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Unkraut – Vom Schädling zur Nutzpflanze

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Matthias Kußmann
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Ulrike Barwanietz
Justina Bretzel
Candy Sauer

Unkraut nervt und wird oft mit Chemie bekämpft. Doch heute weiß man: Sogenannter Beiwuchs kann auch sehr nützlich sein.

Was keinen unmittelbaren Nutzen hat, ist "Unkraut"?

Lange unterschied man zwischen „guten“ und „schlechten“ Pflanzen. Gut waren jene, die man anbaute um Mensch und Tier zu ernähren, die als Rohstoff dienten, etwa Baumwolle, oder als Zierpflanzen das Auge erfreuten. Alle anderen, die keinen unmittelbaren Nutzen versprachen, waren schlecht, wurden zu „Unkraut“ erklärt und vernichtet.

Doch an dieser pauschalen Trennung gab es auch Zweifel. Schon im 19. Jahrhundert schrieb der amerikanische Philosoph Ralph Waldo Emerson, der heute manchmal als früher „Grüner“ bezeichnet wird:

"Unkraut ist eine Pflanze, deren Tugenden noch nicht entdeckt wurden."

Wildkräuter, Beiwuchs, Kulturpflanzen-Begleiter: wichtiger Teil des Ökosystems

Hierzulande hat vor allem das gewandelte ökologische Bewusstsein seit den 1980er-Jahren den Blick auf sogenanntes Unkraut verändert. Biologinnen und Biologen sprechen heute von „Wildkräutern“, „Beiwuchs“ oder „Kulturpflanzen-Begleitern“, die Bestandteile funktionierender Ökosysteme sind.

Manche können auch als Heilkräuter genutzt werden, etwa Rainfarne oder Arnika. Andere dienen im Landbau als willkommene Zeigerpflanzen, die auf eine bestimmte Bodenbeschaffenheit hinweisen. Und manche von ihnen kann man sogar essen, wie den Wilden Schnittlauch oder Sauerampfer.

Autoreifen aus Russischem Löwenzahn

Den Löwenzahn kennt jedes Kind. Zunächst ist seine Blüte leuchtend gelb, später verwandelt sie sich in ein rundes Gespinst grauer Fäden, die vom Wind weggeblasen werden oder von Menschen – die Pusteblume. Sie steht im Zentrum eines viel beachteten Forschungsprojekts der Uni Münster um den Biologen Dirk Prüfer.

In Münster wird der sogenannte Russische Löwenzahn als neue Quelle für nachhaltig produzierten Naturkautschuk genutzt. Neben der Reifenproduktion wird Kautschuk auch für über 40.000 weitere Produkte weltweit benötigt – von Schuhsohlen über Dichtungen und Matratzen bis zu Babyschnullern und Kondomen.

In 10 Jahren könnten Autoreifen aus Löwenzahn im Handel sein

Allerdings bestehen die geplanten Reifen nicht nur aus Naturkautschuk, der durch Bakterien biologisch abbaubar ist, sondern sind hochkomplexen Mischungen verschiedener, nicht immer nachhaltiger Bestandteile – darunter Farben, Metalle und Kunststoffe. Dennoch wäre angesichts vieler Millionen Reifen, die jährlich produziert werden, die Umstellung auf Löwenzahnkautschuk ein großer ökologischer Vorteil.

In etwa zehn Jahren könnten Autoreifen aus Löwenzahn im Handel sein – wenn es bis dahin einen großflächigen Anbau der Pflanzen gibt, um den Markt nachhaltig und dauerhaft bedienen zu können. Dafür würde in Deutschland etwa ein Prozent der hiesigen Agrarflächen gebraucht.

