Am 1. April wird oft unsere Leichtgläubigkeit getestet. Der neue Scherz-Katalog der Bundesregierung ist daher als Handlungsanleitung sehr zu begrüßen, meint Josef Karcher.
Der Aprilscherz ist ein wenig in die Jahre gekommen. Eine Reform macht ihn jetzt ebenso zeitgemäß wie nachhaltig. Gut, dass sich die Ampelkoalition in Berlin endlich darauf geeinigt hat.
Die Kolumne von Josef Karcher können Sie hier auch als Audio hören:
Das Habeck-Prinzip
So muss ab sofort jeder Aprilscherz klimaneutral sein. Man darf niemanden mehr dazu verleiten, mit dem Auto irgendwo hinzufahren, schon gar nicht mit einem Verbrenner. Auch für das Sozialklima muss der Ulk verträglich sein. Wer damit zum Beispiel hitzige Debatten auslöst, der muss, solange diese andauern, zu Hause seine Heizung ausschalten – das Habeck-Prinzip.
Gendergerechtigkeit gehört dazu. Konkret heißt dies: Die in-den-April-zu-Schickenden müssen sich als ganze Person wiederfinden. Daneben wird auf Diskriminierungsfreiheit Wert gelegt. Wer nur seine Oma mit dem Enkeltrick auf den Arm nimmt, der bekommt Post vom Einwohnermeldeamt.
Die Scherz-Opfer
Die Einhaltung der Datenschutzrichtlinien ist ebenso zentral. Wer glaubt, Scherz-Opfer auf seinem Handy bildlich bannen zu können, ist im falschen Film. Versteckte Kamera - geht gar nicht mehr. Vorab ist ein schriftliches Einverständnis dessen erforderlich, den man zum Narren machen möchte.
Der Scholz-Faktor
Zudem muss der aprilhafte Schabernack föderal konform sein. Wenn an Schulen Lehrkräfte geleimt werden, sind die Länder zuständig. Bundeseinheitlich ist dagegen die medizinische Scherzregel. Sollte das sich gegenseitige Hochnehmen massenhaft Menschen infizieren, wird das Tragen entsprechender Masken angeraten - die neue Lauterbach-Empfehlung. Zur Qualitätssicherung wird der Scholz-Faktor eingeführt. Ab der Marke von zwölf Scholzen, kann ein Streich als einigermaßen gelungen bezeichnet werden.
Der Lindner-Vorbehalt
Schließlich bleiben Aprilscherze generell steuerfrei. Einzige Ausnahme: Wenn das Geschehen die Wirtschaft stört, wird das Finanzamt dennoch aktiv; der so genannte Lindner-Vorbehalt. Und wenn wir schon bei der FDP gelandet sind… Es gilt stets das Wissing-Wort der Emotionsoffenheit. Es besagt, dass Schadenfreude völlig frei ausgelebt werden darf.
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