Wild lebende Afrikanische Elefanten sprechen sich mit Rufen an, die Namen ähnlich sind. Das ist das Ergebnis einer Studie, für ein Forschungsteam knapp 500 Elefanten belauscht hat.
Elefanten sind sozial, haben ein gutes Gedächtnis und können sowohl Trauer als auch Mitgefühl zeigen. Forschende haben jetzt herausgefunden, dass die Dickhäuter noch weitere Gemeinsamkeiten mit uns Menschen haben. Sie können sich offenbar gegenseitig mit Namen ansprechen.
Michael Pardo und sein Forschungsteam von der Colorado State University haben fast 500 wild lebende afrikanische Elefantenweibchen in Kenia im Zeitraum von 1986 bis 2022 belauscht und die Ergebnisse jetzt im Fachmagazin Nature veröffentlicht. Ihr Fazit: Die Elefanten scheinen sich - ähnlich wie Menschen - gegenseitig mit individualspezifischen Rufen anzusprechen.
Bisher war nur die direkte Ansprache durch das Nachahmen von Lauten bekannt
Es gibt einige Tierarten, von denen wir wissen, dass sie sich auch direkt ansprechen können. Zum Beispiel Papageien. Sie adressieren ihre Artgenossen, indem sie einen für das Tier charakteristischen Laut nachahmen. Auch Delfine kopieren die für einen bestimmten Delfin typischen Pfeiflaute, um mit ihm zu kommunizieren.
Die Studie zeigt nun, dass wilde Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana ) anderen Artgenossen eine eigene Lautfolge geben, also einen Namen. Das ist bisher einmalig und für keine andere Tierart bekannt geworden, sagt Franziska Hörner, die sich an der Universität Wuppertal auf den Bereich Verhaltensforschung bei Elefanten spezialisiert hat.
Forschungsteam analysierte knapp 500 Rufe von Elefanten
Die Forschenden der Colorado State University konnten mit ihrer umfassenden Analyse belegen, dass Elefanten stärker auf die Wiedergabe von Rufen reagierten, die an sie gerichtet waren, als auf die Wiedergabe von Rufen des desselben Rufers, der aber offenbar einen anderen Elefanten ansprechen wollte.
Dazu analysierte das Forschungsteam zunächst mithilfe von maschinellem Lernen knapp 470 Rufe von rund 100 Elefanten. Die Rufe waren von 1986 bis 2022 in Kenia aufgenommen worden. Dabei zeigte sich, dass die physikalisch-akustische Struktur der Laute je nach Empfänger variierte.
Das bedeutet, dass die Rufe empfängerspezifische Informationen enthalten, die für die Elefanten wichtig sind. Das also Elefanten tatsächlich auf bestimmte Namen hören.
Besonders interessant findet Elefantenexpertin Franziska Hörner von der Uni Wuppertal, dass es sich nicht um allgemeingültige Namen handelt, sondern dass jeder Elefant für den anderen Elefanten einen eigenen Namen hat. Das mache das Ganze noch beeindruckender. Hörner verdeutlicht: Wenn wir das jetzt auf uns Menschen übertragen würden, dann hieße das, dass mir jedes Familienmitglied einen eigenen Namen gibt und ich mir die alle merken muss.
Studie schließt Störfaktoren wie Kommunikation durch Körper oder Geruch aus
Hörner hält die Studie für sehr valide. Es gebe einige Faktoren, die so eine Analyse verunreinigen könnten. Aber diese Studie basiere auf einem sehr sauberen Datensatz.
Die Forschenden hätten nur in ganz bestimmten Situationen gemessen. Das heißt, nur wenn sie sich sicher waren, welcher Elefant der Adressat ist. Also nicht, wenn die Tiere in einer großen Gruppe beieinander gestanden hätten, denn da hätte es Verwirrungen geben können, welches Tier tatsächlich gemeint ist.
Zudem wurde ausgeschlossen, dass die Elefanten noch auf andere Weise als über die Rufe kommunizieren konnten. Denn Elefanten nutzen - ähnlich wie andere Tiere - zur Kommunikation alle Möglichkeiten, die sie haben. Also auch Körperhaltung und Gerüche, also olfaktorische Reize, die zum Beispiel Auskunft über den Hormonstatus des Tieres geben können.
Elefantenrufe können wie tiefes Brummen klingen
Elefanten haben sehr gute Nasen. Gerüche spielen in ihrer Kommunikation daher eine ganz wichtige Rolle. Deshalb wurde nur ab einer Entfernung von rund 50 Metern gemessen, um sicherzustellen, dass das gerufene Tier wirklich nur auf den Ruf reagiert und nicht auf die anderen Einflussfaktoren.
Für Menschen hört sich die Elefantenkommunikation übrigens an wie tiefes Knurren, Brummen oder Grummeln. Die Fachwelt nennt das "Rumpeln", denn es sind in der Regel sehr tief frequente Laute.
Elefanten können möglicherweise abstrakt denken
Die jüngsten Ergebnisse deuten möglicherweise sogar darauf, dass Elefanten zu abstraktem Denken fähig sind, sagt Ko-Studienautor George Wittemyer. Denn Formen der Kommunikation, bei denen ein Laut eine Idee repräsentiert, erfordern besondere kognitive Leistungen.
Elefantenforscherin Franziska Hörner erklärt, dass das beeindruckende Ergebnis der Analyse einfach nochmal zeige, wie sehr wir Tiere unterschätzten - oder wie sehr wir uns überschätzten.
Es bleibt also noch viel zu erforschen über die Dickhäuter, die uns ähnlicher sind als bisher gedacht.
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