Schützt Vitamin D vor Sars-Cov-2 – dem neuen Coronavirus? Studien beobachten vermeintliche Zusammenhänge. Ganz so einfach ist es aber nicht.
Gleich mehrere Studien haben beobachtet: Covid-19-Patienten mit einem Vitamin D-Mangel, sind oft schwerer erkrankt. Schützt Vitamin D nach einer Infektion mit dem Sars-Cov-2-Virus gegen einen schweren Verlauf? Ganz so einfach ist es nicht: Denn die Studien haben nur beobachtet, dass Patienten mit niedrigen Vitamin D-Spiegel schwerer erkranken. Ein direkter Zusammenhang konnte aber bisher nicht nachgewiesen werden.
Studien wie eine Meta-Analyse der Uni Hohenheim, eine Untersuchung des Universitätsklinikums Heidelberg oder eine indonesische Studie beobachten den Vitamin D-Spiegel im Blut und stellen fest, dass bei vielen schweren Verläufen wenig Vitamin D im Blut ist. Diese Patienten sind oft älter und haben oft mindestens eine für Covid-19 relevante Vorerkrankung wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Aber auch wenn Faktoren wie das Alter, Geschlecht und bekannte Vorerkrankungen herausgerechnet werden, bleibt ein Zusammenhang zwischen Vitamin D-Mangel und schwereren Covid-19-Verläufen bestehen.
Hans-Konrad Biesalski, Studienleiter von der Uni Hohenheim, kommt zu folgendem Schluss: Weil Risikofaktoren oft mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel einhergehen, sei der ein möglicher Indikator für schwere Verläufe und die Sterberate bei einer Covid-19-Erkrankung. Der Vitamin-D-Spiegel könne auch den Verlauf der Krankheit beeinflussen, weil er das Immunsystem und Entzündungsprozesse im Körper reguliert. Biesalski empfiehlt deshalb, bei einer Corona-Erkrankung, die Vitamin-D-Versorgung zu beobachten, um Defizite schnell ausgleichen zu können.
Zusammenhang vielleicht zufällig
Vitamin D ist aber generell ein Indikator dafür, wie gesund ein Mensch ist. Menschen mit niedrigem Vitamin D-Spiegel haben mehr Vorerkrankungen und werden möglicherweise nur deshalb häufiger krank. Die Verbindung zwischen Covid-19 und einem Vitamin D-Mangel, hängt möglicherweise also gar nicht (nur) mit dem Vitamin D zusammen. Die beobachtete Übereinstimmung könnte auch nur zufällig sein.
Um einen direkten Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Mangel und einer Covid-19-Erkrankung bringen zu können, müssten neue Studien durchgeführt werden. Schwer kranke Covid-19-Patienten müssten dann Vitamin D verabreicht bekommen. Gleichzeitig erhielte eine Kontrollgruppe ein Placebo. Nur mit solchen Studien könnte festgestellt werden, welchen Einfluss die Erhöhung des Vitamin D-Spiegels wirklich hat.
Weil es die bisher nicht gibt, spricht sich auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nicht für die pauschale Einnahme von Vitamin D aus. Allerdings weist sie darauf hin, dass sich ein guter Vitamin D-Spiegel vorteilhaft auf verschiedene Krankheiten auswirken könnte – auch auf Atemwegsinfektionen. Die wissenschaftliche Datenlage ist oft aber (noch) nicht ausreichend oder uneindeutig.
Wer zusätzliches Vitamin D benötigt
Wer mehrmals in der Woche einige Zeit an der frischen Luft verbringt, sollte keinen Vitamin D-Mangel haben. Denn die wichtigste Quelle für das Vitamin ist Sonnenlicht. Treffen Sonnenstrahlen auf unsere Haut, bildet sich Vitamin D. Obwohl wir im Winter nur wenig Sonne abbekommen, hilft uns hier der Speicher, der sich im Sommer gebildet hat.
Es gibt aber Ausnahmen: Gerade bei älteren Menschen ab 65 Jahren kann die Haut das Vitamin aber nicht mehr so gut bilden und pflegebedürftige Menschen kommen eher selten an die frische Luft.
In bestätigten Fällen kann ein Arzt deshalb auch vorsorglich Vitamin-D-Tabletten verschreiben. Immer dann, wenn wirklich ein Mangel besteht. Mit einer möglichen Wirksamkeit gegen Covid-19 hat das aber nichts zu tun. Vitamin D-Präparate sind Nahrungsergänzungsmittel, kein Medikament. Das betont auch Biesalski.
Zu viel Vitamin D kann Nebenwirkungen haben
Generell kann man sagen, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D einen positiven Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand hat. Und eine gute körperliche Verfassung ist natürlich auch bei Covid-19 hilfreich. Es gibt aber keinen Grund anzunehmen, dass Vitamin-D-Pillen direkt gegen das Coronavirus wirksam sind.
Zu viel Vitamin D durch Präparate kann sogar schädlich sein. Laut Robert-Koch-Institut kann eine Überdosierung zum Beispiel zu Nebenwirkungen wie Bauchkrämpfen, Erbrechen oder sogar Nierenschäden und Herzrhythmusstörungen führen. Eine Einnahme sollte deshalb von einem Arzt überwacht werden und nicht auf gut Glück erfolgen.