Conference League und Tabellenführer der Fußball-Bundesliga: Der 1. FC Heidenheim hat einen perfekten Saisonstart hingelegt. Bei SWR Sport spricht Holger Sanwald über seine Philosophie, Trainer Frank Schmidt und darüber, wer ihn in turbulenten Zeiten beruhigt.
Fünf Spiele, fünf Siege: Der 1. FC Heidenheim durchlebt aktuell einen Höhenflug und ist die Überraschung der noch jungen Saison. Ein riesigen Anteil daran hat Heidenheims Vorstandsvorsitzender Holger Sanwald, der den Verein seit 29 Jahren prägt.
Ob er sich damals vorstellen konnte, dass er mit seiner Mannschaft einmal in der Conference League gegen den FC Chelsea spielt? Vermutlich nicht. Und auch jetzt ist es immer noch unrealistisch für den 57-Jährigen: "Was sich in den letzten ein, zwei Jahren abgespielt hat, ist fast unglaublich." Jedoch schiebt er schnell hinterher: "Aber wir wissen es einzuordnen, da bleibt jeder auf dem Teppich."
Heidenheimer Philosophie
Auf dem Teppich bleiben, bodenständig sein, diese Einstellung gehört zu Holger Sanwald und damit auch zum FCH. Und diese spiegelt sich vor allem in der Spieler-Philosophie des Vereins wieder: "Es ist wichtig, dass die Spieler einen hohen Ehrgeiz und eine große Eigenmotivation haben", so Sanwald, "außerdem müssen sie demütig und bescheiden sein und idealerweise aus einem guten Elternhaus kommen".
Zu der Philosophie gehöre aber auch ein weiterer Baustein: Frank Schmidt. "Die Spieler müssen wissen, dass Frank Schmidt als Cheftrainer das absolute Sagen hat. Wenn er sagt nach links, dann geht es nach links", so Sanwald. Diese klare Vorstellung und Spielphilosophie müssen die Spieler laut Sanwald mittragen. Denn sonst gebe es Konsequenzen: "Wenn jemand eigene Sachen machen will, dann passt es nicht mehr zu uns."
Sanwald und Schmidt: "Eine Freundschaft, die weit über den Fußball hinausgeht"
Frank Schmidt hat also das Sagen in Heidenheim, jedoch nicht ohne den Austausch mit Holger Sanwald: "Wir diskutieren jeden Tag und sind nicht immer gleicher Meinung, finden aber am Schluss immer einen gemeinsamen Nenner."
Jedoch geht das Verhältnis von Schmidt und Sanwald auch über das Arbeitsumfeld hinaus. Kennengelernt haben sich die beiden in der Verbandsliga, als Schmidt noch Spieler in Heidenheim war. Seitdem sind sie zusammen bis in die Bundesliga und jetzt sogar in die Conference League gegangen: "Da gab es natürlich einige Highlights und Momente, wo man sich gegenseitig gebraucht und unterstützt hat."
Tierische Unterstützung durch Glückshündin Ida
Unterstützung gibt es in Heidenheim aber nicht nur zwischen Manager und Trainer, sondern auch von Sanwalds Hündin Ida, die an schwierigen Tagen für gute Stimmung sorgt: "Die Saison 17/18 war für uns die schwierigste in der 2. Liga und die Stimmung war dementsprechend gedrückt", erzählt der Vorstandsvorsitzende. Nach der Niederlage gegen Nürberg war klar, dass der FCH das kommenden Spiel gegen Düsseldorf gewinnen musste. "Um die Stimmung etwas zu bessern, habe ich einfach mal Ida mitgenommen und das hat sofort gewirkt", erinnert sich Sanwald, "sie ist wie verrückt rumgehüpft und alle haben angefangen zu lachen."
Damals gewann der FCH gegen Düsseldorf, "und seitdem wissen alle, sie ist unser Glückshund" - und unterstützt jetzt täglich im Büro des Managers: "Sie liegt immer unter meinem Tisch und wenn ich mal aufgeregt bin, dann merkt sie das und schaut mich kurz an und dann werde ich wieder ruhiger. Und sie bringt mich 100 mal am Tag zum Lachen."
Verrückte Momente in Monaco
Ob Ida auch bei der Auslosung der Conference League in Monaco dabei war? Denn auch da bewies Sanwald einen ruhigen Kopf in turbulenten Zeiten: "Das war für mich einer der verrücktesten Augenblicke meiner Manager-Karriere", schwärmt der 57-Jährige, "Ich war parallel damit beschäftigt, den Transfer von Niklas Dorsch festzumachen und wusste nicht mal, ob das klappt, weil ich da keinen gutem Empfang hatte."
Währenddessen fiel das Los der Stunde: Heidenheim empfängt den FC Chelsea. "Am Schluss hat alles funktioniert."
Dass aktuell so ziemlich alles in Heidenheim funktioniert, zeigt ein Blick auf die Bundesliga-Tabelle: Da steht die Mannschaft von der Ostalb nach dem 4:0-Sieg gegen Augsburg auf Platz eins - auch dank der Tore der starken Neuzugänge Paul Wanner und Leonardo Scienza. Die Heidenheimer Philosophie von Holger Sanwald geht also momentan komplett auf.