Großflächiger Giersch mit Blüten: Ein unscheinbares, hübsches Pflänzchen und doch gilt er als gefürchtet: der Giersch (Aegopodium podagraria). Das liegt an seinen unterirdischen Wurzeltrieben. Die sorgen dafür, dass der „gierige“ Giersch sich schnell und großflächig ausbreitet. Einmal da, ist er kaum wieder loszukriegen.
Ein unscheinbares, hübsches Pflänzchen und doch gilt er als gefürchtet: der Giersch (Aegopodium podagraria). Das liegt an seinen unterirdischen Wurzeltrieben. Die sorgen dafür, dass der „gierige“ Giersch sich schnell und großflächig ausbreitet. Einmal da, ist er kaum wieder loszukriegen. Bild in Detailansicht öffnen
Russischer Löwenzahn wird großflächig angebaut, um daraus Naturkautschuk zu gewinnen. Der Milchsaft des Russischen Löwenzahns (Taraxacum koksaghyz) enthält besonders viel Naturkautschuk. Das macht ihn als potenzielle Quelle für eine nachhaltigere Kunststoffproduktion interessant.
Autoreifen aus Löwenzahnkautschuk? Was im ersten Moment unvorstellbar klingt, könnte tatsächlich Wirklichkeit werden. Der Milchsaft des Russischen Löwenzahns (Taraxacum koksaghyz) enthält besonders viel Naturkautschuk. Das macht ihn als potenzielle Quelle für eine nachhaltigere Kunststoffproduktion interessant. Bild in Detailansicht öffnen
Violett blühender WIlder Schnittlauch: Ob fein gehackt im Quark, über Salate gestreut oder in selbstgemachter Kräuterbutter – Wilder Schnittlauch (Allium schoenoprasum) ist eine würzige Bereicherung für jeden Speiseplan.
Nicht nur schön fürs Auge. Ob fein gehackt im Quark, über Salate gestreut oder in selbstgemachter Kräuterbutter – Wilder Schnittlauch (Allium schoenoprasum) ist eine würzige Bereicherung für jeden Speiseplan. Bild in Detailansicht öffnen
Sauerampfer in einem Garten
Auch Sauerampfer (Rumex acetosa) ist essbar. Sein säuerlich-aromatischer Geschmack fügt sich wunderbar in die Wildkräuterküche ein. Bild in Detailansicht öffnen
Der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album) wächst gern in Getreide- und Sojafeldern – zum Ärger der Landwirtschaft. Um Nutzpflanzen und Ernteerträge nicht zu gefährden, werden häufig chemische Mittel zur Unkrautbekämpfung eingesetzt, sogenannte Herbizide.
Der Weiße Gänsefuß (Chenopodium album) wächst gern in Getreide- und Sojafeldern – zum Ärger der Landwirtschaft. Um Nutzpflanzen und Ernteerträge nicht zu gefährden, werden häufig chemische Mittel zur Unkrautbekämpfung eingesetzt, sogenannte Herbizide. Bild in Detailansicht öffnen
Windenknöterich umrankt Nutzpflanzen, hier Leinpflanzen: Wie der Weiße Gänsefuß kann auch der Windenknöterich (Fallopia convolvulus) agrarwirtschaftliche Schäden anrichten, indem er Nutzpflanzen umrankt und ihnen die Nährstoffe entzieht. Vielerorts kommen dann aggressive Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, die jedoch Flora und Fauna erheblich schädigen.
Wie der Weiße Gänsefuß kann auch der Windenknöterich (Fallopia convolvulus) agrarwirtschaftliche Schäden anrichten, indem er Nutzpflanzen umrankt und ihnen die Nährstoffe entzieht. Vielerorts kommen dann aggressive Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, die jedoch Flora und Fauna erheblich schädigen. Bild in Detailansicht öffnen
Blätter einer Brennnessel: Brennnesseln sind sehr wichtig fürs Ökosystem. Zahlreichen Insektenarten dienen sie als Brutstätte. Als sogenannte Zeigerpflanze weist die Brennnessel zudem auf stickstoffhaltigen Boden hin.
Achtung, schmerzhaft! Mit Brennnesseln kommt wohl jeder mal in Berührung. Darum gelten sie vielen als lästig. Dabei sind Brennnesseln sehr wichtig für das Ökosystem. Zahlreichen Insektenarten dienen sie als Brutstätte. Als sogenannte Zeigerpflanze weist die Brennnessel zudem auf stickstoffhaltigen Boden hin. Bild in Detailansicht öffnen

Herbizide reduzieren: mit künstlicher Intelligenz gegen Unkraut

Derweil werden kameragesteuerte Hackmaschinen in der Landwirtschaft weiter verbessert, um den Einsatz von Herbiziden gegen Unkraut zu reduzieren. Man experimentiert auch mit anderen Verfahren, um Nutzpflanzen schonend von Schädlingen zu befreien – mit Laserstrahlen, UV-Licht oder organischen Säuren. Außerdem werden vollautomatische Hackroboter entwickelt, die von künstlicher Intelligenz gesteuert Ackerland durchfahren.

Diese Roboter erkennen, ob die Pflanze vor ihnen eine Nutzpflanze oder ein Unkraut ist, umfahren sie oder hacken sie aus. Probleme gibt es aktuell noch mit der Prozess-Steuerung, direkte Sonneneinstrahlung kann ebenso stören wie plötzlicher Schattenwurf. Solche Roboter kosten heute um die 150.000 Euro, dürften aber, wenn sie sich verbessert am Markt durchsetzen, deutlich günstiger werden.

28. März: "Internationaler Tag des Unkrauts"

In einer klimafreundlichen Zukunft stellt sich immer wieder die Frage, welche grundlegende Bedeutung Pflanzen für die Menschheit haben. Und: Das Potenzial vieler „Unkräuter“ ist längst noch nicht entdeckt – ob essbar, als Mulch geeignet oder für die medizinische Forschung. An jedem 28. März werden sie bereits gefeiert, am "Internationalen Tag des Unkrauts".

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Auf keinen Fall darf man Salbeiblättertee während des Stillens trinken; da versiegt der Milchfluss. Außerdem sind Rhabarberwurzeln, Sennesblätter und Faulbaumrindenextrakte während der Schwangerschaft kontraindiziert. Die wirken durch die sogenannten Anthranoide abführend. Von Katharina Vogelsang

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Mit der sogenannten "Großen Grünen Mauer", einem Mosaik aus renaturierten Flächen, wollen afrikanische Staaten am Südrand der Sahara dafür kämpfen, dass das Überleben im Sahel möglich bleibt – trotz Verwüstung und Klimakrise. Von Bettina Rühl (SWR 2024) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/gruene-mauer-sahel | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen

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