Im Internet kursieren dubiose Tipps, wie man sich vor einer Corona-Infektion schützen kann. Eine gängige Empfehlung: Vitamin D-Pillen. Ob das stimmt, haben Forscher nun untersucht.
Die neue Studie aus den USA fällt eindeutig aus: Es liegt nicht an Vitamin-D-Mangel, wenn Menschen sich mit Corona infizieren. Demzufolge macht es auch keinen Sinn, vorbeugend Pillen mit Vitamin D zu schlucken. Das Besondere an der Studie mit 18.000 Teilnehmern ist, dass die Proband*innen deutlich jünger waren als bei bisherigen Untersuchungen – nämlich zwischen 37 und 56.
Frühere Vitamin-D-Studien hatten sich auf Senioren konzentriert. Diese haben aber in der Regel sowieso oft niedrige Vitamin-D-Spiegel und aufgrund ihres Alters ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Das verzerrt die Ergebnisse.
Daten der neuen Studie sind belastbarer
Die Daten, die jetzt in Jama Network Open publiziert wurden, sind deutlich belastbarer. Vor allem deshalb, weil die Forschenden eine Reihe weiterer Einflussfaktoren berücksichtigt haben. So zeigte sich, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe oder niedrigem Bildungsstand sich besonders häufig infizierten – unabhängig vom Vitamin-D-Spiegel. Dahinter stecken vermutlich die gleichen Ursachen, die auch in Deutschland zu höheren Infektionszahlen in sozialen Brennpunkten führen: beengte Wohnverhältnisse und prekäre Jobs mit höherem Ansteckungsrisiko.
Bundesinstitut rät von hochdosiertem Vitamin D ab
Schon einige Tage vor Veröffentlichung der kalifornischen Studie hatte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung davon abgeraten, vorbeugend Vitamin D zum Schutz vor Corona einzunehmen. Es gebe keinen Beleg dafür, dass gut mit Vitamin D versorgte Menschen von zusätzlichen Vitaminpräparaten profitierten. Im Gegenteil: wer Vitamin D auf eigene Faust hochdosiert einnimmt, riskiert Gesundheitsschäden. Nierensteine, Nierenverkalkung und schlimmstenfalls sogar Nierenversagen können die Folge sein.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält bei Menschen ohne nachgewiesenen Mangel nur Tagesdosen von höchsten 20 Mikrogramm Vitamin D (das entspricht 800 Internationalen Einheiten) für unbedenklich. Alte oder kranke Menschen mit Vitamin-D-Defizit können natürlich ohne Bedenken deutlich höhere Dosen einnehmen – aber eben nur unter ärztlicher Aufsicht.
Vitamin D spielt bei Therapie keine Rolle
Und was ist mit Vitamin-D für Covid-Patienten? Das Robert-Koch-Institut rät nur bei Kranken mit belegter Unterversorgung zur Verordnung von Vitamin-D-Präparaten. Es gibt zwar Studien, die einen positiven Effekt von Vitamin D bei Covid-Patienten im Krankenhaus vermuten lassen. Die Daten sind aber umstritten. Deshalb spielt Vitamin D in den aktuellen Therapie-Empfehlungen keine Rolle.