In Deutschland erkranken gerade viele Kinder am Humanen Respiratorischen Synzytial-Virus, kurz: RSV. Auch schwere Verläufe sind möglich. Die Kinderkliniken sind derzeit stark belastet, teilweise gibt es keine freien Betten mehr. Was sind das für Viren und warum treffen sie gerade Kinder so schwer?
Warum sind besonders Kinder betroffen?
Gesunde Erwachsene erkranken nur selten schwer. Der Grund: Bis zum zweiten Lebensjahr hat sich quasi jeder schon einmal mit dem Virus infiziert. Das Immunsystem ist also auf das Virus vorbereitet.
Säuglinge hingegen, die sich zum ersten Mal infizieren, erkälten sich oft schwer – zum Teil so schwer, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Dort kann sie dann eine Nasenbrille bei der Sauerstoffversorgung unterstützen. In seltenen, schweren Fällen müssen die Kinder aber auch beatmet werden.
Wie erkennt man eine Infektion bei Kindern?
Das Virus führt zu einer Verengung der Atemwege. Im noch kleinen Körper eines Kindes sind diese jedoch ohnehin schon eng. Bei einer weiteren Verengung durch die Infektion steigt der Luftwiderstand schnell, so Professor Jörg Dötsch. Er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Direktor der Kinder- und Jugendklinik der Uni Köln.
Das führt zu einer schnellen, angestrengten Atmung. Dabei bewegt sich der Brustkorb oft nach innen – dann sollte das Kind rasch zum Arzt. Auch wenn das Fieber sehr hoch steigt, oder länger als drei oder vier Tage anhält, sollten Eltern mit ihren Kindern zum Kinderarzt.
Das sind die Symptome einer Infektion mit RS-Viren
- Schnupfen
- trockener Husten
- Niesen
- Halsschmerzen
bei Beteiligung der unteren Atemwege:
- Fieber
- beschleunigte Atmung
- Rasselgeräusche beim Atmen
- Giemen (pfeifende Atemgeräusche)
- Husten mit Auswurf
- trockene, kalte und blasse Haut
- eingesunkene Fontanelle (Knochenspalte am Schädel; Kinder unter 18 Monate)
Wie gut erholen sich die Kinder?
In der Regel werden alle Kinder nach der Infektion wieder ganz gesund, meint Dötsch. Allerdings könnten die Bronchien vor allem in den Folgemonaten nach der Infektion noch leichter reizbar sein, sodass auch dann noch Symptome auftreten können, so Dötsch.
Wie kann man Risikogruppen schützen?
Besonders Frühgeborene, oder Kinder mit Lungen- oder Herzproblemen sind von einem schweren Verlauf bedroht. Für diese Kinder gibt es daher auch eine besondere Form von Impfung, so Dötsch.
Auch Erwachsene können schwer erkranken. In der Regel trifft das hauptsächlich Vorerkrankte, beispielsweise immungeschwächte Personen. In Deutschland gibt es schätzungsweise weniger als 100 Todesfälle im Jahr – weltweit reichen die Schätzungen bis zu 600.000 Todesfällen.
Warum kommt es gerade jetzt zu einer Infektionswelle?
Wegen der Corona-Maßnahmen stauten sich die Erstinfektionen auf. Bereits 2021 gab es eine erste größere Welle von Nachhol-Infektionen. Auch damals waren die Kinderkliniken stark belastet.
Jetzt scheint es wieder so eine Welle zu geben. Womöglich, weil nicht alle Kinder letztes Jahr eine Infektion durchgemacht haben, sodass auch jetzt noch ein Aufholeffekt zu sehen ist, meint Dötsch. Zum Teil gibt es in Kinderkliniken keine freien Betten mehr. Nicht nur in Deutschland, sondern generell auf der Nordhalbkugel, wo gerade der Winter losgeht, sei ein dramatisches epidemisches Geschehen zu beobachten, sagen Experten.
Sind die Krankenhäuser auf die Infektionswelle vorbereitet?
Alle schwer erkrankten Kinder können derzeit in den Krankenhäusern behandelt werden, so Dötsch. Bei Kindern mit leichter Erkrankung sei jedoch mit langen Wartezeiten für die Behandlung zu rechnen, sowohl in Praxen als auch in Notaufnahmen. Das kann für die Kinder und Familien sehr belastend sein.
Ein Problem ist auch der Personalmangel in den Kliniken. Nicht alle verfügbaren Betten in den Kinderkliniken können auch betrieben werden.
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