Die exzessive Nutzung sozialer Medien kann auch negative Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben. Forschende warnen jedoch auch vor einer pauschalen Verdammung von Socia Media.
Junge Menschen sind durchschnittlich 224 Minuten am Tag online
Jugendliche und junge Erwachsene bewegen sich auf Instagram, Tiktok und Co laut JIM-Studie 2023 durchschnittlich 224 Minuten täglich online. Ein Leben ohne Smartphone und Social Media ist für viele kaum noch vorstellbar. Doch Ärzte und Eltern stellen immer wieder negative Folgen wie Depression oder Sucht in den Vordergrund. Das Wissen darüber ist allerdings gering.
Bei einem Briefing des Science Media Center warnten Forschende, die Nutzung der sozialen Medien pauschal zu verdammen. Und man könne auch nicht sagen, je länger sie genutzt werden, desto schädlicher sind sie.
Soziale Medien haben sowohl positive als auch negative Seiten
Soziale Medien haben durchaus auch positive Aspekte - sie können unterhalten, durch Challenges zu Sport oder politischem Engagement motivieren und ein Gemeinschaftsgefühl schaffen. Sie können aber auch die Angst auslösen etwas zu verpassen, zu Cybermobbing führen und die Flucht aus dem Alltag unterstützen. So die Expertinnen und Experten.
Nutzer*innen werden immer jünger
Ein Trend, der beunruhigt, findet Isabel Brandhorst, die in Tübingen eine Forschungsgruppe zu internetbezogenen Störungen und Computerspielsucht leitet.
Bisher wenige Studien dazu
Was aber im Hirn von Kindern und Jugendlichen vorgeht, wenn sie Social Media über längere Zeit und exzessiv nutzen, dazu gibt es bisher kaum Studien, bemängelt Christian Montag, Professor für Molekulare Psychologie an der Universität Ulm.
Obwohl die sozialen Medien seit 20 Jahren existieren, gebe es nur wenig Studien. Die Evidenz im neurowissenschaftlichen Bereich sei daher "sehr sehr dünn, so dass man sagen muss: Wir wissen verdammt wenig."
Häufig exzessive Nutzungsphase bei Jugendlichen
Eine exzessive und oft schon suchtartige Nutzung der sozialen Medien kommt bei Kindern und Jugendlichen häufiger vor als bei Erwachsenen. Das liegt auch daran, dass viele noch keine ausreichende Selbstregulation hätten - sprich einfach nicht merken würden, wann es genug ist.
Doch diese exzessive Nutzung von Social Media sei meist nur eine zeitlich begrenzte Phase, beruhigt die Tübinger Psychotherapeutin Isabel Brandhorst.
Social Media kann Symptome psychischer Erkrankungen verstärken
Eltern sollten aber wachsam bleiben, versuchen mit den Jugendlichen in Kontakt zu treten und ihre Sorgen bei überbordender Nutzung auch ansprechen. Viele befürchten, dass die extensive Nutzung von Social Media zu Depressionen führen könnte. Doch auch das konnte bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.
Jugendliche sind in der Pubertät in einer ziemlich labilen und empfindlichen Phase. Da kann Social Media-Nutzung anfängliche Symptome psychischer Erkrankungen durchaus befeuern.
Wichtig ist den Forschenden, dass soziale Mediennutzung auch je nach Alter ganz unterschiedlich betrachtet werden sollte. Der Ulmer Molekularpsychologe Christian Montag bestätigt:
Eltern können als Vorbilder bei der Nutzung des Smartphones agieren
Die Expertinnen und Experten raten Eltern von Grundschulkindern und jungen Kindern in der weiterführenden Schule sehr genau darauf zu achten, was der Nachwuchs in den sozialen Medien sieht und wie er dort unterwegs ist. Bisher seien viele da zu blauäugig und würden sich nicht genügend mit den Inhalten auseinandersetzen. Ebenso wichtig sei es, dass Eltern selbst als Vorbilder bei der Nutzung des Smartphones und den sozialen Medien agierten.
Auf der anderen Seite sei es dringend nötig, mehr Forschung zu betreiben und vor allem auch von den Plattformen der sozialen Medien mehr und bessere Daten zu bekommen. So klagt der Ulmer Psychologe Montag.
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