Straßenumzüge, Bälle, Schülerbefreiungen - für das närrische Volk in Baden-Württemberg hat die "fünfte Jahreszeit" begonnen. Zu den ersten Amtshandlungen gehörte das laute "Einschnellen".
Närrinnen und Narren in Baden-Württemberg haben am Dreikönigstag den Auftakt in die Fastnacht gefeiert: Am 6. Januar stand traditionell bei vielen Zünften das "Einschnellen" an. Narren schwingen dabei ihre Karbatschen und Peitschen und machen jede Menge Lärm.
Aber die Narrenzünfte im Land stimmen sich ganz unterschiedlich auf die "fünfte Jahreszeit" ein: Viele "Mäschgerle", also diejenigen, die Masken tragen, stauben beispielsweise erstmal die Masken und das Narrengewand ab. Denn an diesem Tag dürfen sie ihr Häs, wie das Narren-Outfit auch genannt wird, zum ersten Mal öffentlich tragen.
Bundesgesundheitsminister Lauterbach kommt vors Stockacher Narrengericht
In Stockach (Kreis Konstanz) wurde am Dreikönigsabend feierlich verkündet, welcher Politiker sich in diesem Jahr vor dem traditionellen Narrengericht verantworten muss. Es ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), teilte Narrenrichter Jürgen Koterzyna mit. Lauterbach steht damit in einer Reihe mit Franz Josef Strauß, Hans-Dietrich Genscher und Angela Merkel. Zuletzt musste sich FDP-Frontmann Wolfgang Kubicki als Beklagter verantworten. Das mehr als 600 Jahre alte "Hohe Grobgünstige Narrengericht zu Stocken" gehört zu den Höhepunkten der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.
Bekanntgabe auf Dreikönigssitzung Karl Lauterbach ist Beklagter beim Stockacher Narrengericht
Vor dem traditionsreichen Stockacher Narrengericht muss sich in diesem Jahr Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verantworten. Das gab das Narrengericht am Samstag bekannt.
Verhandelt wird am "Schmotzigen Dunschtig", dem Schmutzigen Donnerstag am 8. Februar. An diesem Tag geht die Fastnacht auch in die heiße Phase. Dann haben für wenige Tage die Narren das Sagen - bis am darauffolgenden Aschermittwoch Schluss ist mit lustig. Der Termin dafür richtet sich nach Ostern und ändert sich damit jedes Jahr.
Narrensprünge, Schülerbefreiungen und Umzüge
In Baden-Württemberg finden in der Hochphase der Fastnacht Straßenumzüge, Bälle, Schülerbefreiungen durch maskierte Närrinnen und Narren und die Kinderfasnet statt. In Rottweil ist der Narrensprung Höhepunkt der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.
Der Rottweiler Narrensprung ist bereits eine Legende. Diese Doku erzählt die Geschichte der Rottweiler Fasnet:
Große Jubiläumsfeier der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte
In dieser Saison steht außerdem ein rundes Jubiläum auf dem Programm: Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte wird 100 Jahre alt. Das soll laut VSAN-Präsident Roland Wehrle ordentlich gefeiert werden.
Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) zählt mehr als 70.000 Mitglieder. 68 traditionell ausgerichtete Narrenzünfte gehören dazu. Gegründet wurde der Verband am 16. November 1924. Für das Jubiläum hat Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) die Schirmherrschaft übernommen. Der Landesvater verbringt regelmäßig den Fasnetsdienstag beim traditionellen Froschkuttelnessen in Riedlingen (Kreis Biberach).
"Die Narren haben viel zu tun" - kurze Saison 2024 Dreikönig: BW ist in die närrische Zeit gestartet
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10.000 Narren in Weingarten erwartet
Gleich im Januar steht im Rahmen des Jubiläums ein großes Narrentreffen im oberschwäbischen Weingarten (Kreis Ravensburg) mit mehr als 10.000 Teilnehmenden an. Die 25.000-Einwohner-Stadt soll sich vom 19. bis zum 21. Januar in eine Fastnachtshochburg verwandeln. Der SWR berichtet live von dort.
100 Jahre VSAN Weingarten wird 2024 schwäbisch-alemannische Narrenhochburg
Ein Narrentreffen der Superlative steht Weingarten bevor. Denn die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte VSAN feiert im Januar in der Stadt ihr 100-jähriges Bestehen.
