Die TSG Hoffenheim kommt nicht zur Ruhe. Vor dem Spiel gegen Meister Bayer Leverkusen am Samstag (15:30 Uhr) werden die Kraichgauer mit DFB-Trainer Sandro Wagner in Verbindung gebracht.
Diese Schlagzeile kam mal wieder zur Hoffenheimer Unzeit: Die TSG habe den DFB mit der Frage konfrontiert, wie es denn bitteschön perspektivisch um eine mögliche Freigabe für Bundes-Assistenztrainer Sandro Wagner bestellt sei, so die Bild-Zeitung am Donnerstag. Eine Meldung, die nicht nur im Kraichgau für Aufsehen sorgte.
Bei Pellegrino Matarazzo, dem (aktuellen) Trainer der Hoffenheimer, kamen die Spekulationen um den Ex-TSG-Torjäger Wagner bei der Pressekonferenz vor dem Leverkusen-Spiel am Freitagvormittag weniger gut an: "Was soll ich dazu sagen", antwortete Matarazzo auf die Frage eines Reporters mit ernster Miene, "das trägt nicht zur Ruhe bei. Nicht im Verein und nicht in der Mannschaft. Ruhe und Vertrauen sind Grundsteine für den Erfolg". Das wiederum wolle er auch seinen Jungs auf dem Platz vermitteln. Ruhe und Vertrauen.
Spekulationen schaden auch der Mannschaft, so Matarazzo
Nach Matarazzos Ansicht schaden die Spekulationen um seine Zukunft zunächst vor allem der Mannschaft. "Die Jungs haben eine faire Chance auf den Erfolg verdient", die der Coach beim Europa-League-Teilnehmer durch die Gerüchte geschmälert sieht.
Wie auch immer. Die Wagner-Personalie passt irgendwie in die aufrührenden vergangenen Wochen im Kraichgau. Nach der plötzlichen Trennung von der sportlichen Führung um Alexander Rosen, nach dem Fan-Boykott und einer aufgeheizten Mitgliederversammlung mit der Wahl des neuen Präsidenten Jörg Albrecht und dem Großeinkauf in der Schlusshase des Transfermarktes.
Sieben neue Hoffenheimer Spieler für rund 60 Millionen Euro
Erstaunlich, dass die Hoffenheimer zum Ende der Transferfrist am 30. August noch rund 60 Millionen Euro für Neuzugänge auf den den Markt pumpen konnten, um die gravierenden Lücken im Kader doch noch zu füllen. Mit dem Verkauf von Nationalstürmer Maxi Beier für 30 Millionen Euro zu Borussia Dortmund wurde der Weg frei für mehr als ein halbes Dutzend Neue, quasi auf den letzten Drücker: Nach Alexander Prass (Sturm Graz) kamen auch Adam Hlozek (Bayer Leverkusen), Haris Tabakovic (Hertha BSC), Valentin Gendrey (US Lecce), Robin Hranac (Viktoria Pilsen), Arthur Chaves (Viseu/Portugal) und in dieser Woche noch Christopher Lenz (vereinslos, zuletzt RB Leipzig).
Schwierige Integration der neuen Spieler
Damit bieten sich Pellegrino Matarazzo inzwischen viele frische personelle Alternativen vor dem Duell am Samstag gegen Meister und DFB-Pokalsieger Bayer Leverkusen (ab 15:30 Uhr im Liveticker und Audiostream auf sportschau.de) in der fast ausverkauften Sinsheimer Arena. Das Problem: Die zahlreichen Neuzugänge sind noch längst nicht integriert, zumal zuletzt großteils auch unterwegs mit ihren Nationalmannschaften. "Deshalb konnten wir wenig einarbeiten", so Matarazzo, "wir hatten das komplette Team erst zwei Tage zusammen. Da kommt man noch nicht voran. Wir sind im Prozess und brauchen noch Zeit".
Ausfall von Grischa Prömel wiegt schwer
Schwer wiegt dabei auch die Verletzung von Führungsspieler Grischa Prömel, der mit einem Kreuzbandriss für Monate ausfällt. "Das ist sehr traurig", fühlt Matarazzo mit seinem Vize-Kapitän, "er gibt uns Halt auf dem Platz und in der Kabine. Grischa wird uns sehr fehlen". Die Frage wird sein, wie die TSG die fehlende Körperlichkeit des Dauerläufers im Mittelfeld auffangen kann. Gerade gegen ein Top-Team wie Bayer Leverkusen.
Weiter Stimmungsboykott in der TSG-Kurve?
So oder so helfen den Hoffenheimern und vor allem Trainer Pellegrino Matarazzo in diesen unruhigen Zeiten nur Erfolge auf dem Rasen weiter. Dazu bedarf es aber auch der bedingungslosen Unterstützung der Anhänger. Ob die organisierten Fans in der Kurve nach dem Stimmungsboykott der ersten beiden Bundesligaspiele gegen den Meister wieder lautstark hinter ihrer Mannschaft stehen? "Wir gehen von einem ganz normalen Bundesligaspiel aus", hofft auch TSG-Pressesprecher Jörg Bock auf mitreißende Atmosphäre in der Sinsheimer Arena.
Rudi Völler: Wagner bleibt beim DFB
Übrigens: Einem möglichen Wechsel von Sandro Wagner, ob kurz- oder mittelfristig, erteilte DFB-Sportdirektor Rudi Völler sofort eine klare Absage. Es gebe "immer wieder mal die eine oder andere Anfrage. Aber Sandro fühlt sich bei uns sehr wohl und geht in seiner Rolle auf". Vonseiten des DFB gebe es derzeit keinen Grund, etwas am Trainerteam um Nagelsmann zu ändern. "Mindestens bis zur WM 2026", so Völler.