Gegen Hertha BSC hat der 1. FC Kaiserslautern zum ersten Mal in dieser Saison verloren. Die Roten Teufel sind dennoch auf einem guten Weg, meint Stefan Kersthold aus der SWR-Sportredaktion.
Thomas Hengen machte nach dem 3:4 im Topspiel gegen Hertha BSC einen nachdenklichen Eindruck, als ich ihn am Ausgang des Spielertunnels traf. Seine angestellten Profis holten sich trotz der ersten Saisonniederlage den aufmunternden Applaus vor der Westkurve ab. Der Geschäftsführer sagte sinngemäß, dass die Roten Teufel nach der bislang besten Leistung dieser noch jungen Spielzeit zum ersten Mal ohne Punkte dastehen.
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In einer turbulenten Partie hat der 1. FC Kaiserslautern am vierten Spieltag der 2. Liga auf dem heimischen Betzenberg mit 3:4 (2:1) gegen Hertha BSC verloren. Im Anschluss herrschte bei den Roten Teufeln Frust.
Wilde Achterbahnfahrt vor knapp 50.000 Zuschauen
Als neutraler Fan oder Reporter war es ein großes Spektakel, was sich da im fast ausverkauften Fritz-Walter-Stadion abspielte. Schon vor Anpfiff entwickelte sich eine Lautstärke, die an alte Europapokalzeiten erinnerte, Rund 45.000 FCK-Fans gegen gut 4000 Anhänger aus Berlin. Selbst Stadionsprecher Horst Schömbs, immerhin seit über 30 Jahren im Amt, hatte den Betzenberg selten so laut erlebt. Getoppt wurde das Ganze dann noch von der Dramaturgie der 90 Minuten. Rückstand, Führung, wieder Rückstand, Ausgleich und dann der finale Schlusspunkt zum 3:4.
Entwicklung geht in die richtige Richtung
Wie aber ist der Saisonstart des 1. FC Kaiserslautern, mit aktuell sieben Punkten nach vier Ligaspielen, einzuschätzen? Ich denke, trotz der ersten Niederlage, nach einer zugegeben vogelwilden Partie gegen die Hertha, sind die Roten Teufel auf einem guten Weg. Die Handschrift von Trainer Markus Anfang ist klar zu erkennen, der neue Coach denkt offensiv, auch wenn es wie am Samstag am Ende nicht funktioniert.
Hier hielt Anfang auch nach dem geschafften Ausgleich zum 3:3 an seinem Plan mit einer Doppelspitze fest und brachte mit Ragnar Ache und Jannik Mause zwei frische Stürmer. Und hätte fast alles richtig gemacht. Das Torjäger Ache aus drei sehr guten Möglichkeiten dieses Mal keinen Treffer machte, hatte vielleicht auch mit den Spekulationen um einen möglichen Wechsel zu tun. Jetzt aber steht fest: Ache bleibt - zumindest bis zur Winterpause - und wird, wenn er denn wieder vollständig fit ist, dem FCK noch zu einigen Punkten verhelfen.
Abwehrarbeit mit Luft nach oben
Was mir bei Coach Anfang auch gefällt: Er findet deutliche Worte, wenn es um Kritik an seiner Abwehr geht. Vier Gegentore zu Hause sind auch gegen einen selbsternannten Aufstiegskandidaten wie Hertha BSC eindeutig zu viel. Besonders die Innenverteidigung mit Boris Tomiak und Jannis Heuer hatte am Samstag einige Probleme. Aber auch hier greift der in dieser Phase der Saison immer wieder gerne erwähnte Begriff "Entwicklungsprozess".
Gemischte Bilanz bei den Neuen
Von den Neuzugängen haben die beiden Ex-Nürnberger Außenverteidiger Erik Wekesser und Jan Gyamerah bereits bewiesen, dass sie sehr gute Verstärkungen sind. Was, bis auf die oben angesprochenen Probleme gegen die Hertha, auch für den aus Paderborn gekommenen Innenverteidiger Jannis Heuer und für Jannik Mause gilt. Der Stürmer sorgte mit seinen beiden Treffern beim Ex-Klub Ingolstadt für den Einzug in die zweite DFB-Pokalrunde.
Sehr schön auch, dass der aus der zweiten Mannschaft beförderte Leon Robinson seinen Einstand bei den Profis feiern durfte. Erst zweimal eingewechselt wurde, in Liga und Pokal, Florian Kleinhansl, der aus der 3. Liga vom VfL Osnabrück kam. Noch kein Urteil, weil noch ohne Einsatz, kann man sich über Luca Sirch und den Last- Minute- Neuzugang Daisuke Yokota erlauben. Wobei der vom belgischen Klub KAA Gent ausgeliehene Japaner mit Sicherheit für viel Tempo auf der Außenbahn sorgen wird.
Wie fällt also meine Bilanz nach den ersten Wochen aus? Auch wenn ein erneuter Einzug ins DFB-Pokalfinale mit der Hürde VfB Stuttgart in Runde zwei sehr schwer würden dürfte, in der Liga traue ich dem 1. FC Kaiserslautern nach dem bisher gesehenen einen Platz in der ersten Tabellenhälfte zu. Und, die Vergangenheit hat es ja immer wieder gezeigt - Überraschungen, was den Aufstiegskampf angeht, sind nie ausgeschlossen.