Geschäftsstelle von Biontech in Berlin. Symbolbild.

Krebsforschung

Meinung: Großer Hype um Biontech-Krebstherapien

Stand
Autor/in
David Beck
Bild von David Beck, Reporter und Redakteur SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR Kultur Impuls.
Onlinefassung
Lena Schmidt

Car-Vac - so heißt eine neue Krebstherapie von Biontech, die sich noch in einer sehr frühen Phase der klinischen Testung befindet. Der Hype um die neue Therapie ist nach Einschätzung von David Beck aus der SWR Wissenschaftsredaktion etwas verfrüht.

Biontech arbeitet an einer neuen Krebstherapie: Car-Vac soll sie heißen. Noch ist sie in einer sehr frühen Phase der klinischen Testung. Aber es scheint zu wirken. Entsprechende Ergebnisse hat Biontech gestern auf einer Konferenz vorgestellt und auch via Pressemeldung mitgeteilt. Heute läuft das Thema in den Medien rauf und runter. Doch: Für dieses Rampenlicht ist es noch zu früh.

Porträt David Beck
David Beck aus der SWR Wissenschaftsredaktion.

Der Ansatz, den Biontech mit Car-Vac verfolgt ist sehr spannend und auch aussichtsreich. Es kombiniert die CAR-T-Zelltherapie mit einer mRNA-Impfung, um den Therapieeffekt zu verstärken. Doch daran arbeitet Biontech nicht erst seit gestern und sie sind auch noch lange nicht fertig. Deswegen bringt es auch nicht viel jetzt darüber zu berichten, solange es einfach noch nichts Handfestes zu berichten gibt.

Pandemie rückt Biontech ins Rampenlicht

Diese Therapie hat noch viel Arbeit und einige Jahre bis zu einer möglichen Zulassung vor sich. Sie befindet sich gerade in der ersten von drei klinischen Phasen der Testung. Was Biontech jetzt vorgestellt hat, ist ein Hinweis auf eine mögliche Wirkung, nicht mehr. Diese wirklich nachzuweisen, dafür sind spätere Studien zuständig und auch viel aussagekräftiger – und dann sind die Ergebnisse auch vielleicht berichtenswerter, sollte es dann wirklich zu einem Durchbruch kommen.

Und normalerweise würden wir – die Medien – auch nicht über sowas berichten. Oder erinnern Sie sich daran, dass Sie 2019 mal was über mRNA-Impfstoffe im Radio gehört hätten, an denen so ein kleines Mainzer Pharmaunternehmen arbeitet? Die waren damals mindestens genauso spannend und aussichtsreich.

Ugur Sahin, Gründer und Vorstandsvorsitzender Biontech SE mit Özlem Türeci, Gründerin und medizinischer Vorstand Biontech SE.
Während der Pandemie erlangten Biontech und zwei der Gründer/-innen - Uğur Şahin (links) und Özlem Türeci - durch die mRNA-Impfung viel Aufmerksamkeit.

Berichterstattung, aber keine Werbung

Aber es ist eben nicht 2019 sondern 2023 – nach der Pandemie – und da ist das kleine Mainzer Pharmaunternehmen in Deutschland wahrscheinlich bekannter als Roche, Novartis und Bayer zusammen. Und dann kommen Pressemeldungen mit zuversichtlichen Ergebnissen von Biontech ganz anders in den Newsrooms an.

Das bedeutet nicht, dass wir nicht über sowas spannendes wie die CAR-T-Zelltherapie berichten sollten. Aber eine Pressemeldung eines Unternehmens dafür als Aufhänger zu nehmen, spielt deren Öffentlichkeitsarbeit natürlich voll in die Karten. Unsere Aufgabe als Journalistinnen und Journalisten ist es nicht, Werbung für Biontech zu machen, aber seit der Pandemie bekommen die Mainzer für jede kleine Pressemeldung viel zu viel Aufmerksamkeit, finde ich.

Es gibt spezielle Wissenschaftssendungen im Radio oder Fernsehen, Podcasts oder Magazine. Dort sind solche Themen immer gut aufgehoben. Aber lasst uns die vorderen Plätze der Berichterstattung für die Dinge reservieren, die jetzt wichtig sind und nicht – wenn überhaupt – erst in einigen Jahren.

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