In den USA finden heute in vielen Bundesstaaten Vorwahlen statt. Insgesamt wird dieses Jahr in mehr als 60 Ländern gewählt. Experten befürchten, dass dabei auch KI zum Einsatz kommt, um Desinformationen zu verbreiten und die Menschen zu beeinflussen.
In den USA finden heute am sogenannten Super Tuesday traditionell in vielen Bundesstaaten die Vorwahlen für die Präsidentschaftswahl im Herbst statt. In den letzten Wochen hat der Wahlkampf schon für Schlagzeilen gesorgt – unter anderem wegen dem Einsatz von KI. In New Hampshire wurden im Januar kurz vor den Vorwahlen Tausende Wählerinnen und Wähler von einem KI-generierten Joe Biden angerufen und aufgefordert, nicht zur Wahl zu gehen. Solche täuschend echten Aufnahmen lassen sich mittlerweile innerhalb von Minuten generieren, ohne, dass dafür großartig Expertise vorhanden sein muss.
Fakes brennen sich tief ins Gedächtnis
Von solchen Deepfakes geht laut der Medienethikerin Jessica Heesen von der Uni Tübingen aktuell die größte Gefahr aus. Ein Grund dafür sei, dass sich reißerische Bilder tief ins Gedächtnis brennen würden – im Gegensatz zur Richtigstellung. Dadurch sei es schwer, solche Fakes wieder einzufangen.
Ein weiterer Effekt sei die so genannte „Lügner-Dividende“. Das heißt, dass Politiker einfach behaupten würden, ein echtes Video, das von ihnen kursiert, sei gefaked und deswegen nicht ernst zu nehmen, so Heesen.
Personalisierte Wahlwerbung durch KI
Durch den Einsatz von KI sei es zudem besser möglich, Persönlichkeitsprofile von Menschen im Netz zu erstellen. Je nach Profil könnte den Menschen dann personalisierte Wahlwerbung zugeschickt werden. „Das kann fatale Auswirkungen haben, weil dann spezifische Personenkreise nur bestimmte Formen von Wahlwerbung zugeschickt bekommen. Und das ist nicht sichtbar für die breite Öffentlichkeit“, erklärt Heesen. Dadurch sei es auch nicht möglich, diese Wahlwerbung zu kritisieren und auf mögliche falsche Informationen darin aufmerksam zu machen.
Einfluss von KI nur schwer messbar
Wie groß der Einfluss von KI bei Wahlen tatsächlich ist, lässt sich laut der Kommunikations- und Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele nur schwer abschätzen: „Der Einfluss von Medien und von Kommunikation auf unser Wahlverhalten ist total schwer messbar, weil wir diesen Einfluss nicht isolieren können“. Ob zum Beispiel das persönliche Gespräch mit der Nachbarin oder das Anschauen eines mit KI-manipulierten Videos entscheidend für die Stimmabgabe war, könne man letztendlich nicht zweifelsfrei sagen.
Gefahr durch manipulierte Inhalte Welchen Einfluss hat KI auf Wahlen?
Experten befürchten, dass im Zuge von Wahlen vermehrt KI zum Einsatz kommt, um Desinformationen zu verbreiten und die Menschen zu beeinflussen.
Außerdem sei nicht bei allen Wahlen, die dieses Jahr stattfinden, im gleichen Maß mit dem Einsatz von KI zu rechnen, so Römmele:
Dazu zählt für Römmele unter anderem auch Deutschland. In größeren Ländern, wie etwa Indien werde KI eine größere Rolle spielen. Und auch in den USA könnten Fake News und Deepfakes den Wahlkampf dominieren – vor allem wegen Donald Trump, so Römmele: „Alles, was seiner Kampagne nutzt, egal ob es demokratisch oder undemokratisch ist, wird er zücken“.
„Medienkompetenz muss ein Schulfach werden“
Um die Flut an Falschinformationen und Deepfakes in den Griff zu bekommen, braucht es laut Römmele drei zentrale Maßnahmen: eine Regulierung der Plattformen, zivilgesellschaftliches Engagement, sowie eine starke Schulung der Bürgerinnen und Bürger in Sachen Medienkompetenz. „Ich finde, Medienkompetenz muss ein Schulfach werden, Wir müssen vor allem die jüngere Generation hier trainieren“.
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KI-Regulierung mithilfe von KI?
Für die Regulierung von KI-generierten Inhalten könnte auch KI selbst zum Einsatz kommen, erklärt Holger Hoos, Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz an der RWTH Aachen: „Wir erleben da grade ein Wettrüsten. Die KI, die Inhalte erzeugt, gegen die KI, die sie dann als KI-generiert erkennt“. Welche Art von Technologie dort die Oberhand behalte, sei auch für Expertinnen und Experten schwierig abzusehen.
Tech-Firmen wollen gegen Manipulation vorgehen
Auf der Münchner Sicherheitskonferenz haben im Februar mehrere große Tech-Firmen, wie zum Beispiel Open AI, Meta, und Google eine gemeinsame Absichtserklärung unterschrieben, um die Gefahr durch KI-generierte Falschinformationen einzudämmen. Die Firmen wollen miteinander kooperieren und dadurch das Erstellen von manipulativen KI-Inhalten schwerer machen. Einige Firmen arbeiten zudem an einer Art digitalem Wasserzeichen, mit dem KI-generierte Inhalte direkt als solche erkennbar sein sollen.
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KI als Informationstool
Bei all den Risiken, die Künstliche Intelligenz für demokratische Wahlen bereithält, sehen Expertinnen und Experten aber auch Chancen durch den Einsatz von KI. Laut Jessica Heesen könnten in Zukunft zum Beispiel Wahlempfehlungs-Apps oder Chatbots den Bürgerinnen und Bürgern dabei helfen, sich über die Wahlen zu informieren. Aktuell seien solche KI-Modelle aber noch nicht zuverlässig genug.
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