Auf dem Programm stehen etwa Narrensprünge, Wirtshausliederabende, Fackelumzüge und eine Weltmeisterschaft im "Schnellen mit der Karbatsche". Bewertet wird die Körperhaltung, die Peitschenführung, die Knallentwicklung und der Takt, wie es von den Veranstaltern heißt.
Kunstvoll geschnitzte Masken und Figuren aus der Dorfgeschichte
Die Fastnacht in Baden-Württemberg ist vorwiegend traditionell geprägt. Die Narren verkörpern meist Figuren aus der Dorf- und Stadtgeschichte sowie Fabelwesen und Tiere. Zum Häs tragen sie oft kunstvoll geschnitzte Masken. An einigen Orten sind aber auch Einflüsse des rheinischen Karnevals spürbar - mit Figuren wie Prinz und Prinzessin oder Tanzgarde.
Beim Alemannischen Narrenring feiern die fast 90 Zünfte und mehr als 27.000 Mitglieder ebenfalls den Start der Fastnacht. Erste Höhepunkte nach dem Dreikönigstag sind die Regionenbälle Mitte Januar am Bodensee, in Oberschwaben und im Allgäu. "Jeder freut sich auf eine kurze, aber schöne Fastnacht", sagte Präsident und Narrenmeister Markus Stark. Auch in einer kurzen Fasnet könne man Spaß haben.
Auch am Bodensee wird gefeiert
Am Dreikönigstag hat auch in der Region Bodensee-Oberschwaben für viele Närrinnen und Narren traditionell die Fastnacht begonnen. In Markdorf und Überlingen (beides Bodenseekreis) wurde die Fastnacht am Samstagmittag mit Karbatschen eingeschnellt. In Konstanz wurde am Dreikönigsabend traditionell die Fastnacht ausgerufen. Zuvor zogen die Konstanzer Hansele und die Blätzlebuebe-Zunft durch die Altstadt, begleitet von Fanfarenzügen. Vielerorts gehört auch das Maskenabstauben zum 6. Januar - zum Beispiel in Ravensburg.
Ein größeres Narrentreffen und Jubiläum steht auch beim Narrenring an. Am Fastnachtsamstag (10. Februar) wollen mehr als 4.000 Narren in Friedrichshafen (Bodenseekreis) das 75-jährige Bestehen der dortigen Narrenzunft feiern. 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer werden am Bodensee erwartet.
Goldene Schelle für Thomas Gottschalk
Im Europa-Park in Rust (Ortenaukreis) verleiht die VSAN am 31. Januar die 17. Goldene Narrenschelle. Geehrt wird damit der Showmaster Thomas Gottschalk. Er sei "ein echter Narr, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich nicht von der Bühne vertreiben lässt", begründete Narrenpräsident Roland Wehrle die Auszeichnung. Außerdem habe er sich nie zu ernst genommen, für Verrücktes sei er immer zu haben gewesen - genau wie die Narren.
Land baut Bürokratie für Narren ab
Künftig könnte der Aufwand bei der Beantragung von Fasnachtsveranstaltungen auf öffentlichen Straßen verringert werden. Das Land Baden-Württemberg baut einem Zeitungsbericht zufolge nämlich die Bürokratie für kleine Fastnachtsveranstaltungen ab. Für kleinere, immer gleichbleibende Veranstaltungen sollen künftig mehrjährige Anträge gestellt werden können, berichtete die "Schwäbische Zeitung" aus Ravensburg unter Berufung auf ein Schreiben von Staatssekretärin Elke Zimmer (Grüne) aus dem Verkehrsministerium in Stuttgart.
Ein Wegweiser solle noch im Januar veröffentlicht werden, sagte ein Ministeriumssprecher der Zeitung. Entscheiden müssten die Straßenverkehrsbehörden der jeweiligen Kommunen. Zuvor hatten Vertreterinnen und Vertreter der großen Narrenverbände im Land weniger Auflagen und behördliche Vorgaben für Veranstaltungen gefordert.
Fastnacht 2024 dauert nur fünf Wochen
Nur rund fünf Wochen geht die Fastnacht 2024. "Es ist eine der kürzesten Saisons, die man haben kann", sagte ein Sprecher der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Zeit zum Ausruhen gebe es an den kommenden Wochenenden deshalb nicht. "Die Narren haben viel zu tun."
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