Vor dem traditionsreichen Stockacher Narrengericht muss sich in diesem Jahr Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verantworten. Das gab das Narrengericht am Samstag bekannt.
Das Stockacher Narrengericht (Kreis Konstanz) klagt in diesem Jahr den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an. Das teilte das Narrengericht auf seiner Dreikönigssitzung am Samstagabend mit. Die Entscheidung sei dem Narrengericht schwerer gefallen als gewohnt. Denn es gebe nicht mehr viele Politiker in Berlin, die echte Ecken und Kanten hätten und natürlich den "Mumm", um sich vor dem Narrengericht zu verantworten, hieß es. Karl Lauterbach habe beides.
Lauterbach sei Streber, Nerd und Genussmensch
Lauterbach sei ein "Streber", gar ein "Nerd", hieß es von Fürsprech Michael Nadig und Narrenrichter Jürgen Koterzyna am Samstagabend. So schiebe er als Gesundheitsminister ein Projekt nach dem anderen an – mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Und obwohl er seit vielen Jahren weder Fleisch noch Salz zu sich nehme, sei er auch ein Genussmensch. Er liebe schwarzen Kaffee und trinke gerne mal ein Gläschen Rotwein. Schon das allein bringe ihm vor dem Narrengericht einen Pluspunkt, hieß es. Denn die Beklagten begleichen ihre Schuld traditionell mit Wein.
Das sagt Narrenrichter Jürgen Koterzyna zum diesjährigen Beklagten:
Während der Corona-Pandemie habe sich Lauterbach zum "Dr.-Ich-erklär-euch-das-mit-dem-Ansteckungsrisiko" entwickelt und sich laut Narrengericht so den Titel "Gesundheitsminister der Herzen" verdient. Lauterbach sei immer gut vorbereitet, glänze mit Fakten und Studien und sage, was Sache ist – auch wenn es vielen nicht gefallen sollte. So jemanden könne man vor dem Narrengericht sehr gut gebrauchen, sagten Fürsprech und Narrenrichter.
Lauterbach am 8. Februar vor dem Stockacher Narrengericht
Gastredner bei der Veranstaltung am Dreikönigstag war der Grünen-Politiker und Vorsitzende des Normenkontrollrates in Baden-Württemberg, Dieter Salomon. Am 8. Februar wird Lauterbach dann vor dem "Hohen Grobgünstigen Narrengericht" in Stockach der Prozess gemacht.
Im vergangenen Jahr war der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki vom Narrengericht zu 210 Liter Wein verurteilt worden. Vor der Corona-Pandemie nahmen zuletzt die Bundespolitiker Cem Özdemir (Grüne) und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) auf der Anklagebank des Stockacher Narrengerichts Platz.
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