True Crime und die verwunschene Insel Irland - klingt nach einer erfolgversprechende Kombination. In der Serie „Bodkin“ sollen drei sehr verschiedene Journalisten auf der grünen Insel einen Podcast aufnehmen. Statt leichter Krimiunterhaltung finden sie aber viele Geheimnisse – und sich selbst. Schwarzer Humor in großartiger Landschaft und die erste TV-Serie der Obama-Produktionsfirma „Higher Ground“.
Das Trio, das da in der irischen Provinz aufschlägt, ist nicht ganz freiwillig zusammen: Topjournalistin Dove (Siobhán Cullen) wird vom britischen Guardian abgeordnet. Zusammen mit Nachwuchskraft Emmy (Robyn Cara) soll sie einem amerikanischen Podcaster bei seinem True Crime-Podcast zur Seite stehen: Gilbert Power (Will Forte). Und der ist von Irland erstmal völlig begeistert.
Drei junge Menschen vor Jahren beim Maskenfest verschwunden
Eigentlich wollen die drei nur einen sogenannten „Cold Case“ nacherzählen, einen bis jetzt nicht aufgeklärten Fall: Drei junge Menschen sind vor Jahren bei einem traditionellen Maskenfest in Bodkin verschwunden. Die Investigativjournalistin Dove ist genervt von ihrer Heimatinsel, der sie einst den Rücken gekehrt hat, und von der Unternehmung an sich, der sie jegliche Seriosität abspricht: „True Crime ist moralisch verkommen“.
Doch dann treffen sie auf den jovialen Seamus (David Wilmot), den Dove als gefährlichen Schmuggler von früher kennt. Und auf ein Frauenkloster, in dem nicht nur Yoga praktiziert, sondern auch Halluzinogene Drogen gemischt werden. Der Polizeichef, der Fahrer oder die Vermieterin wiegeln ab, lassen aber auch erkennen, dass womöglich noch ganz andere Geheimnisse in diesem Örtchen verborgen sind.
Erinnerungen an Erfolgsformat „Only Murders in the building“
Die Grundkonstellation mit drei Leuten rund um einen True Crime-Podcast mag Serienfans an das Erfolgsformat „Only Murders in the Building“ erinnern. Aber „Bodkin“ entwickelt einen eigenen, schwarzhumorigen, nicht immer geradlinigen, aber letztendlich ernsthafteren Zug. Und kultiviert dabei ein Mid-Tempo-Understatement, das seine Charaktere einerseits an den Rand der Lächerlichkeit führt, sie dann aber auch wieder in den Arm nimmt.
Zentral geht es um die Frage, wie man sich am besten der Erzählung einer wahren Geschichte, vor allem auch seiner eigenen Geschichte nähert. Wo man sich gerne selbst belügt. Und wie man mit den Leuten umgeht, von denen man sich ehrliche Antworten erhofft: skrupellos, manipulativ oder vertrauensselig.
Hintergründig unterhaltsam und mit angelsächsischem Humor
Manche Ausführungen erinnern an typische Podcast-Phrasen, hinter manchen meint man, den pathetisch aufgeladenen Obamasound durchzuhören. Insgesamt ist Bodkin aber vor allem eine hintergründig unterhaltsame, von angelsächsischem Humor und einem tollen Ensemble getragene Serie, die Klischees und Hypes und jeglichem Schwarz-Weiß-Denken mit Augenzwinkern begegnet. Weil sich das wahre Leben doch eher unter einem grauen verregneten, möglicherweise irischen Himmel abspielt.
Trailer der Netflix-Serie „Bodkin“, Start der 1. Staffel am 9. Mai 2024:
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