Neues Jahr, neues Glück. Was ist dran? Die Sorgen vom vergangenen Jahr können einen schnell wieder einholen. Was Sie dagegen tun können, weiß Glücksexpertin Maike van den Boom.
SWR1: Hej, hej — wie man in Schweden sagt, einem der glücklichsten Länder der Welt, wie es heißt. Stimmt das?
Maike van den Boom: Das stimmt, ja. Die nordischen Länder sind immer ganz vorne mit dabei, wenn es ums Glück geht.
SWR1: Wenn ich mich jetzt hier in Deutschland, in Rheinland-Pfalz, ganz konkret damit befassen möchte, glücklich zu sein und sage, neues Jahr, neues Glück — wie funktioniert es?
van den Boom: Ja, wie funktioniert es? Vor allen Dingen, wenn man jetzt all die Krisen anschaut, dann ächzen die Menschen doch und überlegen sich, wo ist das Glück? Und da habe ich eine gute Nachricht, das ist immer da. Wir haben es nämlich selber in der Hand. Also das ist, glaube ich, ganz wichtig zu wissen.
Wie glücklich wir sind, bestimmen auch unsere Gene
Wenn man auf die Glücksforschung schaut, dann sind nur 10% der Dinge, die das persönliche Glück ausmachen, also dein Glücksniveau, die äußeren Umstände. Dabei haben wir das Gefühl, das beeinflusst uns ganz stark. Tatsächlich aber machen 50% die Gene aus und 40% haben wir echt selber in der Hand.
Negative Gedankenprozesse durchbrechen
SWR1: Wie können wir unser Glück denn nun selbst in die Hand nehmen?
van den Boom: Wir haben alle eine Sicht auf die Welt und es hat sich tatsächlich gezeigt, dass wir dazu neigen, immer wieder dasselbe zu denken. Oft ist das negativ, doch warum ist das so? Weil wir uns früher immer wehren mussten, beispielsweise vor gefährlichen Säbelzahntigern. Wo ist die Gefahr? Am Glück ist ja noch keiner gestorben, deshalb haben wir die Neigung, uns aufs Negative zu konzentrieren und das auch immer wieder wiederzukäuen, so wie Kühe.
Das können Sie aber durchbrechen, wenn Sie einfach mal öfter innehalten und überlegen: Was denke ich hier eigentlich? Und ist das, was ich denke, eigentlich zielführend? Bringt mich das weiter, entzieht mir das Energie oder gibt mir das Energie, macht mich das glücklich oder nicht? Und dann versuchen darüber nachzudenken, und eine Art zu finden, wie Sie eine Sache anders sehen könnten.
SWR1: Mit anderen Worten, wir haben oft einfach die falsche Perspektive auf die Dinge und lassen uns von unserer Umwelt herunterziehen.
van den Boom: Natürlich passieren schreckliche Dinge um uns herum. Das heißt nicht, dass wir jetzt unempathisch sein sollen und sagen, ach ja, weißt du, das geht mich alles nicht so an. So ist das nicht gemeint. Aber es ist wichtig, dass wir sagen, zum Beispiel, hier ist der Krieg, hier sind die Krisen, was kann ich in meinem Umfeld tun, um trotzdem noch das Gefühl zu haben, ich kann etwas positiv beeinflussen? Also gehe ich anstatt vorm Fernseher zu hängen lieber irgendwo hin und mache irgendwas Gutes für andere Leute.
Oder ich sage mir, hey, ich bringe meinen Kollegen einen Kaffee oder ich sorge mich um andere Menschen. Das ist nämlich sehr wirksam, weil wir dann selber glücklicher werden. Wir sehen aber auch, dass wir selber was bewegen können, und das ist wichtig. Das ist übrigens auch einer der stärksten Glücksfaktoren, dieses Gefühl der subjektiven Freiheit, also die Freiheit, egal was um dich herum ist, trotzdem noch etwas reißen zu können.
Ich habe kein Geld, ich kann nicht ins Restaurant gehen, jetzt ist die Mehrwertsteuer auch noch erhöht worden und die Preise. Aber ich kann ein geiles Picknick organisieren mit Freunden, kostet nicht so viel, aber ich habe trotzdem etwas gerissen.
Glücklich sein im Angesicht der Krisen
SWR1: Wichtig ist also zu verstehen, dass wir nicht allem hilflos ausgeliefert sind, sondern, dass wir selbst die Lage ganz konkret verändern können.
van den Boom: Ja, und das ist super wichtig zu wissen. Es gibt zwei Sachen, die wichtig sind: Erstens gehört zum Glück auch die Krise mit dazu, also auch Ihre persönlichen Lebenskrisen, denn wenn wir alle super glücklich wären, würde sich nichts bewegen, wir würden nichts verändern, wir könnten nichts reißen, wir könnten keine Aufgaben und Hürden überwinden, um mit Dopamin, einem der sogenannten Glückshormone, belohnt werden.
Deshalb sind diese tollen Glücksmomente, die wir alle so gerne haben wollen, nicht für immer, weil wir uns sonst auch als Menschen nicht weiterentwickeln würden. Also Krisen gehören mit dazu und wenn man später darauf guckt, dann sind die meistens nicht so negativ, wie sie im Moment erscheinen.
Zweitens ist es wichtig, dass wir glücklich sind, auch im Angesicht der Krisen. Aber viele sagen sicher, kann man denn glücklich sein? Darf man denn glücklich sein? Guckt, wie schlecht es den Menschen geht. Ja, wir sollen nicht die Empathie verlieren, aber es ist wichtig, dass wir, wenn wir es können, glücklich sind, weil nur dann haben wir Zugang zu unserer Kraft. Und wenn wir alle Kraft verlieren, dann haben wir alle irgendwie verloren.
Glückliche Menschen sind kreativer und sehen mehr Lösungen, weil sich der kognitive Rahmen weitet. Sie haben bessere Beziehungen, arbeiten besser zusammen, sind produktiver und gesünder. All diese Vorteile, die brauchen wir jetzt. Wir brauchen jetzt die Stärke, und zwar gemeinsam.
Mehr Informationen zur Glücksforscherin
Maike van den Boom ist in Heidelberg geboren und in der Welt unterwegs. Sie berät Unternehmen, Organisationen und Menschen. Maike van den Boom möchte dabei Zufriedenheit und Toleranz vermitteln. Und Glück.
Glücksforscherin Maike van den Boom | 10.7.2023 Darum sind Skandinavier privat und in der Arbeit glücklicher
Glück: das große Thema von Maike van den Boom. Am Beispiel Skandinavien zeigt sie, dass Gemeinschaft, Vertrauen & Individualität Schlüssel sind.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Veit Berthold.
Mehr zur Thema Glück
So starten Sie glücklich ins neue Jahr 2024 glücklich beginnen: Forscher aus Pforzheim weiß, wie es geht
2024 glücklich beginnen ist ganz einfach, sagt Forscher Hanno Beck aus Pforzheim. Er gibt Tipps für Silvester und Neujahr um glücklich zu werden.
Mehr Ratgeber
Weihnachtliche Entsorgungsfrage Dürfen Backpapier und Cellophanbeutel auf den Kompost?
Was nach dem Backen übrig bleibt, ist zunächst das Backpapier und später der Cellophanbeutel für die Plätzchen. Und die Frage, ob sie auf den Kompost dürfen.
Kohl, Pastinake Karotte Darum sind Wintergemüse gesund
Wintergemüse sind gesund, haben wenig Kalorien, dafür aber Mineralstoffe, Vitamine und Geschmack in Hülle und Fülle.