Marienverehrung war weit verbreitet
Wir wissen aus der Bibel leider nichts über Marias mögliche Marotten, aber wir wissen immerhin, dass die Gottesmutter und die Marotte zusammengehören.
Die heilige Jungfrau war gerade wegen der zu Herzen gehenden Weihnachtsgeschichte überaus volkstümlich. Die Gefahr, als unverheiratete Schwangere in Schande zu geraten, und die Last einer Geburt unter einfachsten Umständen – das rührte vor allem Frauen an.
Viele "Kosenamen" für Marienstatuen: Mariole, Marion, Marotte, Marionette
Deshalb wurde Maria nicht nur in Kirchen und Kapellen verehrt, sondern in Millionen von Häusern, Höfen und Hüttchen. Dort stellte man kleine Marienstatuen aus Holz auf, um private Andachten abzuhalten, erst recht im Advent. Diese Figürchen nannte man liebevoll mit verkleinernden Marien-Kosenamen wie "Mariole", "Marion", "Marotte" und "Marionette".
Von den Heiligenstatuen übertrug man die Ausdrücke "Marionette" und "Marotte" auf Handpuppen oder Drahtpuppen, weil es schon im späten Mittelalter geistliche Puppenspiele gab. Naheliegend, dass man bald alle beweglichen Kinderpuppen und vor allem diejenigen an Drähten, wie sie in der "Augsburger Puppenkiste" auftreten, "Marionetten" nannte.
Narrenzepter wurde ebenfalls als "Marotte" bezeichnet
Doch weshalb bezeichnet "Marotte" einen Spleen? "Marotte" bezeichnete auch den Herrscherstab der Narren. Der war eine Art komisches Zepter mit einem Narrenkopf am oberen Ende und ähnelte insofern einer Puppe. Deshalb sagte man ab dem 17. Jahrhundert in Frankreich: "Er hat eine ganz schöne Marotte." Damit meinte man, er habe kuriose Ideen, seltsame Verhaltensweisen und Vorlieben, die er wie das Narrenzepter mit sich herumtrage und die ihn sogar selbst zum Narren machten.
Von Frankreich aus übernahmen wir im 18. Jahrhundert den Ausdruck, der heute gar nicht mehr an Maria erinnert und eher nachsichtig und freundlich klingt.
Redensarten
Sprachgeschichte Woher kommt: "Dem fällt kein Zacken aus der Krone"?
Ursprünglich geht es hier um den Brautkranz. Der Brautkranz ist ja oft mit schönen Steinen oder Perlen geziert. Da galt es als besonders übles Zeichen, wenn ein Stein aus dieser Brautkrone herausfiel. Von Rolf-Bernhard Essig
Redewendung Woher kommt "sich nicht ganz grün sein" und "dasselbe in Grün"?
Jemandem grün sein kommt von der positiven Bedeutung der Farbe. Wenn ich jemandem grün bin, dann bin ich ihm gegenüber wachstumsorientiert, es ist in einen positiven Bereich hineingehend. Von Rolf-Bernhard Essig
Redewendung "Innerer Reichsparteitag" – ist das ein Nazi-Ausdruck?
Reichsparteitage waren eine Institution der Nazis und unstrittig ist, dass die Redewendung "das ist mir ein innerer Reichsparteitag" auf die Zeit des Nationalsozialismus zurückgeht. Um den Ausdruck moralisch zu bewerten, lautet die entscheidende Frage aber: Von wem wurde dieser in welcher Form benutzt? Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Redensart Warum "drücken" wir "die Daumen"?
Den Ausdruck kannten offenbar schon die alten Römer, für die das Daumendrücken zu tun hatte mit "jemandem Glück wünschen", "jemanden in Gedanken unterstützen". Von Gábor Paál | Dieser Beitrag steht unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.
Redensarten Woher kommt der Ausdruck "Heilig’s Blechle!"?
Bei Überraschung oder Empörung lässt man oft einen Stoßseufzer los, der häufig mit etwas Heiligem zu tun hat. Aber warum gerade das Blech? Von Rolf-Bernhard Essig.
Redensart "Durch die Lappen gehen" – Woher kommt der Ausdruck?
Hier geht es um die Jagd. Man hat bei der Treibjagd ein Areal mit Seilen abgesperrt. Über diese Seile hat man Tücher gehängt, die teilweise sogar – wie man auf alten Kupferstichen sehen kann – mit Fratzen bemalt waren. Von Rolf-Bernhard Essig