Ein absoluter Albtraum für die einen, für die anderen ein Befreiungsschlag von der ausländischen Besatzung im Land: Die Taliban sind in Afghanistan nach zwei Jahrzehnten wieder zurück an der Macht. Die meisten hatten jahrelang im Kampf verbracht oder im Untergrund. Nun sind sie überall zu sehen.
Vor mehr als 20 Jahren haben viele in der westlichen Welt zum ersten Mal Notiz genommen von den Taliban: als die Islamisten die fast 1500 Jahre alten Bamiyan-Statuen in die Luft sprengten. Heute, völlig grotesk, stehen ehemalige Taliban-Kämpfer als Sicherheitsleute vor den großen Lücken in den Felswänden und bewachen das UNESCO-Weltkulturerbe, das sie selbst zerstört haben.
ARD-Korrespondentin Silke Diettrich, die schon oft in Afghanistan war und Ende Juni 2021 dort noch den Abzug der Bundeswehr miterlebt hat, ist nun wieder ins Land zurückgekehrt – allerdings in eins, das sie so noch nicht kannte: das neue Islamische Emirat der Taliban.
Afghanistan
Mittlerer Osten Afghanistan von der NATO allein gelassen – Angst vor Taliban und Bürgerkrieg
ARD-Korrespondentin Silke Diettrich war als einzige Journalistin dabei, als der letzte deutsche Flieger ausgeflogen ist. Jetzt nehmen die Taliban immer mehr Bezirke ein. Viele im Land machen sich große Sorgen – vor allem die Frauen. Von Silke Diettrich | Manuskript, Bildergalerie und mehr: http://swr.li/afghanistan | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: wissen@swr2.de | Folgt uns auf Twitter: @swr2wissen
Archivradio
20.9.2001 George W. Bush kündigt Angriffe in Afghanistan an
20. September 2001. Inzwischen ist klar: Für Terroranschläge vom 11. September 2001 sind Osama bin Laden und die Terrororganisation al-Qaida verantwortlich. Die operiert von Afghanistan aus, unter dem Schutz und der Duldung der Taliban-Regierung.
Die US-Regierung fordert die Taliban auf, Osama bin Laden auszuliefern. Doch so weit gehen die Taliban nicht – sie bitten Osama bin Laden lediglich, freiwillig das Land zu verlassen.
Das reicht US-Präsident George W. Bush nicht. Er kündigt am Abend des 20. September 2001 an, das Terrornetzwerk zu zerschlagen, und dass jeder Staat, der die Terroristen unterstützt, als Feind betrachtet wird.
Bush betont zugleich, dass es sich dabei nicht um einen Angriff gegen den Islam handelt. Hintergrund ist eine zunehmend islamfeindliche Stimmung im eigenen Land seit den Terrorangriffen.
7.10.2001 Afghanistan-Krieg beginnt durch Angriffe von USA und Großbritannien
Am 7. Oktober 2001 greifen die USA zusammen mit Großbritannien Afghanistan an. Die Nachrichten fassen die ersten Reaktionen zusammen. Kurz darauf meldet sich al-Qaida-Anführer Osama bin Laden mit einem Video und droht den USA.
In einem weiteren Bericht deutet Bundeskanzler Gerhard Schröder an, dass sich auch die Bundeswehr im weiteren Verlauf in Afghanistan engagieren wird. | swr2.de/archivradio
6.11.2001 USA fordern Bundeswehr-Hilfe in Afghanistan
6.11.2001 | Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 greifen die USA wenige Wochen später im Oktober Stellungen der Taliban in Afghanistan an. Es ist der Beginn des sogenannten "Krieg gegen den Terror". Und für den fordert die US-amerikanische Regierung internationale Unterstützung an – unter anderem von Deutschland. Der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder (SPD) beschert diese Bitte eine Regierungskrise. Einige Abgeordnete vor allem der Grünen sind gegen einen Militäreinsatz der Bundeswehr in Afghanistan und wollen sich bei einer Abstimmung im Bundestag verweigern. In den folgenden Wochen wird auf politischer Ebene hitzig über das Für und Wider des Einsatzes diskutiert.
Bundeskanzler Gerhard Schröder macht am 6. November 2001 die Bitte der US-Regierung öffentlich und erinnert an sein Versprechen, stets zu den USA zu stehen.
Bundeskanzler Gerhard Schröder knüpft die Frage, ob sich Deutschland an der US-Operation „Enduring Freedom“ in Afghanistan beteiligen soll, an die Vertrauensfrage. Am 16. November erhält er im Parlament eine knappe Mehrheit der Stimmen.
Einige Wochen später, am 22. Dezember 2001, beschließt der Bundestag, dass sich deutsche Truppen außerdem beteiligen sollen an der ISAF Friedensmission der Vereinten Nationen in Afghanistan. Dafür bekommt die Regierung eine deutliche Koalitionsmehrheit.
26.7.2010 WikiLeaks: Die Afghanistan-Kriegsdokumente
26.7.2010 | Drei Monate nach dem brisanten Irak-Video gelingt WikiLeaks im Juli 2010 der nächste große Coup: Die Organisation publiziert eine Sammlung von fast 77.000 Dokumenten aus dem Kriegseinsatz in Afghanistan. 15.000 weitere Dokumente hält WikiLeaks unter Verschluss, weil sie Informanten gefährden könnten. WikiLeaks lanciert die Dokumente an Spiegel Online, die New York Times und den Guardian, die sie auswerten und darüber berichten.