Eine Covid-Infektion bietet wohl auch einen gewissen Schutz vor Schnupfen. Das zeigt eine neue Studie. Die neuen Erkenntnisse können dafür genutzt werden, Impfstoffe zu verbessern.
In den ersten Monaten der Corona-Pandemie war die sogenannte Kreuzimmunität ein viel diskutiertes Thema. Die Frage war damals, ob eine frühere Infektion mit harmlosen Corona-Schnupfenviren ein Stück weit vor einem schweren Verlauf bei Covid schützt. Und tatsächlich: Einige Studien konnten bei jüngeren Menschen eine -- wenn auch ziemlich überschaubare -- Schutzwirkung zeigen.
Jetzt hat ein Forschungsteam aus Boston das Thema erstmals in umgekehrter Richtung untersucht: Offenbar kann eine Covid-Infektion auch einen gewissen Schutz vor Schnupfen bieten. Die Studie ist gerade im Fachblatt „Science Translational Medicine“ erschienen.
Verschiedenen Arten von Viren können Schnupfen auslösen
Wenn die Nase trieft, sind Viren ganz unterschiedlicher Herkunft verantwortlich: häufig stecken Rhinoviren dahinter, aber auch vier Arten von harmlosen Coronaviren können Schnupfen auslösen. Mit den deutlich gefährlicheren Erregern von Covid haben sie einiges gemeinsam. Weil sie so nah verwandt sind, sind sie in vielen Punkten ähnlich.
Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass der Kontakt mit dem einen Erregertyp das Immunsystem auch gegen die andere Virusform aktiviert. In der Wissenschaft spricht man von Kreuzimmunität. Lange ging es nur um die Frage, ob manche Schnupfeninfektionen vor Covid schützen können. Ja, ein bisschen, lautet die Antwort. Nun also eine Studie mit umgekehrter Stoßrichtung und ähnlichem Ergebnis: Es ist kaum verwunderlich, dass offenbar auch eine Covid-Infektion in den Folgemonaten einen gewissen Schutz vor Corona-Schnupfenviren bietet.
Überstandene Covid-Infektion schützt möglicherweise auch vor neuen Virusvarianten
Spannend sind die Ergebnisse dennoch: Denn das Forscherteam hat die Kreuzimmunität zwischen dem Covid-Erreger und verwandten Schnupfenviren nur aus einem Grund so genau unter die Lupe genommen: Weil sich daraus vermutlich ableiten lässt, wie gut eine durchgemachte Covid-Erkrankung vor neuen, noch unbekannten Coronavarianten schützt.
Der Schnupfen dient also nur als Platzhalter für möglicherweise gefährliche Mutationen. Das Bostoner Forschungsteam hat sich dafür Klinikdaten von 4.900 Fällen angeschaut. Studienstart war im November 2020, die Teilnehmenden wurden jeweils rund ein halbes Jahr nachbeobachtet. Dabei zeigte sich: Wer an Covid erkrankt war, hatte in den Folgemonaten rund viermal seltener einen durch Coronaviren ausgelösten Schnupfen als die Vergleichsgruppe. Diese zweite Gruppe war geimpft und nicht an Covid erkrankt.
Ansteckend trotz Corona-Impfung?
Erkenntnisse der Studie könnten für Weiterentwicklung von Corona-Impfstoffen genutzt werden
Die Impfung bot also keinen Schutz vor Schnupfen. Und zwar unabhängig von der Art des Impfstoffs. Der Grund: Nur die echte Infektion aktiviert das Immunsystem gegen zwei sogenannte konservierte Proteine im Inneren des Covid-Erregers. Die gängigen Impfstoffe konzentrieren sich aber auf das Spike-Protein, also die stachelige Hülle des Virus. Damit werden die T-Zellen, die bei der hier untersuchten Kreuzimmunität eine Rolle spielen, gar nicht aktiviert.
Die Forschenden aus Boston schlagen deshalb vor, das bei künftigen Impfstoffen zu bedenken: sie sollten am besten auch die körpereigene Abwehr gegen die beiden nun entdeckten konservierten Proteine aktivieren. Das könnte dann auch den Schutz vor neuen Coronavarianten verbessern.
Können frühere Erkältungen gegen COVID-19 schützen?
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