Christoph König im Gespräch mit Prof. Peter Steinbach, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin
1945 bis 1946: Anklage gegen NS-Führung
Es war ein Meilenstein für die Deutschen und die Entwicklung des Völkerrechts: Von November 1945 bis Oktober 1946 saßen die führenden Nationalsozialisten auf der Anklagebank des Internationalen Militärgerichtshofs, den die Alliierten eingerichtet hatten.
Die Deutschen wurden erstmals mit den Verbrechen des Kriegs und der gezielten Vernichtung der Juden konfrontiert. Filme wurden im Gerichtssaal gezeigt, Augenzeugen kamen zu Wort, der Rundfunk berichtete. Damit war der Prozess auch ein Stück Mediengeschichte.
SWR 2016
Die Aufnahmen in chronologischer Reihenfolge
12.11.1945 21 Angeklagte bekennen sich "nicht schuldig"
12.11.1945 | Eine Woche vor Beginn der eigentlichen Verhandlung treten die Angeklagten nacheinander ans Mikrofon. Den Anfang macht Hermann Göring. Alle bekennen sich für "nicht schuldig". | Nürnberger Prozesse
24.11.1945 Kommentar Fritz Eberhard: Die Lehren aus Nürnberg und Hiroshima
24.11.1945 | Fritz Eberhard (1896 - 1982) war der Vorsitzende des beratenden Komitees der deutschen Mitarbeiter von Radio Stuttgart und von 1949 bis 1958 Intendant des Süddeutschen Rundfunks. Der Sozialdemokrat war während der NS-Herrschaft im Widerstand und musste 1937 auswandern. In seinem Kommentar mahnt er: Im Nürnberger Prozess geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern vor allem um die Zukunft. Die Welt müsse aus dem jüngsten Krieg lernen und nicht ein neues Wettrüsten beginnen – gerade auch angesichts der Zerstörungskraft der Atombombe. | Nürnberger Prozesse
19.12.1945 US-Korrespondentin Erika Mann über den Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess
19.12.1945 | Erika Mann, Tochter von Thomas Mann, lebte erst im Exil in der Schweiz und emigrierte dann in die USA. Im Krieg berichtet sie für britische und amerikanische Medien. Im Interview mit einem deutschen Kollegen schildert sie ihre Eindrücke von den Angeklagten im Gefängnis und aus dem Gerichtssaal. | Nürnberger Prozesse
29.1.1946 Hans Cappelen berichtet über die Gestapo-Folter
29.1.1946 | Als Zeugen für die Verbrechen der Nazis kommen auch die Opfer zu Wort wie zum Beispiel der Norweger Hans Cappelen. Er war erst Gefangener der Gestapo und später im KZ Buchenwald. Er berichtet vor den Augen der Welt von den unmenschlichen Foltermethoden seiner Peiniger. Die wichtigsten Passagen werden im Radio gekürzt übertragen. | Nürnberger Prozesse
13.3.1946 Hermann Göring wird in Nürnberg vereidigt
13.3.1946 | Hermann Göring, bis 1945 u.a. Oberbefehlshaber der Luftwaffe, schwört, vor Gericht die Wahrheit zu sagen. | Nürnberger Prozesse
20.3.1946 Hermann Göring im Verhör
20.3.1946 | US-Ankläger Robert Jackson verhört Herrmann Göring. Es geht um ein Dokument zur Enteignung der jüdischen Bevölkerung, das Görings Unterschrift trägt. Hier fällt ein Begriff, der im Zentrum der nationalsozialistischen Verbrechen steht. | Nürnberger Prozesse
8.4.1946 Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel und seine inneren Kämpfe
8.4.1946 | Wilhelm Keitel war Generalfeldmarschall und Chef des Oberkommandos der Wehrmacht. Alle Befehle hat er stets befolgt, obwohl er mit seiner inneren Stimme kämpfen musste, wie er vor Gericht sagt. | Nürnberger Prozesse
11.4.1946 Ernst Kaltenbrunner will nichts von Gaskammern gewusst haben
11.4.1946 | Ernst Kaltenbrunner, der Chef des Sicherheitshauptamtes und des Sicherheitsdienstes wird von seinem Verteidiger Kurt Kauffmann befragt. Er behauptet, niemals eine Gaskammer gesehen zu haben, auch nicht bei einem Besuch im KZ Mauthausen, von dem es einen Beweis gibt. | Nürnberger Prozesse
15.4.1946 Ehemaliger Lagerkommandant Rudolf Höß über Auschwitz
15.4.1946 | Kurt Kauffmann, der Verteidiger von Ernst Kaltenbrunner, verhört Rudolf Höß, der von 1940 bis 1943 Lagerkommandant von Auschwitz war. Höß spricht offen über die Ankunft der Züge mit den Gefangenen, ihre Aufteilung in Zwangsarbeit oder Tod in der Gaskammer. | Nürnberger Prozesse
7.6.1946 Generaloberst Alfred Jodl wird verhört
7.6.1946 | Wie viele seiner Mitangeklagten will Alfred Jodl von der Judenvernichtung nichts gewusst haben. Hitler sei für ihn ein Scharlatan gewesen. Warum er ihm dann gefolgt sei, will der Ankläger wissen. | Nürnberger Prozesse
31.8.1946 Hermann Görings Schlusswort: Nummer zwei gibt sich ahnungslos
31.8.1946 | Herrmann Göring bleibt bis zum Ende bei seiner Version der Geschichte: Er habe nichts vom Massenmord an den Juden gewusst und keinen Krieg gewollt. | Nürnberger Prozesse
31.8.1946 Albert Speers Schlusswort: "Die Welt wird aus Krieg lernen"
