In Süddeutschland und in Italien ist der Mensch während der letzten Eiszeit ausgestorben. Es war zu kalt zum Überleben. Das hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Uni Tübingen herausgefunden, anhand von DNA aus Knochenfunden.
DNA gibt Aufschluss über Wanderbewegung in der Eiszeit
Vor 30.000 Jahren wurde es immer kälter in Europa. Die letzte Eiszeit hinterließ Spuren auf dem ganzen Kontinent. Weite Gebiete, die nicht von Eis bedeckt waren, wurden zu Steppe, Tundra und Grasland. Hier lebten neben Mammuts, Säbelzahntigern und Riesenhirschen auch verschiedene Gruppen von Jägern und Sammlern.
Vor 25.000 Jahren war der Höhepunkt der Eiszeit erreicht und Tiere und Menschen begannen zu wandern, um der Kälte zu entfliehen.
Um diese Wanderbewegungen genauer zu verstehen hat Junior Professor und Archäo- und Paleogenetiker Cosimo Posth von der Universität Tübingen Jahrtausende alte Knochenreste genauer untersucht und ihre DNA-Bruchstücke analysiert.
Und dabei haben er und das internationale Team Erstaunliches entdeckt: Die Menschen haben nicht wie zuvor angenommen in Italien den Höhepunkt der Eiszeit überleben können. Sie sind dort ausgestorben. Auf der iberischen Halbinsel überlebten aber Jäger und Sammler den Höhepunkt der Eiszeit.
Wanderbewegung in der Eiszeit
Als es nach dem Höhepunkt der Eiszeit langsam wärmer wurde, wanderten vermutlich andere Menschen vom Balkan aus nach Italien und Spanien und besiedelten das Gebiet. Über die genauen Gründe kann der Tübinger Forscher nur spekulieren.
Die neue Bevölkerung, die vom Balkan aus Italien und Spanien besiedelte, war vermutlich besser an die eiszeitliche Umwelt angepasst war. Diese Jäger und Sammler waren genetisch ganz anders als die ausgestorbenen italienischen Menschen. Sie breiteten sich über einen Zeitraum von mehreren Tausend Jahren in ganz Italien und später auch ganz Europa aus.
DNA-Analysen von Jahrtausende alten Knochen
Um all das herauszufinden, arbeiteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über 6 Jahre lang mit Jahrtausende alten Knochen, die überall in Europa gefunden wurden. Dazu wurden die menschlichen Überreste, wie Knochenstücke und Zähne, angebohrt und Knochenpulver erzeugt.
Danach folgen viele Analysen im Labor, ein Prozess der für jede Probe drei Monate dauerte. Das Erbgut wird sequenziert – das heißt der genetische Code wird gelesen und entschlüsselt. Dann erst können die Wissenschaftler die einzelnen Individuen miteinander vergleichen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten erkennen. Und sie können sogar herausfinden, ob sich diese frühen Menschen begegnet sind und sich vermehrt haben.
Weiter in die Vergangenheit
In Zukunft will Cosimo Posth menschliches Erbgut durch kleine Ablagerungen in Gesteinspartikeln (Sediment) gewinnen, um damit noch weiter in die Vergangenheit zu blicken und mehr Geheimnisse zu lüften. Klar ist aber, dass gegen Ende der Eiszeit die Menschen vom Süden aus wieder Europa eroberten und sich auch in Süddeutschland niederließen.
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