Die Autoindustrie und ihre Zulieferer stehen massiv unter Druck. Bei ZF Friedrichshafen droht ein radikaler Arbeitsplatzabbau. Der Betriebsrat fordert Klarheit über die Pläne und kündigt schärfere Proteste an.
Beim Auto-Zulieferkonzern ZF Friedrichshafen spitzt sich der Streit zwischen Betriebsrat und Vorstand zu. Dabei geht es um den angekündigten Abbau von bis zu 14.000 Stellen an den deutschen Standorten innerhalb der nächsten vier Jahre. "Wir werden die Proteste nun verschärfen", so der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Achim Dietrich in Stuttgart vor Mitgliedern des Wirtschaftspresseclubs. Dietrich forderte vom ZF Vorstand bis Jahresende Klarheit über die Pläne zum Personalabbau in Deutschland.
1.800 Stellen in Saarbrücken werden gestrichen
Konkrete standortbezogene Zahlen für den geplanten Stellenabbau liegen bisher nur für das ZF-Werk Saarbrücken vor, wo ZF unter anderem 8-Gang-Automatgetriebe für Pkw herstellt: Hier sollen nach einem Bericht des Saarländischen Rundfunks 1.800 Jobs wegfallen. Für die anderen ZF-Standorte deutschlandweit, darunter auch für den Konzernsitz Friedrichshafen, gibt es noch keine konkreten Zahlen.
Betriebsratschef fordert direkte Gespräche mit dem ZF-Vorstand
Der Vorsitzende des ZF-Gesamtbetriebsrats Dietrich machte vor Wirtschaftsjournalistinnen und -journalisten in Stuttgart aus seiner Verärgerung über den ZF-Vorstand keinen Hehl: Die Forderungen nach direkten Gesprächen mit dem Vorstand darüber, welche Standorte wie stark von den geplanten Stellenkürzungen betroffen sein werden, wurden laut Dietrich allesamt abschlägig beschieden. Der Betriebsrat sei immer nur an Personalmanager aus der zweiten Reihe ohne Entscheidungskompetenz verwiesen worden. Das werde man nicht länger hinnehmen.
Dietrich forderte den Vorstand zu direkten Gesprächen mit dem Betriebsrat auf - und das zeitnah noch im Oktober.
Zugleich kündigte Dietrich weitere, "härtere" Proteste an. Bereits Anfang September waren deutschlandweit mehrere tausend ZF-Beschäftigte wegen der geplanten Stellenkürzungen auf die Straße gegangen, unter anderem in Friedrichshafen.
Kundgebungen unter anderem in Friedrichshafen und Mannheim Nach Protest gegen Stellenabbau bei ZF: SPD fordert Sofortprogramm
Die SPD-Fraktion im Landtag will den angekündigten Stellenabbau beim Autozulieferer ZF verhindern. Mehrere tausend Beschäftigte hatten am Dienstag protestiert, etwa in Friedrichshafen und Mannheim.
Dietrich: Probleme mit Belegschaft lösen - nicht gegen sie
"Die Geschäftsleitung muss die Probleme der Zukunft mit der Belegschaft angehen - und nicht gegen sie", forderte Betriebsratschef Dietrich. Die aktuelle Krise in der Automobilindustrie wolle er gar nicht kleinreden. Und auch die große Zinslast, die der ZF-Konzern zu tragen habe, dürfe man nicht bagatellisieren: ZF ist derzeit, nach Übernahme der Unternehmen TRW und Wabco, mit rund zehn Milliarden Euro verschuldet. Die jährliche Zinslast schätzt Dietrich auf rund 500 Millionen Euro.
Probleme bei ZF: Betriebsrat hält Stellenabbau für kontraproduktiv
Diesen Problemen nur mit Stellenabbau zu begegnen, hält Dietrich allerdings für einfallslos, mancherorts sogar für kontraproduktiv. Stattdessen müsse man das kreative Potential der ZF-Belegschaft nutzen und der Automobil-Krise mit neuen Technologien und innovativen Ideen begegnen. Heftig kritisierte Dietrich den Einsatz des Beratungsunternehmens McKinsey bei ZF: Da kämen nur Kürzungsvorschläge heraus. Und ausschließlich kürzen - das sei nicht zielführend.
ZF ist einer der weltweit größten Automobilzulieferer mit rund 169.000 Mitarbeitern an 160 Standorten in 30 Ländern. Der Konzern gehört mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen. 2023 erzielte er einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro.
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