Huck Finn

Vorurteile durchbrechen

Filme zum Thema Rassismus für Kinder und Jugendliche

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AUTOR/IN
Mareike Gries

Rassistische Klischees halten sich hartnäckig: Filme eignen sich gut, um Kinder und Jugendliche für dieses Thema zu sensibilisieren und Vorurteile zu durchbrechen. Sechs Dokumentar- und Spielfilme, durch die Eltern, Lehrer*innen und Kinder ins Gespräch kommen können.

Tierischer Zeichentrick: „Die Abenteuer der kleinen Giraffe Zarafa“, geeignet ab sechs Jahren

Zarafa
Der bis heute sehr beliebte Kinderfilm basiert auf der wahren Geschichte der Giraffe Zarafa.

1827 löste Zarafa, die erste Giraffe im Zoo von Paris, eine regelrechte Giraffenhysterie in ganz Frankreich aus. Seit über 300 Jahren war Zarafa die erste Giraffe, die Europa lebend erreichte.

Auf dieser wahren Begebenheit beruht der belgisch-französische Animationsfilm von Rémi Bezançon und Jean-Christophe Lie. Hauptfigur ist der afrikanische Junge Maki, der vor Sklavenhändlern flieht und sich mit der kleinen Giraffe anfreundet. Als die nach Europa gebracht wird, versucht Maki sie zu retten.

Der Film als Gesprächsanreiz

Der 78 Minuten lange Film eignet sich gut, um schon mit Grundschulkindern über die Themen Machtmissbrauch, Kolonialismus und Sklaverei ins Gespräch zu kommen. Allein in Frankreich lockte der Film 1,5 Menschen in die Kinos. Inzwischen gibt es ihn zum digitalen Download bei Amazon Prime und anderen Anbietern.

Auf den Spuren Mark Twains: „Die Abenteuer des Huck Finn“, geeignet ab acht Jahren

Huck Finn
Schon im ersten Teil der Reihe, „Tom Sawyer“, spielt Leon Seidel Huckleberry Finn.

Der deutsche Spielfilm aus dem Jahr 2012 von Regisseurin Hermine Huntgeburth basiert auf dem berühmten Roman von Mark Twain, weicht aber teilweise deutlich davon ab: Im Zentrum stehen die Kinder Huckleberry Finn und Tom Sawyer, die sich mit dem Sklaven Jim anfreunden.

Gewalt abgemildert

Durch die Freundschaft wird den Jungen klar, wie falsch die allgemeine Haltung in ihrer Umgebung gegenüber Schwarzen ist.

Die Brutalität aus Mark Twains Büchern wurde für den Film kindgerecht abgemildert, aber ohne zu beschönigen. „Die Abenteuer des Huck Finn“ ist auf DVD und Bluray erschienen und bei MagentaTV streambar.

Alltagsreportage in Brüssel: „Die Götter von Molenbeek“, geeignet ab 8 Jahren

Götter von Molenbeek
Die Kinder Aatos und Amine sind zwei der Protagonisten des Dokumentarfilms.

Das Brüsseler Viertel Molenbeek gilt seit den Pariser Anschlägen 2015 als gefährliches Zentrum des Dschihadismus. Aber für die drei Sechsjährigen Aatos, Amine und Flo bedeutet es Heimat.

Der finnisch-deutsche Dokumentarfilm von Reetta Huhtanen begleitet die Kinder in ihrem Alltag: Aatos beneidet Amine um seinen muslimischen Glauben und ist auf der Suche nach seinen eigenen Göttern. Seine Klassenkameradin Flo jedoch ist der festen Überzeugung, dass jeder, der an einen Gott glaubt, eigentlich nur verrückt sein kann.

Für Erwachsene und Kinder spannend

Als es einen terroristischen Bombenangriff in der Nähe gibt, erreicht die Gewalt der Erwachsenen auch die verträumte Kinderwelt. Der 72-minütige Film hat mehrere Preise gewonnen, regt Groß und Klein zum Nachdenken an und ist bei Amazon Prime Video streambar.

Rassismus in den 60ern der USA: „Son of the South”, geeignet ab 12 Jahren

Son of the South
„Son of the South“ basiert auf wahren Begebenheiten.

Es ist das Jahr 1961. Im amerikanischen Süden ist der Rassismus gegen die schwarze Bevölkerung tief verwurzelt. Der junge College-Student Bob wuchs in diesem Klima des Hasses auf, noch dazu als Enkel eines berüchtigten Ku-Klux-Klan-Mitglieds.

Inspiriert von den Worten und Taten von Martin Luther King und Rosa Parks, schließt er sich der schwarzen Bürgerrechtsbewegung an.

Preisgekrönter Film

Der 105-minütige Film aus dem Jahr 2020 von Regisseur Barry Alexander Brown wurde mit dem „Prädikat wertvoll“ ausgezeichnet. Die Film- und Medienbewertung urteilt, „Son of the South“ sei ein wichtiger Film, der zu Diskussionen anregen könne. Erhältlich ist der Film auf DVD und Bluray Disc und zum Download.

Der Blick auf die Hinterbliebenen: „Einzeltäter“, geeignet ab 12 Jahren:

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Der Filmemacher Tobias Vogel hat sich für seine Dokumentarfilm-Trilogie mit den Anschlägen in München, Halle und Hanau beschäftigt. Bei allen drei Attentaten wurden so genannte Einzeltäter verantwortlich gemacht, die aus menschenverachtenden Motiven gehandelt haben.

Der Regisseur richtet den Blick auf die Hinterbliebenen der Opfer und fragt, welche Wechselwirkung es zwischen der Trauerarbeit der Betroffenen und der politischen Deutung der Tat gibt.

Vorsicht bei Dokumentarfilmen

Die Freiwillige Selbstkontrolle gibt die Dokumentationen ab zwölf Jahren frei. Allerdings können Dokumentarfilme verstörender wirken als Spielfilme. Ein enger Austausch mit Eltern oder Lehrer*innen ist für die Kinder deswegen sehr wichtig. Die Trilogie steht komplett in der ZDF-Mediathek.

Punkrock aus der Provinz: „Wildes Herz“, geeignet ab 12 Jahren

Jan „Monchi“ Gorkow
Ein kleines Dorf in den Weiten Mecklenburgs. Geprägt vom politischen Wandel der letzten Jahrzehnte ist hier eine Band entstanden, die etwas zu sagen hat und das sehr laut: Feine Sahne Fischfilet.

Der Film- und Fernsehschauspieler Charly Hübner hat für seinen ersten Dokumentarfilm drei Jahre lang die Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ aus Mecklenburg-Vorpommern begleitet.

Die Band engagiert sich gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie. „Wildes Herz“ ist das so intime wie mitreißende Porträt junger Musiker, die sich mit großem Herzen und noch größerer Klappe gegen den Rechtsruck in ihrer Heimat stemmen und dabei von nichts aufzuhalten sind. 

Ausgezeichneter Film

Die 90-minütige Doku „Wildes Herz“ erhielt mehrere Preise, allein vier verschiedene Auszeichnungen beim renommierten Leipziger DOK Festival. Gerade jüngere Zuschauer*innen können sich mit den Musikern identifizieren, ihr teilweise archaisches Verhalten aber auch kritisch hinterfragen. Der Film ist bei Joyn streambar.

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Mareike Gries