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Von Gomez bis Großkreutz - Tops und Flops der VfB-Wintertransfers

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Autor/in
Kersten Eichhorn

Seit 1. Januar ist das Winter-Transferfenster geöffnet. Möglicherweise werden auch die Klubs im Südwesten personell nachlegen. Nicht immer aber lohnten sich in der Vergangenheit die Nachkäufe, wie das Beispiel VfB Stuttgart zeigt.

Pünktlich zum 1. Januar rückt der Transfermarkt in der Bundesliga wieder in den Blickpunkt. Auch beim VfB Stuttgart könnte es die eine oder andere personelle Veränderungen geben.

Verlässt der umworbene Top-Torjäger Serhou Guirassy die Schwaben? Entsteht in diesem Fall eine Art Domino-Effekt und ein anderer Stürmer kommt für ihn zum VfB? Noch ist alles offen, bis zum Transferschluss am 1. Februar. Nicht immer aber wurden die Stuttgarter in den vergangenen Jahren mit ihren Transfers nach Weihnachten glücklich. Top oder Flop?

SWR Sport blickt zurück auf die letzten zehn Jahre.

Dias und Haraguchi bislang ohne Glück

Wintertransfers ohne den ganz großen nachhaltigen Effekt? Da braucht man beim VfB Stuttgart nur ein Jahr zurückzublättern: Die beiden Januar-Neuzugänge Gil Dias und Genki Haraguchi waren für die Schwaben bislang nicht die erhoffte Verstärkung. Der Portugiese Dias, von Benfica Lissabon geholt, brachte es nur auf sieben Spiele für den VfB, war unter dem neuen Trainer Sebastian Hoeneß ab April völlig außen vor und ist seit September an Legia Warschau verliehen.

Auch der Japaner Haraguchi konnte sich in der Stuttgarter Startelf nicht durchsetzen. Der 32-jährige Mittelfeldmann, ein Musterprofi auf dem Trainingsplatz, spielte in der laufenden Saison bislang nur 20 Bundesligaminuten, gilt aber als wertvolle Ergänzung des Teamgefüges.

Tiago Tomás wurde 2022 zum Volltreffer

Dass es auch in einem Januar-Transferfenster richtige Schnäppchen geben kann, zeigt das Jahr davor. Als Winter-Volltreffer von Ex-Sportdirektor Sven Mislintat entpuppte sich vor zwei Jahren der junge Portugiese Tiago Tomás. Der Ende Januar 2022 als 19-Jähriger von Sporting Lissabon ausgeliehene Tempodribbler bereicherte mit seiner Dynamik und auch als wirksamer Joker das Spiel des VfB Stuttgart. Im vergangenen Sommer wechselte Tomás (41 Spiele / 7 Tore für den VfB) zum VfL Wolfsburg, der die hohe Ablöseforderung der Lissaboner für den U21-Nationalspieler erfüllte.

VfL Wolfsburg hat den portugiesischen Angreifer Tiago Tomas verpflichtet
VfL Wolfsburg hat den portugiesischen Angreifer Tiago Tomas verpflichtet

2019 kam Rekordeinkauf Kabak aus der Türkei

Zahlreiche Wintertransfers werden als Leihgeschäfte abgewickelt. Sehr viel Geld ließ sich der VfB allerdings im Januar 2019 den Transfer des türkischen Top-Talents Ozan Kabak von Galatasaray Istanbul kosten. Der Innenverteidiger, damals erst 18 Jahre alt und elf Millionen Euro teuer, schlug als Stammspieler sofort ein, konnte den Abstieg der Stuttgarter zum Ende der Saison aber auch nicht verhindern. Nach nur einem halben Jahr und 15 Spielen mit immerhin drei Toren für Stuttgart, wechselte Kabak, der aktuell für die TSG Hoffenheim spielt, für 15 Millionen Euro zu Schalke 04.

Neben Kabak kamen für den letztlich erfolglosen Stuttgarter Abstiegskampf im Winter 2019 auch der Schweizer Steven Zuber (13 Spiele/fünf Tore) von der TSG Hoffenheim und Alexander Esswein von Hertha BSC (17 Spiele/kein Treffer). Während sich Zuber als Mittelfeldspieler mit Zug zum Tor beim VfB etablierte, wurde der gebürtige Pfälzer Esswein seinem Ruf als torgefährlicher Angreifer in Stuttgart nie gerecht. Beide Leihgaben kehrten nach dem Abstieg im Sommer 2019 zu ihren Stammvereinen zurück.

