Am besten ist es, wenn Krebs gar nicht entsteht: In Heidelberg und Tübingen tüfteln Forschende an zwei spannenden neuen Projekten zur Prävention von Darmkrebs und Lebertumoren.
E. coli-Bakterien könnten Darmkrebs auslösen
Bei Magenkrebs oder Tumoren am Gebärmutterhals sind krebsauslösende Erreger bekannt und lassen sich gezielt bekämpfen. Jetzt ist ein Forschungsteam am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) Bakterien auf der Spur, die vermutlich eine wichtige Rolle bei Darmkrebs spielen.
Es geht um einen bestimmten Stamm von E. coli-Bakterien. Dieser Stamm ist "genotoxisch". Er kann das Erbgut von Zellen schädigen, indem die Bakterien das Gift Colibactin produzieren. Dieser Stoff kann gesunde Zellen entarten lassen.
Die tumorfördernde Wirkung der Bakterien konnte Dr. Jens Puschhof an sogenannten Organoiden zeigen:
Bei einem von acht Patienten mit Darmkrebs lassen sich diese bösartigen E. coli-Bakterien nachweisen. Allerdings finden sich die Erreger auch häufiger bei gesunden Menschen und lösen keineswegs automatisch Darmkrebs aus. Und auch andere Bakterien könnten das Krebsrisiko erhöhen. Noch steht die Forschung also ganz am Anfang:
Neue Ansätze zur Prävention von Darmkrebs
Wenn die Auslöser besser verstanden sind, könnte ganz spezifisch dort eingegriffen werden und versucht werden, zu verhindern, dass die Bakterien das Erbgut schädigen und damit Krebs verursachen, so Puschhof. Dafür hat er auch schon einen konkreten Ansatz, nämlich die Produktion der Giftstoffe - des Colibactins - zu verhindern. Man könne aber auch versuchen, die Bakterien über andere Wege aus dem Darm zu entfernen, zum Beispiel mit speziellen Antibiotika oder anderen Bakterienstämmen.
Neuer Ansatz: Fasten zur Vorbeugung von Leberkrebs
Auch beim Leberkrebs zeichnen sich neue Ansätze der Vorbeugung ab. Im Mittelpunkt steht dabei die Fettleber: Sie tritt bei Alkoholikern auf, aber häufig auch bei Menschen, die nur mäßig oder gar nicht trinken. Bei ihnen verfettet die Leber durch zu viel Zucker und Fett im Essen. In Deutschland sind rund 20 Millionen Menschen betroffen.
Das Risiko für Leberkrebs steigt durch eine Fettleber deutlich an. In Versuchen mit Mäusen zeigt sich aber auch ein möglicher Ausweg: Zwei Tage Fasten pro Woche hielten die Versuchstiere gesund, sagt Prof. Mathias Heikenwälder. Er erforscht an der Uni Tübingen und am DKFZ in Heidelberg das Zusammenspiel von Entzündungen und Krebs:
Neue Forschung: Intervallfasten könnte vor Leberkrebs schützen
Geringeres Krebsrisiko durch veränderten Stoffwechsel?
Die Tiere nahmen insgesamt genauso viele Kalorien zu sich wie die Vergleichsmäuse, die täglich Futter bekamen. Und sie wurden weiter ungesund, also sehr fett- und zuckerreich ernährt. Warum also waren die zwei Fastentage pro Woche so positiv?
Die Forschenden haben sich während der Fastenzeit die Moleküle angeschaut, die in der Leber verändert werden. Sie konnten zeigen, dass es mindestens zwei Moleküle gibt, die diesen Effekt des Fastens ausführen. Haben sie die Moleküle weggenommen, so war der positive Effekt des Fastens nicht mehr gegeben.
Erstmals haben Mathias Heikenwälder und sein Team damit die molekularen Grundlagen längeren Fastens entschlüsselt. So lässt sich auch erklären, warum regelmäßig zwei Tage Nulldiät den Stoffwechsel der übergewichtigen Labormäuse verändert haben: Das Fasten ermöglicht es dem Stoffwechsel, sich zu erholen, so Heikenwälder. Nach etwa zwölf Stunden schalten sich die Stoffwechselprogramme wieder an, die durch Entzündung und andere Mediatoren gehemmt waren.
Leberkrebs-Prävention durch Fasten wird an Menschen getestet
Nun sollen klinische Testreihen mit Patientinnen und Patienten zeigen, ob der Ansatz auch beim Menschen funktioniert.
Gleichzeitig laufen Versuche mit einem Antikörper, der die positiven Effekte des Fastenprogramms nachahmen soll. Ob dieser Wirkstoff tatsächlich irgendwann als Pille gegen Fettleber und Leberkrebs auf den Markt kommt, ist aber noch völlig offen.