31.8.1946 | Albert Speer sieht im Nürnberger Prozess einen Beitrag dazu, Kriege in Zukunft zu verhindern. Nur knapp entgeht er einem Todesurteil. | Nürnberger Prozesse
1.10.1946 Verkündung der Strafen im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess
1.10.1946 | Nach fast einem Jahr Verhandlungsdauer werden 12 der 24 Angeklagten zum Tode verurteilt. Die Urteilsverkündung in Nürnberg dauerte Stunden. Für die Zusammenfassungen in den einzelnen Rundfunkanstalten wurde diese Kurzfassung angefertigt und die Pausen zwischen den einzelnen Angeklagten entfernt. | Nürnberger Prozesse
1.10.1946 Reportage aus dem Gerichtssaal
1.10.1946 | Ausschnitt aus einer Reportage aus dem Gerichtssaal live von der Urteilsverkündung. Am Mikrofon beschreiben Andreas Günther und Gregorvon Rezzori das Geschehen im Saal und die Reaktion der Angeklagten. | Nürnberger Prozesse
1.10.1946 Umfrage nach der Urteilsverkündung
1.10.1946 | Nach der Verkündung des Urteils am 1. Oktober 1946 befragt ein Reporter von Radio München Passanten, Schüler und Fabrikarbeiter und diskutiert mit ihnen über das Ausmaß der Strafen und die Schuld der Generäle. | Nürnberger Prozesse
1.10.1946 Journalisten der Siegermächte kommentieren das Urteil
1.10.1946 | Im deutschen Radio kommen auch Reporter aus dem Ausland zu Wort, in diesem Fall Robert Cooper von der Londoner Times, Dominique Auclair vom Pariser Figaro und Victor Bernstein vom amerikanischen Magazin P.M. | Nürnberger Prozesse
1.10.1946 Schlusskommentar Markus Wolf "Das Weltgericht hat sein Urteil gefällt"
1.10.1946 | Markus Wolf (1923 - 2006) ist vor allem als DDR-Spion bekannt. Zu Kriegszeiten lebte er im Exil in der Sowjetunion. 1945/46 war er als Berichterstatter beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher akkreditiert. Am Ende des Prozesses zieht er im Rundfunk ein positives Fazit und appelliert an die Deutschen, aus der Vergangenheit zu lernen. | Nürnberger Prozesse
Nationalsozialismus
Diskussion Vorübergehend gescheitert – Was hat die Revolution von 1848/49 bewirkt?
23. Juli 1849: die badische Festung Rastatt ergibt sich nach wochenlanger Belagerung den preußischen Truppen. Die Revolution ist am Ende, die Vergeltung der Sieger gnadenlos, es folgen Jahrzehnte des politischen Terrors. Der Fall von Rastatt vor 175 Jahren symbolisiert das Scheitern der deutschen Revolution von 1848/49, weder trat eine freiheitliche Verfassung in Kraft noch wurde Deutschland Nationalstaat. Aber der Funken war gelegt, und heute fragen wir uns: Wäre ohne den Freiheitswillen jener Frauen und Männer unsere moderne Demokratie überhaupt denkbar? Was hat die Revolution bewirkt? Und wie sollen wir an sie erinnern? Gregor Papsch diskutiert mit Dr. Jörg Bong – Publizist; Prof. Dr. Jörn Leonhard – Historiker, Universität Freiburg; Dr. Irmgard Stamm – Historischer Verein Rastatt
Nationalsozialismus Hitler-Attentäter Stauffenberg – Wie die Widerstands-Ikone polarisiert
Am 20. Juli 1944 brachte der Wehrmachtsoffizier Stauffenberg im Führerhauptquartier eine Sprengladung zur Explosion, die Hitler beseitigen sollte. Hitler überlebte den Anschlag und ließ Stauffenberg noch am selben Abend als Landesverräter standrechtlich erschießen. Inzwischen gilt er als Sinnbild des deutschen Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Von Pia Fruth (SWR 2024) | Manuskript und mehr zur Sendung: http://swr.li/hitler-attentat-stauffenberg | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen
Geschichte Vergleiche mit dem Holocaust – Eine historische Einordnung
Der Holocaust gilt als beispiellos. Doch darf man ihn deshalb nicht mit anderen Völkermorden oder den kolonialen Verbrechen vergleichen? Für den Historiker Stephan Malinowski ist die Frage müßig: Holocaustvergleiche sind für ihn Alltag, und ein Vergleich noch keine Relativierung. Im Science Talk bringt er Ordnung in die Debatte. (SWR 2024) | Mehr zur Sendung: http://swr.li/holocaust-vergleiche-historische-einordnung | Bei Fragen und Anregungen schreibt uns: daswissen@swr.de | Folgt uns auf Mastodon: https://ard.social/@DasWissen
Nationalsozialismus Erinnerungskultur in Familien - Ausstellung im Mainzer Landtag fordert zum Hören, Schauen und Mitmachen auf
Welche Rolle spielten die eigenen Vorfahren im Nationalsozialismus? Und wie viel wurde und wird darüber in Familien gesprochen? Eine neue Wanderausstellung stellt Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu diesem Thema vor.
Eine bizarre Begegnung „Der Schatten des Kommandanten“: Die Nachkommen von Rudolf Höß treffen Auschwitz-Überlebende
Der Sohn und der Enkel des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß treffen in London die fast 100-jährige Überlebende Anita Lasker-Wallfisch. Eine hochinteressante und gleichzeitig problematische Doku.