Ozan Kabak spielte nur ein halbes Jahr für den VfB Stuttgart
Ozan Kabak spielte nur ein halbes Jahr für den VfB Stuttgart

Rückkehrer Mario Gomez als prominentester VfB-Wintereinkauf

Der bislang prominenteste aller Wintertransfer des VfB Stuttgart hieß Mario Gomez. Die Rückkehr des damals 32-jährigen Torjägers und "verlorenen Sohnes" an den Neckar war im Winter 2018 ein schlagzeilenträchtiger Coup der Schwaben, der sich zunächst auch sportlich lohnen sollte.

Nach Stationen beim FC Bayern, in Istanbul, Florenz und zuletzt Wolfsburg, schoss "Super-Mario" wieder Tore für seinen Heimatverein. Gomez führte den VfB mit seiner Wucht und seinen acht Treffern in der Rückrunde 2017/18 zum sicheren Klassenerhalt, die Euphorie war groß in Cannstatt.

In der folgenden Saison 2018/2019 aber konnte auch Mario Gomez (sieben Saisontore) den Relegationsplatz 16 und den folgenden erneuten bitteren Abstieg in die 2. Liga (gegen Union Berlin) nicht verhindern. Der sportliche "Betriebsunfall" wurde immerhin umgehend wettgemacht, Stuttgart kehrte ein Jahr später mit Mario Gomez in die Bundesliga zurück: Am 28. Juni 2020 schoss Gomez im Zweitligaspiel gegen Darmstadt 98 sein letztes Tor für den VfB. Danach beendete er seine großartige Karriere.

2016 kam Weltmeister Großkreutz zum VfB

Mario Gomez war in den vergangenen Jahren nicht die einzige Winter-Prominenz. Am 4. Januar 2016 angelte sich der VfB Stuttgart im sogar einen echten Weltmeister. Kevin Großkreutz wechselte für rund zwei Millionen Euro von Galatasaray Istanbul an den Neckar. Die Anfangseuphorie ebbte bald ab, denn sportlich bot der frühere Dortmunder Verteidiger kaum Nennenswertes. Stuttgart stieg mit Großkreutz im Mai 2016 sogar in die 2. Liga ab. Es war nach 1975 der zweite Abstieg in der Vereinsgeschichte.

Viel mehr Schlagzeilen boten leider Disziplinlosigkeiten von Großkreutz, die schließlich im März 2017 zur vorzeitigen Trennung führten. Der Weltmeister absolvierte nur 26 Spiele für die Schwaben, dabei gelang ihm ein Treffer. Kevin Großkreutz und der VfB - im Nachhinein ein großes Missverständnis.

Kevin Großkreutz im Trikot des VfB Stuttgart
Kevin Großkreutz im Trikot des VfB Stuttgart

Wie überhaupt im Januar 2016 nicht nur wegen Kevin Großkreutz viel personelle Bewegung war. Mit Namen, die heute meist nur noch den Experten geläufig sind: Abwehrspieler Federico Barba, vom italienischen Erstligisten FC Empoli ausgeliehen, spielte sportlich keine Rolle. Barba zog sich eine schwere Muskelverletzung zu, kam erst im Saisonendspurt zum Einsatz. Kurios: Der Italiener schoss in seinen nur zwei Spielen für den VfB ein Tor und ein Eigentor.

Großkreutz und Barba, der nach nur einem halben Jahr nach Empoli zurückkehrte, konnten den Abstieg des VfB aus der Bundesliga ebenso wenig verhindern wie der ukrainische Stürmer Artem Kravets, der ebenfalls im Januar von Dynamo Kiew als Leihgabe geholt wurde. Kravets schoss bis Sommer 2016 in 15 Spielen für Stuttgart nur ein einziges Tor und kehrte daraufhin nach Kiew zurück.

Ähnlich erging es im Januar 2013 dem portugiesischen Abwehrspieler Felipe Lopes (aus Wolfsburg ausgeliehen, 3 Spiele für den VfB) und dem italienischen Angreifer Federico Macheda (von Manchester ausgeliehen, 14 Spiele/kein Tor). Auch sie blieben als Wintertransfers im Nachhinein nur eine sportliche Randnotiz beim VfB Stuttgart.

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Kersten Eichhorn