben, den Fabrikbau zu verschieben, denn das Unternehmen schreibt tiefrote Zahlen. In dem Werk sollten ab 2027 Siliziumkarbid-Halbleiter für die Autoindustrie hergestellt werden.
Milliarden-Investition: Chipfabrik-Aus wäre Schlag für Regierung
Am Dienstagvormittag berichtete zunächst das "Handelsblatt", dass ZF aus dem Projekt aussteige. Auch weitere Medien stiegen in die Berichterstattung ein. Aus Branchenkreisen war zu hören, Wolfspeed habe den Plan für das Werk wegen schwacher Nachfrage nach Elektroautos auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Eine Investition seitens ZF sei deshalb nicht mehr sinnvoll. Diesen Darstellungen widerspricht ZF mit seinem Statement.
Eine Absage von Wolfspeed wäre ein erneuter Rückschlag für den Plan der deutschen Regierung, eine bedeutende Chipherstellung im Land aufzubauen. Erst im September hatte der US-Konzern Intel bekannt gegeben, den geplanten Bau eines Werkes in Magdeburg voraussichtlich für zwei Jahre auf Eis zu legen.
Autozulieferer ZF Friedrichshafen befindet sich auf Sparkurs
Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen strukturiert sich derzeit neu. Das Unternehmen will in den nächsten vier Jahren in Deutschland bis zu 14.000 Arbeitsplätze abbauen. Dafür sollen Standorte zusammengelegt werden. Der Konzern ist hoch verschuldet und muss sparen.
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